Home Film “Abseits des Lebens” – die Bewältigung einer Lebenskrise als beeindruckendes Aussteigerdrama

“Abseits des Lebens” – die Bewältigung einer Lebenskrise als beeindruckendes Aussteigerdrama

Autor: Mick

"Abseits des Lebens" Filmplakat (© 2021 Focus Features, LLC.)

Abseits des Lebens

Darsteller: Robin Wright, Demián Bichir, Kim Dickens
Regie: Robin Wright
Dauer: 89 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.upig.de/micro/land
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


In eine Lebenskrise gerät wohl jeder von uns irgendwann mal, die dann mehr oder weniger schwer ausfällt. Bleibt zu hoffen, dass Edees, von Robin Wright in ihrem Drama „Abseits des Lebens“ höchstselbst gespielter Anwältin, nicht autobiografisch ist. Sonst müsste man sich wirklich ernste Sorgen um das Seelenheil der Schauspielerin und Regiedebütantin machen.

Die Chicagoerin Edee lernen wir kennen, als bei ihr schon einiges im Argen liegt, sie durch irgendetwas abrupt aus der Bahn geworfen wurde und ihr selbst die Kommunikation mit ihrer Therapeutin schwerfällt. Das hektische Großstadtgewusel der Menschen jedenfalls erträgt die stark Traumatisierte nicht mehr, und fasst kurzerhand den Entschluss, ihre Sachen zu packen und sich aufzumachen in eine abgelegene Berghütte in der nordamerikanischen Wildnis.

Dieses Szenario kennen wir schon aus dem ergreifenden Aussteigerfilm „Into the Wild“, mit dem 2007 ausgerechnet Wrights Ex-Ehemann Sean Penn das Schicksal des Studenten Christopher McCandless verfilmte, der allein in den endlosen Weiten Alaskas den Tod fand. Das aber scheint nicht das Ziel der überforderten Edee zu sein, die ihre Flucht aus der Stadt eher als einzig wirksame Therapiemaßnahme fern jedes Menschenkontakts begreift. Schon nach kurzer Zeit jedoch wird auch ihr klar, dass sie sich deren Durchführung weitaus einfacher vorgestellt hat, als es sich jetzt herausstellt.

Denn die Natur kann, gerade wenn man es wie die unbedarfte Städterin Edee in der Abgeschiedenheit der schroffen Berge Wyomings ganz allein mit ihr aufnimmt, erbarmungslos zuschlagen. So hat sie zwar noch Glück, dass der riesige Bär in ihrer Hütte genügend Vorräte findet und sie verschont. Den schlimmen Schneesturm aber, der eines Tages durch ihre Bude pfeift, überlebt sie nur, weil der aufmerksame Jäger Miguel (Demián Bichir) sie halb erfroren auf dem Boden ihrer Hütte findet. Nach ihrer medizinischen Versorgung gelingt es dem Naturburschen dann tatsächlich, sie trotz ihrer ausgeprägten Menschenscheu etwas an die Hand zu nehmen, ihr seinen Hund zur Seite zu stellen und sie bei seinen nun regelmäßigen Besuchen mit dem nötigen Rüstzeug für ihren selbstgewählten Survivaltrip auszustatten.

"Abseits des Lebens" Szenenbild (© 2021 Focus Features, LLC.)

(© 2021 Focus Features, LLC.)

Mit phänomenalen Landschaftsbildern lehrt uns Wright von Anfang an Respekt vor der Natur, die sie bei den Dreharbeiten in Kanada wahrlich beeindruckend und nahezu naturbelassen vorfand. Sie macht mit ihrer Edee deutlich, dass selbst Holz hacken im Fernsehen leichter aussieht, als es ist, und ein Überleben fernab jeglicher Zivilisation erstmal verdient werden will. Und doch ist Edees Handeln jederzeit nachvollziehbar, lässt uns die Schauspielerin Wright durch ihr einfühlsames Spiel ihre Verzweiflung begreifen und selbst deren Nahtoderfahrung nachempfinden. Bei allem Rätseln um die eingangs nur angedeuteten Gründe für Edees Ausstieg trifft es sich da gut, dass mit Miguel ein Weggefährte in ihr Leben tritt, der selbst ein schweres Päckchen zu tragen scheint und in kleinen Schritten einen Weg um ihre Psychose herum in ihr verwundetes Herz findet.

So wird Wrights emotionaler Debütfilm nicht nur zum sehenswerten Naturschauspiel, sondern entwickelt gerade zum Ende hin einen Tiefgang, der weit über das Thema Lebenskrise hinausgeht.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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