Home Film “After the Wedding” – das Remake von Susanne Biers Drama weiß durchaus zu fesseln

“After the Wedding” – das Remake von Susanne Biers Drama weiß durchaus zu fesseln

Autor: Mick

"After The Wedding" Filmplakat (© Telepool 2019)

After The Wedding

Darsteller: Julianne Moore, Michelle Williams, Billy Crudup, Abby Quinn
Regie: Bart Freundlich
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.afterthewedding-film.de


Susanne Biers („Open Hearts“, „In einer besseren Welt“) Drama „Nach der Hochzeit“ brachte es 2007 sogar zu einer Oscar-Nominierung und zog dort gegen einen gewissen „Das Leben der Anderen“ aus Deutschland den Kürzeren. Dadurch aber wurde damals wohl Hollywood erst auf das Werk aufmerksam und für Regisseur Bart Freundlich war es offensichtlich Qualitätskriterium genug, um sich für eine amerikanische Version der dänischen Produktion stark zu machen. Jetzt also bringt er uns sein überarbeitetes Remake nahe, welches zur Unterscheidung in den deutschen Kinos gleich den englischen Originaltitel „After the Wedding“ beibehält.

Augenscheinlich ist zunächst einmal, dass Freundlich in seinem Drehbuch das Geschlecht der Hauptfiguren getauscht hat, denn hier ist es die Unternehmerin Theresa (Julianne Moore), die mit der idealistischen Waisenhausleiterin Isabel (Michelle Williams) in Indien in Kontakt tritt. Ob er dabei seine Ehefrau Julianne Moore schon für die Besetzung der vielbeschäftigten Geschäftsfrau im Kopf hatte, kann nur gemutmaßt werden, aber ein anderer plausibler Beweggrund will einem jedenfalls auf die Schnelle nicht einfallen. Das jedoch schadet dem Film keineswegs, harmonieren die beiden Hauptdarstellerinnen doch bestens und nehmen einen sofort mit beim Aufbau ihrer sonderbaren Geschäftsbeziehung, der irgendwie etwas Geheimnisvolles anhaftet.

"After The Wedding" Szenenbild (© Telepool 2019)

Theresa (Julianne Moore) stellt Isabel (Michelle Williams) und Oscar (Billy Crudup) einander vor (© Telepool 2019)

Fast vom ersten Moment an vermittelt Freundlich da den Eindruck, dass irgendwas nicht stimmt, wenn sich die schwerreiche Theresa unvermittelt als selbstlose Spenderin eines Millionenbetrags für Isabels indisches, existenzbedrohtes Waisenhaus meldet, das aber gleichzeitig an merkwürdige Bedingungen knüpft. Als sich bei Isabels Besuch in New York auch noch herausstellt, dass ihr Theresas Ehemann Oscar (Billy Crudup) bei weitem kein Unbekannter ist, können die Spekulationen losgehen.

Das ist angenehm zurückhaltend inszeniert und lässt den beiden Frauen genügend Raum für die Entfaltung ihrer so gegensätzlichen Charaktere, den beide geradezu virtuos zu nutzen wissen. Dabei lässt Freundlich noch dazu ihre zwei grundverschiedenen Welten aufeinanderprallen, kontrastiert die warmen Gelbtöne Indiens gleich zu Anfang mit dem kalten Blau der New Yorker Geschäftswelt, die Isabel so fremd ist und in der sie sich sichtlich unwohl fühlt. Das gibt auch uns zu denken, macht nur allzu nachvollziehbar, dass ihr nicht nur die von Theresa angebotenen Vorzüge der amerikanischen Überflussgesellschaft zuwider sind, sondern sie auch immer mehr Theresas uneigennützige Motive infrage stellt.

Behutsam baut sich so eine angenehme Spannung auf, taucht Isabel auf der Hochzeit von Theresas Stieftochter Grace (Abby Quinn) tiefer in die komplizierten Familienverhältnisse ein und merkt bald, dass die Wahl der Förderung alles andere als zufällig auf ihr Waisenhauses fiel.

Außer seinen wundervollen Hauptdarstellerinnen kann Freundlich dabei vor allem seinem Drehbuch vertrauen, das die wahren Hintergründe der Geschichte wohldosiert erst zum richtigen Zeitpunkt offenbart und so unheimlich fesselt. Dass es dabei nicht nur die wegweisenden Entscheidungen des Lebens thematisiert, sondern auch die westliche Lebensweise mit dem gleichzeitigen Blick auf Indien hinterfragt, macht den Film zu einem kurzweiligen, tiefgründigen Erlebnis.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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