A Real Pain
Darsteller: Jesse Eisenberg, Kieran Culkin, Will Sharpe, Jennifer Grey
Regie: Jesse Eisenberg
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.searchlightpictures.com/a-real-pain
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE
Instagram: instagram.com/20thcenturystudiosde
Kinostart: 16. Januar 2025
Jesse Eisenberg kennen wir als Schauspieler aus Filmen wie “Zombieland” (2009), “Die Unfassbaren – Now You See Me” (2013) oder “The Social Network” (2010), der ihm für seine Verkörperung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine Oscar®-Nominierung als “Bester Hauptdarsteller” einbrachte. Nachdem er parallel auch als Theater-Akteur sowie Bühnenautor sowie Verfasser von Magazinartikeln tätig war, legte er 2022 mit der Tragikomödie “When You Finish Saving the World” sein Regiedebüt vor, welches zwar größtenteils positive Kritiken erfuhr, aber insgesamt wenig Beachtung erzielen konnte. Mit “A Real Pain”, welcher ebenfalls als Tragikomödie daher kommt, legt der 41-Jährige nun seine zweite Regiearbeit vor, für die er auch wieder das Drehbuch verfasste, diesmal aber nicht nur zusätzlich mitproduzierte sondern auch eine der Hauptrollen übernahm.
Wir sehen ihn als David, der aus Amerika mit seinem Cousin Benji (Kieran Culkin) nach Polen reist, um mehr über das Leben ihrer kürzlich verstorbenen, jüdischen Großmutter heraus zu finden. Dass beide schon seit einiger Zeit wenig miteinander zu tun haben versteht man recht schnell, sind sie doch grundverschieden, David ruhig, zurückhaltend, bodenständig und bedacht, Benji hingegen ein impulsiver, extrovertierter, orientierungslos erscheinender und nicht immer mit voriger Abwägung seiner Worte auffallender Zeitgenosse.
In Polen angekommen machen sich die beiden Juden mit der gebuchten Reisegruppe unter Führung des britischen Tour-Guides James (Will Sharpe) auf einen Roadtrip zu Stätten, die in jüdische Geschichte eintauchen und an den deutschen Holocaust-Schrecken erinnern. Hierbei kommt es nicht nur immer wieder zu Spannungen und aufreibenden Dialogen zwischen den Cousins, sondern auch zu anderen fordernden Situationen, wenn sie auf Grund von Benjis Ausschweifungen die Abfahrt verpassen und erst später wieder zur Truppe stoßen, oder wenn Benji die Kompetenzen, Ausführungen und vor allem Emotionalität des auf die Übermittlung von Fakten ausgerichteten James vor allen anderen auf dem alten jüdischen Friedhof in Lublin in Frage stellt. Das stößt den anderen Mitreisenden zwar auf, durch seine Offenheit gewinnt Benji aber auch Verständnis und Zuneigung.
Mit “A Real Pain” legt Jesse Eisenberg einen interessanten, tiefgründigen Roadtrip vor, der weniger durch Tempo besticht, sich dafür mehrfach unterlegt mit Musik Frédéric Chopins umso detaillierter den so konträren Charakteren der Protagonisten annimmt und hierdurch zu gefallen weiß. Der in einer säkular-jüdischen Familie aufgewachsene und mit polnischen wie ukrainischen Wurzeln ausgestattete US-Amerikaner lehnt sich hiermit auch an eigene Familiengeschichte an, an das Leben seiner Großtante Doris und seiner Großmutter, wobei sogar am polnischen Haus gedreht wurde, wo ihre Familie bis 1939 lebte.
Die Resonanz auf “A Real Pain” ist im Vergleich zu Eisenbergs erster Regiearbeit jetzt schon vielfach größer, mit diversen Nominierungen und Auszeichnungen. Hierzu gehören eine Nominierung als “Bester Spielfilm” beim Sundance Festival 2024, wo er den Waldo Salt Screenwriting Award mit nach Hause nehmen konnte, sowie Golden-Globe-Nominierungen in den Kategorien “Bester Film – Komödie oder Musical”, “Bestes Drehbuch” und “Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical” (beides Eisenberg) – und Kieran Culkin wurde der Golden Globe als “Bester Nebendarsteller” überreicht.
Eigentlich ist dieser kein Nebendarsteller sondern der zweite Hauptdarsteller, der den Film massiv prägt mit seiner herausragenden Darstellung des alles andere als unkompliziert auftretenden, aber doch so authentischen Benji, der aus extrovertierten, fröhlichen Momenten auch in tiefe Nachdenklichkeit und Traurigkeit umschlagen kann – nicht umsonst berichtet David den anderen bei einem ebenfalls aus dem Ruder laufenden Abendessen von einem früheren Selbstmordversuch seines Cousins. Auch Eisenberg spielt stark, ebenso wie Will Sharpe als ungewohnt geforderter Gruppenleiter. In der Nebenrolle als redselig geschiedene Marcia sehen wir übrigens auch mal wieder die einst durch Streifen wie “Ferris macht blau” und “Dirty Dancing” bestens bekannte Jennifer Grey, die seit ihren Schönheitsoperationen Anfang der 90er-Jahre kaum noch in internationalen Kinoproduktionen zu erleben war.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten