Arielle, die Meerjungfrau
Darsteller: Halle Bailey, Javier Bardem, Jonah Hauer-King, Melissa McCarthy
Regie: Rob Marshall
Dauer: 135 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.disney.de/filme/arielle-die-meerjungfrau
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Mit Musicals kennt sich Rob Marshall ja bestens aus, der schon mit seinem Debüt „Chicago“ 2002 mächtig hat aufhorchen lassen. Auch Disney-Projekte sind dem Regisseur der einschlägigen Produktionen „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ (2011) und „Mary Poppins Rückkehr“ (2018) alles andere als fremd. Was also hätte näher gelegen, als ihn mit der nächsten Neuverfilmung eines Zeichentrickklassikers aus dem Hause Disney, dem auf Hans-Christian Andersens Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ und dem gleichnamigen Trickfilm von 1989 basierenden „Arielle, die Meerjungfrau“, zu betrauen, bei der er wieder einmal beide Eigenschaften ausgezeichnet einbringen kann.
Auch in seinem neuen Werk setzt Disney hier auf eine gesunde Mischung aus Real- und Animationsfilm, die uns gleich eingangs im wahrsten Wortsinne in die märchenhafte Unterwasserwelt Arielles (Halle Bailey) eintauchen lässt. Die jüngste Tochter von König Triton (Javier Bardem) hat dabei vor allem eines im Kopf: unbedingt einmal als Mensch deren faszinierende Welt jenseits der Wasseroberfläche kennenzulernen. Das allerdings ist ihrem Vater ein Dorn im Auge, der einst schon seine Frau durch ein fatales Unglück verlor und jetzt Arielles Sehnsucht mit großer Sorge betrachtet. So stellt er die starrköpfige Arielle kurzerhand unter die Beobachtung der eher genervten als untertänigen Krabbe Sebastian, die ihm regelmäßig Bericht erstatten und gegebenenfalls sogar eingreifen soll, sollte sich seine eigenwillige Tochter in ernste Gefahr begeben.
Doch auch Sebastian kann nicht verhindern, dass Arielle den hübschen Prinzen Erik (Jonah Hauer-King) vor dem Ertrinken rettet und sich, viel schlimmer noch, dabei unsterblich in ihn verliebt. Da sieht die garstige Meerhexe Ursula (hier wunderbar fernab jeden Klamauks agierend: Melissa McCarthy) ihre Chance gekommen, sich bei ihrem Streben nach der Macht im Unterwasserreich die Dienste von Arielle zu sichern. Also quatscht sie die intrigant in den Deal, ihr ewige Menschlichkeit zu verschaffen, sollte es Arielle gelingen, den süßen Prinzen innerhalb von drei Tagen zu küssen. Die Kehrseite der Medaille: Arielle bezahlt für ihre drei Tage an Land mit ihrer bezaubernden Singstimme und überlässt Ursula obendrein im Falle des Misserfolgs nach den drei Tagen ihre Seele.
Es ist wieder einmal überaus beeindruckend, wie realistisch hier die schwierige Intergration der realen Charaktere in die animierte Welt gelingt, oder ist es am Ende sogar andersherum? Allein dass man sich diese Frage überhaupt stellt, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt, zeugt schon davon, wie nahtlos hier einmal mehr die Übergänge gestaltet sind, während sich die Anteile von Real- und Animationsfilm abhängig vom Handlungsort an Land oder unter Wasser ständig verschieben. Was aber unzweifelhaft konstant bleibt, ist die wundervolle Übersetzung der Zeichentrickfiguren in ihre moderneren Versionen, denn sowohl Arielles treuer Begleiter, der Doktorfisch Fabius, als auch die nervöse Seemöwe Scuttle taugen wieder zu absoluten Sympathieträgern, während sich Krabbe Sebastian darüberhinaus immer wieder mit dem einen oder anderen gut gesetzten Gag hervortut.
Ob nun das gewaltige CGI-Gewitter zum spektakulären Showdown, das mit Sicherheit Jugendfreigabepunkte gekostet hat, dramaturgisch unbedingt sein musste, sei mal dahingestellt. Abgesehen davon jedoch holt uns Rob Marshall von der ersten Sekunde an ab, nimmt uns mit in seine stimmige Inszenierung von Arielles zauberhaftem Abenteuer oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche, die eng am Original bleibt und damit wieder eine genauso simple wie anrührende Geschichte erzählt. Unterstützt wird er dabei von seiner wundervollen Besetzung, die vielleicht ein wenig gezwungen – was aber will man vom der Politischen Korrektheit unterworfenen Global Player Disney anderes erwarten – divers ausgefallen ist, und bei der Jonah Hauer-King als Prinz Erik doch allzu Mainstream kompatibel glatt wirkt. Was aber die entgegen der typischen weißen Schönheit der ursprünglichen Hauptfigur besetzte, eher niedliche Halle Bailey hier auch gesanglich in der englischen Version abliefert, ist wirklich schön anzuschauen und macht das Arielle-Remake zu einem ungemein kurzweiligen, herzenswarmen Vergnügen.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten