Home Film “3 Tage in Quiberon” – das damals Aufsehen erregende Stern-Interview von Romy Schneider als einfühlsames Doku-Drama

“3 Tage in Quiberon” – das damals Aufsehen erregende Stern-Interview von Romy Schneider als einfühlsames Doku-Drama

Autor: Mick

"3 Tage in Quiberon" Filmplakat

3 Tage in Quiberon

Darsteller: Marie Bäumer, Birgit Minichmayr, Charly Hübner, Robert Gwisdek
Regie: Emily Atef
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.3-tage-in-quiberon.de
Facebook: facebook.com/Prokino


Demjenigen, der Emily Atefs auf der letzten Berlinale uraufgeführtes Porträt von Romy Schneider in seiner ganzen Stärke genießen will, sei wärmstens ans Herz gelegt sich vorher ein wenig mit der Biografie der deutsch-französischen Schauspielerin zu beschäftigen. Denn das auf wahren Begebenheiten basierende, emotionale Drama gewinnt im richtigen Kontext gesehen nochmal immens an Wirkung. In ihrem fast dokumentarischen Schwarz-Weiß-Film spiegelt Atef nämlich eine klitzekleine Episode aus Schneiders so bewegter Vita, als sich diese, wie wir heute wissen, schon in ihrer letzten Lebensphase befand. Damals gab sie, die sich von der deutschen Presse stets missverstanden fühlte, dem “Stern” ein erstaunlich offenherziges Exklusivinterview und ließ während der Titel gebenden 3 Tage in Quiberon an der bretonischen Küste 1981 einen tiefen Blick in ihr Seelenleben zu.

Atef legt ihr Doku-Drama kammerspielartig an, erzeugt in den engen Hotelzimmern eine dichte Atmosphäre, der man nicht entkommen kann, zumal die dazu passende, brennende Zigarette geradezu omnipräsent scheint. Dort öffnet sich Romy Schneider, die Marie Bäumer mit frappierender Ähnlichkeit und einer Authentizität gibt, dass man in nahezu jeder Einstellung die wahre Romy vor sich sieht, dem Stern-Duo scheinbar naiv. Doch was ihre mit ihr urlaubende Jugendfreundin Hilde (Birgit Minichmayr) zu ihrem Schutz mit allen Mitteln zu verhindern sucht, ist dann doch eine gezielte Selbstinszenierung der von der deutschen Öffentlichkeit längst verstoßenen Charakterdarstellerin. Inwieweit aber, und hier greift das essenzielle Spannungsmoment des Streifens, ist die durch die Lebensumstände gezeichnete und ständig unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss stehende Schauspielerin noch Herr ihrer Sinne, die eine Selbstbestimmung überhaupt erst zulassen?

Ihr gegenüber sitzt außer dem mit ihr befreundeten Fotografen Robert Lebeck (Charly Hübner) in dem Unterhaltungsreporter Michael Jürgs (Robert Gwisdek) ja ein gewiefter Journalist, der sie mit allen Regeln der Kunst – Weinbestellung inklusive – in jedem Gespräch aus der Reserve zu locken und den Menschen statt der Schauspielerin zu befragen versucht. Diese Spannung im Raum, das von Bäumer und Gwisdek wunderbar transportierte Ringen um die Oberhand im Dialog, ist wirklich sehenswert und lässt einen selbst als Zuschauer zweifeln, ob das Ergebnis des Interviews dann letztendlich eine grenzenlose Auslieferung an die Presse oder aber eine Imagekorrektur des Stars war.

Eins jedoch steht auf jeden Fall fest: Aufsehen erregend war es allemal und Atefs Film, in dem sie die Psycho-Spielchen der beiden Protagonisten mit künstlerischer Leichtigkeit inszeniert, macht unheimlich Spaß. Dass sie dabei durch Marie Bäumer unterstützt einen ganz neuen, ungeschönten Blick auf die als Schauspielerin herausragende aber im Leben gescheiterte Romy Schneider zulässt, kann nur als zusätzliche Bereicherung wahrgenommen werden.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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