Home Film “Alles Fifty Fifty” – die unterhaltsame Trennungskomödie verzichtet nicht auf Tiefgang

“Alles Fifty Fifty” – die unterhaltsame Trennungskomödie verzichtet nicht auf Tiefgang

Autor: Tobi

"Alles Fifty Fifty" Filmplakat (© LEONINE)

Alles Fifty Fifty

Darsteller: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Valentin Thatenhorst, David Kross
Regie: Alireza Golafshan
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/172703/alles-fifty-fifty.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Instagram: instagram.com/leoninestudios
Kinostart: 29. August 2024


Nachdem der 1986 im Iran geborene, 1998 dann mit seiner Familie nach Deutschland ausgewanderte Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan sich mit seinen ersten beiden Langfilmen “Die Goldfische” (2019) und “JGA: Jasmin. Gina. Anna.” (2022) klar im Komödienfach verortet hatte, wobei beide auch immer eine tiefgründige Note beinhalteten, bleibt er mit seinem neuen Streifen “Alles Fifty Fifty” im locker angestammten Metier.

Dieses Mal geht es um getrennte Eltern, bei denen einiges schief läuft in der Erziehung des gemeinsamen Sohnes Milan (Valentin Thatenhorst). Dies wird deutlich, als Marion (Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) sich auf dem Parkplatz der Schule erst streitend dann doch verbünden, um im folgenden Gespräch mit der Rektorin (Michaela Steiger) und Schulpsychologin (Linda Blümchen) diese beiden mit juristischen Feinheiten zu verunsichern. Kein Wunder, Marion und Andi sind ein Anwaltspaar, das sich bei der Scheidung dann auch auf ein Fifty-Fifty-Modell für das Sorgerecht und zukünftige Kümmern um den Sohnemann geeinigt hat. Dass dieses eher wie Forty-Forty mit einer amtlichen Lücke wirke, müssen sie sich dann aber doch anhören, hat der elfjährige Filius doch mal wieder über die Stränge geschlagen und hätte mit seinen Fiesheiten gegenüber anderen eigentlich einen Verweis verdient.

Diesen können die Eltern gerade noch abwenden, fragen sich aber nun schon, was helfen kann, den Jungen in die richtige Bahn zu lenken. Vielleicht gemeinsame Zeit? Na dann passt es doch, dass der alljährlich anberaumte Sommerurlaub ansteht, und in diesem geht es nach Italien. Dass Marions um einiges jüngerer neuer Freund, der sanfte, gutmütige, aber auch naive Fitnesstrainer Robin (David Kross), hierbei mit von der Partie ist, stellt sich noch als das geringste Problem heraus. Milan präsentiert sich nämlich auch im hochpreisigen Club als kleiner Satansbraten, der seine Eltern gegeneinander ausspielt und genauso hochnäsig wie selbstverliebt den Chef markiert. Espresso möchte er trinken, weil der Papa das sonst doch auch erlaube, ebenso wie das Zocken beim gemeinsamen Essen im Restaurant.

Bald schon stehen die Eltern verdutzt da und fragen sich, was sie alles falsch gemacht haben – wo sie doch sogar einen Kinderpsychologen bezahlt hatten. Als der Sohn dann beim Bootsausflug ins Wasser fällt wird klar, dass er nicht einmal schwimmen kann. Also muss sich einiges ändern, und so wird der griechische Rettungsschwimmer Paris (Jasin Challah) angeheuert, um Milan zu unterrichten. Hierauf hat dieser allerdings wenig Lust und verbringt die Zeit heimlich lieber mit seinem neuen Schwarm, der schlagfertigen Mila (Aennie Lade), die auf dem Campingplatz hinter der Hecke mit ihrem alleinerziehenden Vater Jens (Axel Stein) und ihrer Oma (Ramona Kunze-Libnow) vollkommen luxusfrei haust und dies voll zu genießen scheint – eine ganz andere Welt für das verwöhnte Einzelkind Milan. Und während sich Marion und Andi beim Diskutieren über Milans Erziehung und Sinnieren über alte Zeiten langsam wieder annähern, verlieren sie den Jungen noch weiter aus den Augen.

"Alles Fifty Fifty" Szenenbild (© LEONINE)

Ex-Paar im unfreiwillig gemeinsamen Familienurlaub: Andi (Moritz Bleibtreu) und Marion (Laura Tonke).
(© LEONINE)

Dass “Alles Fifty Fifty” als sommerliche Komödie auch eher dann starten sollte, hätten sich die Verantwortlichen eigentlich denken können und sich so mehrfache Verschiebungen des Starttermins von Januar in den März und schließlich auf Ende August erspart. So kommt es nun auch, dass Alireza Golafshan bereits im Januar mit dem Bayerischen Filmpreis für die Regie des Streifens ausgezeichnet wurde, wir ihn aber jetzt erst zu sehen bekommen.

Dies wiederum lohnt sich durchaus, weiß der Film doch gut zu unterhalten. Was Alireza Golafshan, der neben der Regie auch wieder für das Drehbuch verantwortlich zeichnete und diesmal sogar auch noch den Schnitt übernahm, erneut gut gelungen ist, ist das Herausarbeiten der Charaktere, die so unterschiedlich sind, vom schnöseligen, leicht verpeilten Andi und der kontrollierter wirkenden Marion über ihren entwaffnend naiv netten Neu-Lover Robin und den verzogenen Milan bis auf den Campingplatz rüber zum Sympathen Jens, der witzigen Oma Elke und der pfiffigen Mila. Ja, etwas überzeichnet sind sie alle schon, aber das fällt nicht zu negativ ins Gewicht, wie auch beim verständnisvollen Schwimmlehrer Paris, der als Erzähler fungiert.

Seine Highlight-Momente hat “Alles Fifty Fifty”, wenn in pointierten Dialogen kleine Giftpfeile fliegen, auch weil Laura Tonke und Moritz Bleibtreu hier ganz stark auftrumpfen, so wie auch in den Momenten, wo er versucht, den so unbedarft wirkenden Robin bloß zu stellen, was auf Grund dessen Gutherzigkeit aber gar nicht gelingt. Aber auch Tiefgründigkeit wird wieder nicht vergessen, schließlich geht es hier doch auch um Erziehungsmodelle bei Scheidungskindern und wohin diese führen können, wenn die Eltern sich auf den jeweils anderen verlassen und aus den Augen verlieren, wohin es mit dem Kind geht und wie dieses anderen gegenüber auftritt. Alles in allem handelt es sich um einen unterhaltsamen Streifen, der sich gut anschauen lässt.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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