Home Film “Adieu Chérie – Trennung auf Französisch” – die konstruierte Komödie kann nicht überzeugen

“Adieu Chérie – Trennung auf Französisch” – die konstruierte Komödie kann nicht überzeugen

Autor: Mick

"Adieu Chérie – Trennung auf Französisch" Filmplakat (© Happy Entertainment)

Adieu Chérie – Trennung auf Französisch

Darsteller: Karin Viard, Franck Dubosc, Tom Leeb, Clémentine Baert
Regie: Philippe Lefebvre
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: happy-entertainment.de/adieu-cherie
Facebook: facebook.com/HappyEntert
Instagram: instagram.com/happyentertainment.de
Kinostart: 22. August 2024


Mit seiner Beteiligung an Projekten wie etwa unlängst „Mama ante Portas“ (2021) oder „Willkommen im Hotel Mama“ (2016) ist Philippe Lefebvre ganz klar im Fach der seichten Komödien beheimatet. Und auch mit seinem neuen Werk „Adieu Chérie – Trennung auf Französisch“, in dem er diesmal eindeutig die alltäglichen Probleme von Mittfünfzigern thematisiert, hat der bisher vornehmlich als Fernsehregisseur in Erscheinung getretene Franzose nicht gerade einen Meilenstein der Kinogeschichte geschaffen, so viel sei vorab schon mal verraten.

Seine Hauptfigur ist Journalistin Diane (Karin Viard), die mit ihren 53 und davon inzwischen stattlichen 30 Ehejahren mitten in den Wechseljahren und einer gewaltigen Midlife-Crisis angekommen ist. Von ihrem Mann, dem Pianisten Alain (Franck Dubosc), gelangweilt, wird sie auch im Büro auf den Redaktionssitzungen des hippen Boulevardmagazins regelmäßig von ihren jüngeren Kolleginnen übergangen. Die halten sie schlicht für zu alt und bieder sich an ihrem Tratsch geschweige denn ihrer WhatsApp-Partygruppe zu beteiligen, was ihr sichtlich zu schaffen macht.

Da kommen die Gerüchte um die Affären ihres wesentlich jüngeren und überaus attraktiven Chefredakteurs Stéphane (Tom Leeb) gerade recht, die sie mindestens genauso nerven wie ihn. Schnell ist also ihre Liebesbeziehung zum beabsichtigten Erstaunen der Belegschaft gefakt, was sowohl Stéphane als auch Diane ungemein belustigt. Dumm nur, dass Ehemann Alain Zeuge ihres Kusses vor dem Verlag wird und so das Schlimmste vermuten muss, ist doch auch ihm Dianes jüngste Unzufriedenheit mit dem gemeinsamen Eheleben nicht entgangen. Doch was sie kann, kann er schon lange, und so zieht er spontan zu seinem Kumpel, dem um keinen Ratschlag verlegenen Schwerenöter Erwan, um ihr zu verdeutlichen, was sie doch bis jetzt an ihm hatte.

"Adieu Chérie – Trennung auf Französisch" Szenenbild (© Happy Entertainment)

(© Happy Entertainment)

Was aber auf den ersten Blick so nett erdacht scheint, funktioniert ganz einfach hinten und vorne nicht und lässt einiges an Glaubwürdigkeit vermissen. Selbst wenn man Stéphanes Aufgeschlossenheit auch älteren Damen gegenüber mal gutmütig durchwinken will, so hakt es hier in der Umsetzung doch gewaltig, wirkt seine tatsächliche Affäre mit Diane spätestens dann reichlich aufgesetzt, wenn sie inklusive altersbedingter Gebrechen gemeinsam im Bett landen. Schon da setzt das Drehbuch auf den billigen Witz, gegen den das ansonsten gut aufgelegte Ensemble kaum anspielen kann, das den Figuren eigentlich genügend Authentizität verleiht.

Warum aber muss anschließend die endlich von ihren ehelichen Fesseln befreite und dadurch merklich auflebende Diane auch noch voll ins Online-Dating einsteigen und dabei alle Widrigkeiten des Treffens via Dating-App kennenlernen? Da ist dem platten, zotigen Humor plötzlich Tür und Tor geöffnet, wo doch die Thematik des Aufbegehrens gegen die Midlife-Crisis so viel mehr hergäbe. Denn für den von Stéphane bei ihr in Auftrag gegebenen Artikel über das Lebensgefühl von Mittfünfzigerinnen hätte Diane sicherlich wesentlich mehr beizusteuern als ihre neu entdeckte sexuelle Experimentierfreude. Sehr viel charmanter gerät da schon Alains unerwartete Bekanntschaft mit der sanften Agathe (Clémentine Baert), die auch ihm einen Blick durch die ehelichen Scheuklappen gestattet, und mit einem knisterndem Flirt so etwas wie den Gegenentwurf zu Dianes hemdsärmeligen Holzhammermethoden darstellt.

Insgesamt schießt Lefebvre so mit seinem Remake einer argentinischen Komödie etwas über das Ziel hinaus und verliert angesichts der allzu humoristischen Eskapaden des Drehbuchs sein durchaus erkennbares grundsätzliches Anliegen zeitweise ein wenig aus den Augen. Die Befindlichkeiten und Einschränkungen mit einem gewissen Alter nämlich sind gerade im Kontext einer jahrzehntelangen Liebesbeziehung auch fernab jeder Anzüglichkeit allemal einen intensiveren Blick wert.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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