Home Film “Another German Tank Story” – skurrile Komödie mit ernsten Zwischentönen

“Another German Tank Story” – skurrile Komödie mit ernsten Zwischentönen

Autor: Mick

"Another German Tank Story" Filmplakat (© Filmperlen)

Another German Tank Story

Darsteller: Meike Droste, Roland Bonjour, Johannes Scheidweiler, Philipp Karner
Regie: Jannis Alexander Kiefer
Dauer: 96 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: filmperlen.com/filme/another-german-tank-story
Facebook: facebook.com/FilmperlenFilmverleih
Instagram: instagram.com/filmperlen_filmverleih
Kinostart: 10. April 2025


Demografischer Wandel und Landflucht sind ernste Themen, die auch die Filmbranche schon des Öfteren beschäftigt haben. Nachdem sich erst letztes Jahr der herzerwärmende „Es sind die kleinen Dinge“ typisch französisch leichtfüßig der Problematik annahm, setzt Newcomer Jannis Alexander Kiefer jetzt eher auf subtiles Augenzwinkern, wenn er uns mit seinem Uni-Abschlussfilm „Another German Tank Story“ in ein trostloses ostdeutsches Provinzdorf entführt.

Sein fiktives Wiesenwalde nämlich führt doch tatsächlich als Hauptattraktion an, dass sich vor Urzeiten einmal der berühmte Komponist Georg Philipp Telemann dort an einem Brunnen labte und dadurch gesundete. Auf dieser ohnehin allenfalls mäßig spektakulären Legende fußt jetzt nahezu sein gesamtes wirtschaftliches Leben, das bei der unvermeidlichen Transformation von der Landwirtschafts- zur Dienstleistungs- und vor allem Tourismusregion schon vor langer Zeit eingeschlafen zu sein scheint. Dementsprechend besteht die übersichtliche Dorfgemeinschaft auch nur noch aus ein paar Versprengten, die entweder nicht rechtzeitig den Absprung geschafft haben oder aber nach dem alten Sprichwort „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ nur noch auf ihren Tod warten.

Immerhin gibt die frischgebackene Bürgermeisterin Susanne (Meike Droste) täglich ihr Bestes, um den Laden irgendwie am Laufen zu halten, und sei es auch nur, indem sie gegen die regelmäßigen Stromausfälle für sie selbst überraschend komplikationslos Generatoren ordert. Doch jetzt soll alles anders werden, wo sich eine große Hollywoodproduktion angesagt hat und im verschlafenen brandenburgischen Kaff einen Weltkriegsfilm mit dem schönen Titel „All Quiet in Eastern Germany“ drehen will. Bislang kündet zwar nur ein großflächiges Werbeplakat von der Ankunft des Vorzeigestars J. J. Johnson, der Fuhrpark aber ist längst installiert, und selbst die gediegene „Telemann Klause“ hat schon flexibel von deftiger Hausmannskost auf „Pancake-Burger“ umgestellt.

"Another German Tank Story" Szenenbild (© Filmperlen / Adam Graf)

(© Filmperlen / Adam Graf)

Ein wahrer Segen für eine Region, die landläufig gerne kryptisch als strukturschwach bezeichnet wird, und in der plötzlich die Arbeitsplätze an den Bäumen zu wachsen scheinen. Da kommt selbst Susannes 18-jähriger Rumhänger-Sohn Tobi (Johannes Scheidweiler) als Fahrer der Crew unter. Dass er gerade durch seine Führerscheinprüfung gefallen ist, interessiert in der Blase der Filmwelt niemand, Hauptsache, er kann sein Funkgerät bedienen und steht im schicken, schwarzen Van stets auf Abruf. Und auch Susannes Verflossener und Möchtegern-Journalist Bert (Roland Bonjour) gibt sich nach jahrelanger Abstinenz in der großen, weiten Welt wieder die Ehre, wittert die Chance, sich mit Interna über den amerikanischen Filmstar endlich lukrativ einen Namen zu machen und muss sich neben einer großen Enttäuschung dann doch seiner Vergangenheit in Wiesenwalde stellen.

Regisseur Kiefer präsentiert uns hier eine fein beobachtete Milieustudie der weitgehend vergessenen, ostdeutschen Provinz, auf die er die hauptsächlich der Vorstellung der Einheimischen entsprungene Glamourwelt der Filmproduktion loslässt. Die bekommen wir zwar eigentlich nur durch das Stardouble Jojo (Philipp Kerner) zu Gesicht, allein der frische Wind aber, der jetzt durch das Dorf weht, weckt die Bewohner aus ihrer resignativen Lethargie. Dass Jojo nicht nur eine besondere Beziehung zu seinem ungeschickten Fahrer Tobi aufbaut, sondern noch dazu vom sensationsgeilen Bert blöderweise für Johnson gehalten wird, bildet da irgendwie die Klammer einer Handlung, durch die alle Figuren nahezu unverändert treiben. Dennoch nutzt Kiefer seine kauzigen Charaktere geschickt für eine durch den Kontrast entstehende, schräge Situationskomik, mit der er seine überwiegend grauen Alltagsbilder immer wieder auflockert.

Wenn da ein von der Crew in Susannes Hof geparkter Panzer auf mysteriöse Weise verschwindet, findet sie schnell adäquaten Ersatz im ganzen Stolz des Senioren Hubert, der inzwischen verstorben in Omas guter Stube sitzt. Und obwohl sich nahezu alle engagierten Wiesenwalder als nur eingeschränkt geeignet für eine internationale Produktion erweisen, entwickelt man dank feinfühliger Inszenierung und nuanciertem Humor doch irgendwie Mitgefühl mit den sympathischen, hoffnungsvollen Zurückgelassenen. Das macht den auch mit seinem wirklich ernsten Hintergrund eher melancholisch angelegten, recht ereignisarmen Streifen dann insgesamt doch überraschend unterhaltsam.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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