Home Film “Beckenrand Sheriff” – die seichte Komödie will ein bisschen zu viel

“Beckenrand Sheriff” – die seichte Komödie will ein bisschen zu viel

Autor: Mick

"Beckenrand Sheriff" Filmplakat (© LEONINE)

Beckenrand Sheriff

Darsteller: Milan Peschel, Johanna Wokalek, Sebastian Bezzel, Dimitri Abold
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Dauer: 113 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/158458/beckenrand-sheriff.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios


Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“, „Trautmann“), bekannt für seine folkloristischen, gerne in bayerischer Mundart inszenierten, skurrilen Komödien, nimmt mit seinem „Beckenrand Sheriff“ einen neuen Anlauf, uns seine provinzielle Heimat augenzwinkernd vorzustellen. Wie aber verträgt sich das mit dem Berliner Urgestein Milan Peschel?

Ganz hervorragend, denn den hat es der Einfachheit halber in die bayerische Provinz Grubberg verschlagen, wo er im örtlichen Stadtbad den grantigen Bademeister Karl geben und deshalb trotzdem voll dem Berlinern frönen kann. Das ist nicht nur von der ersten Sekunde an äußerst amüsant, sondern verleiht dem kauzigen Karl eine schnoddrige Authentizität, die man einfach gernhaben muss. Dabei führt der ein überaus strenges Regiment, ahndet auch die kleinsten Missachtungen der Baderegeln mit durch die obligatorische Trillerpfeife unterstützten, ernsten Belehrungen. Schließlich hat er als „Schwimmmeister“, wie die Berufsbezeichnung exakt lautet, und nicht etwa „Bademeister“ – was in der Folge zum etwas überstrapazierten Running Gag werden soll – für Zucht und Ordnung zu sorgen, als „Beckenrand Sheriff“ halt.

Soweit funktioniert Rosenmüllers Komödie wunderbar, nimmt uns mit in Karls kleinen Kosmos, in dem die größte Aufregung noch seine heimliche Schwärmerei für die Wasserballtrainerin Silke (Johanna Wokalek) darstellt. Der aber ist existenziell bedroht, als das Bad aus Kostengründen geschlossen werden und einem lukrativen Wohnungsneubau weichen soll. Weil die Lobby des schon in den Startlöchern stehenden Baulöwen Dengler (Sebastian Bezzel) um einiges stärker ist als die des Exil-Berliners Karl, hilft da nur noch eine Unterschriftensammlung zum Volksbegehren, um ein Ende des so traditionsreichen Freibads zu verhindern.

"Beckenrand Sheriff" Szenenbild (© LEONINE)

Schwimmmeister Karl (Milan Peschel) zeigt seinem Azubi Sali (Dimitri Abold), wie man Probleme im Schwimmbad löst. (© LEONINE)

Dieser Handlungsverlauf ist, wenn auch nicht sonderlich innovativ, so doch zumindest solide, wird auch durch so manche verzichtbare Slapstickeinlage nicht nachhaltig beschädigt und von Milan Peschels Performance als sympathischem Außenseiter getragen, die einfach ein ungemeines Vergnügen bereitet. Doch nach und nach fügt Rosenmüller seiner Kritik an der Gentrifizierung noch die Flüchtlingsproblematik hinzu, als Karls nigerianischer Azubi Sali (Dimitri Abold) plötzlich von Abschiebung bedroht ist und mit seinem Kumpel für eine Schleusung nach Kanada spart. Gegen die allerdings spricht dessen frische Liebe zu Lisa (Sarah Mahita), die jedoch auch nicht überall Anklang findet.

Damit packt der Film dann doch ein Thema zu viel an, wirkt mit allem gut gemeinten Engagement und Positionierung bei den wichtigen Fragen der Gesellschaft etwas überfrachtet, und verliert so seine anfängliche spielerische Leichtigkeit. Dass sich dann auch noch gezwungen eins ins andere fügt, macht das Ganze nicht glaubwürdiger und sorgt doch trotz immer wieder für Erheiterung sorgende Dialoge für ein wenig Enttäuschung.

Dennoch legt Rosenmüller, blendet man einmal die zu schweren Themen, an denen sich sein Streifen mächtig verhebt, aus, mit „Beckenrand Sheriff“ wieder eine seichte Komödie in alter Tradition vor, die mit ihrer Situationskomik blendend unterhält. Und selbst wenn ihr der Spagat zwischen Gesellschaftskritik und billigem Gag nicht recht gelingen will, so ist doch Milan Peschel allein das Eintrittsgeld wert.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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