Home Film “Beale Street” – die Roman-Verfilmung hat außer einer tragischen Liebesgeschichte nicht viel zu bieten

“Beale Street” – die Roman-Verfilmung hat außer einer tragischen Liebesgeschichte nicht viel zu bieten

Autor: Mick

"Beale Street" Filmplakat (© Tatum Mangus Annapurna Pictures DCM)

Beale Street

Darsteller: KiKi Layne, Stephan James, Colman Domingo, Michael Beach
Regie: Barry Jenkins
Dauer: 119 Minuten
FSK: Freigabe noch nicht festgelegt
Website: dcmworld.com/portfolio/beale-street
Facebook: facebook.com/dcmworld


Und hier das nächste Rassismus-Drama aus den Vereinigten Staaten… Nicht, dass nicht jedes einzelne beim längst nicht abgeschlossenen Aufarbeitungsprozess seine Daseinsberechtigung hätte, aber bei aller political correctness muss jedes weitere Werk des Genres schon einiges an Innovation und Einfallsreichtum aufbieten, um einen wirklich noch vom Sitz zu reißen. Mit “Beale Street” jedenfalls stellt Regisseur Barry Jenkins (mit “Moonlight” erst kürzlich Oscar-prämiert) jetzt die Verfilmung des 70er-Jahre-Romans von James Baldwin an den Start, der autobiografisch inspiriert eine schreiende Ungerechtigkeit abhandelt.

Als wäre für das junge, schwarze Paar Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James) das Leben nicht schon kompliziert genug, als Tish gerade einmal 19-jährig schwanger wird, stürzt auf sie ganz plötzlich auch noch die volle Brutalität der diskriminierenden, amerikanischen Gesellschaft der 70er herein. Die nämlich taucht in Person des rassistischen, weißen Streifenpolizisten Bell (Ed Skrein) auf, der mit ihnen nach einem Zwischenfall noch eine Rechnung offen hat und Fonny mit einer provozierten Falschaussage in einem Vergewaltigungsfall unschuldig ins Gefängnis bringt. Das lässt ihre gesamte gemeinsame Zukunftsplanung, die sie gegen alle familiären und ökonomischen Widerstände durchgeboxt zu haben scheinen, von einem Moment auf den anderen in sich zusammenfallen.

"Beale Street" Szenenbild (© Tatum Mangus Annapurna Pictures DCM)

Fonny (Stephan James) und Tish (KiKi Layne) (© Tatum Mangus Annapurna Pictures DCM)

Barry Jenkins baut sein Drama um das zentrale Thema der unschuldigen Inhaftierung auf, bringt uns nach kurzer Einführung die schwierigen Voraussetzungen der Beziehung von Tish und Fonny mit viel Seventies-Atmosphäre erst danach in geschickt verschachtelten Rückblenden näher. Und natürlich ist das zweifelhafte juristische Vorgehen, das ja obendrein durch die sozialen Verhältnisse vollends gedeckt wird, überaus empörend. Aber richtig aufwühlend wird sein Film erst, als den beiden nach Bekanntgabe von Tishs Schwangerschaft der Gegenwind aus Fonnys Familie kräftig ins Gesicht bläst. Wie schön ist die Szene, als sich Fonnys Vater Frank (Michael Beach) trotz aller Aufregung seiner Frau und Töchter spontan auf die Seite von Tishs vorfreudiger Familie schlägt und mit ihrem Vater Joseph (Colman Domingo) erstmal einen kippt.

Das alles ist zweifelsohne wunderbar gespielt, bringt uns die alltäglichen Schwierigkeiten der jungen Liebe näher und macht die Ohnmacht gegenüber der über allem schwebenden, herbeigeführten Ungerechtigkeit spürbar. Hat man das aber nach etwa der Hälfte des Films erstmal begriffen, ermüdet Tishs Kampf gegen die Windmühlen der dreisten Verschwörung doch zunehmend. Ob sie nun versucht, das Vergewaltigungsopfer zum Rückzug ihrer Falschaussage zu bewegen oder befürchtet, dass Fonny seinen Sohn erst bei einem ihrer Besuche im Gefängnis kennenlernen wird, vermag einen dann nicht mehr so recht zu packen.

So ist Jenkins’ Streifen vielmehr Tragödie als Rassismus-Drama, hat seine starken Momente eher beim zarten Entstehen der Liebe zwischen Tish und Fonny, die sich schon seit Kindertagen kennen, und diese nun gegen alles in der Welt verteidigen. Richtig mitreißen kann er einen aber nicht und vertut dadurch die große Chance zur schreienden Anklage der eklatanten gesellschaftlichen Missstände zu werden.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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