Avengers: Endgame
Darsteller: Josh Brolin, Brie Larson, Chris Evans, Scarlett Johansson
Regie: Anthony und Joe Russo
Dauer: 181 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: disney.de/filme/avengers-endgame
Facebook: facebook.com/MarvelDeutschland
Der Gigantismus scheint keine Grenzen zu kennen. Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass mit „Avengers: Infinity War“ der dritte Teil der Reihe erschien und mit einem Einspielergebnis von über 2 Milliarden Dollar zum vierterfolgreichsten Film aller Zeiten avancierte. Das allein zeigt, dass der Markt an Comicverfilmungen noch lange nicht übersättigt ist, schließlich bringt allein Marvel ja regelmäßig pro Jahr drei Mega-Blockbuster in die Kinos und legt auch an Frequenz immer mehr zu. Vor gerade einmal knapp zwei Monaten startete mit „Captain Marvel“ das letzte Abenteuer und auch „Spider-Man: Far From Home“ steht für Anfang Juli längst in den Startlöchern. Jetzt aber schickt sich mit „Avengers: Endgame“ erstmal das heißersehnte letzte Kapitel der Avengers-Tetralogie an, den Vorgänger nicht nur in den Schatten zu stellen, sondern in gewisser Weise auch zu korrigieren.
Der nämlich brachte das Marvel-Universum gehörig ins Wanken, brach sein Ende doch mit dem ehernen Comicgesetz, dass das Gute letztendlich immer obsiegt, und sorgte damit für reichlich Unmut in der Fanbase. Das hatte nach eigener Aussage selbst Produzent Kevin Feige unterschätzt, denn der Schock saß allenthalben tief, als der böseste aller Schurken, Thanos (Josh Brolin), tatsächlich mit einem Fingerschnipsen die Hälfte aller Lebewesen des Universums und mit ihnen einen Großteil der Superhelden-Belegschaft einfach auslöschte. Allerdings brachte der Plot mächtig frischen Wind in die etwas festgefahrene Serie und machte mit seinem Teaser nach dem Abspann die Wartezeit bis zum letzten Teil umso unerträglicher. Dementsprechend nah am Körper hielt dann Disney/Marvel das letzte Jahr auch die Karten und ließ durch seine veröffentlichten Trailer geschickt die Spekulationen ins Kraut schießen, wie der so endgültig scheinende Handlungsverlauf wohl wieder geradezurücken wäre.
Nun also endlich das „Endgame“, das verständlicherweise erstmal ganz kleinlaut melancholische Töne anschlägt und mit Tony Stark (Robert Downey Jr.) verloren im Weltall machtlos seinem Erstickungstod entgegentrudelt. Und obwohl der durch beherztes Eingreifen des neuen Stars Captain Marvel (Brie Larson) gerade noch verhindert werden kann, lecken sich die verbliebenen Helden auch fünf Jahre nach dem Super-GAU noch die Wunden und haben sich in den Depressionen ihrer Niederlage so gut es geht eingerichtet. Da aber erscheint mit dem totgeglaubten Ant-Man Scott Lang (Paul Rudd) ein eher unscheinbarer Held auf der Bildfläche und rüttelt sie aus ihrer Lethargie.
Der befand sich die ganze Zeit über gefangen im Quantenraum, wurde nun zufällig von einer Ratte zurückgeholt und befeuert dadurch jetzt die Bestrebung aller, die Fehler der Vergangenheit zu revidieren. Dass das mithilfe von Zeitreisen geschehen soll, wurde ja schon im Vorfeld gemutmaßt, und lässt die langersehnte Auflösung des wohlgehüteten Geheimnisses seit dem Vorgänger dann auch reichlich schwach ausfallen. Trotzdem aber will sich anhand des schnell aufgenommenen Tempos eine Enttäuschung nicht recht einstellen, sind die Bemühungen unserer Superhelden, sich wieder zusammenzuraufen, inklusive des Running-Gags eines völlig aus dem Leim gegangenen, sich in den Suff flüchtenden Thor (Chris Hemsworth), von den Russo-Brüdern wieder zu packend inszeniert, als dass man sich damit lange aufhalten möchte. Ungemach droht dem Plot viel mehr in Sachen Plausibilität, dem die Dialogschreiber zwar durch Nennung aller möglicher cineastischer Referenzen vorzubeugen versuchen, das aber das Thema Zeitreise unweigerlich mit sich bringt.
Das aber schmälert das Vergnügen, das das letzte Abenteuer unserer Avengers hier bereitet, kaum, sind alle Helden des so umfangreichen Marvel Cinematic Universe nach dem Crossover des Vorgängers auch jetzt wieder gegen das in Thanos personifizierte Böse vereint und beschränken sich bombastische Schlachtszenen hauptsächlich auf den Showdown. So ist neben erfrischenden Dialogen vor allem genügend Platz für eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Charakteren – ein Ende der Säulen Captain America, Iron Man, Thor, Black Widow und Hulk steht wegen auslaufender Verträge der Schauspieler seit einiger Zeit im Raum – und ihren Motivationen, wobei sich zumindest eine gewisse Vorbildung als durchaus hilfreich erweist. Da vergehen auch die drei Stunden des Films geradezu wie im Fluge, und ohne zu viel verraten zu wollen, so ist am Ende doch eine Art Klassentreffen mit Staffelstabübergabe an die neuen Stars zu erkennen: Das MCU wird weiblicher und dunkelhäutiger. Auf die nächsten Blockbuster!