Better Man – Die Robbie Williams Story
Darsteller: Jonno Davies, Steve Pemberton, Damon Herriman, Alison Steadman
Regie: Michael Gracey
Dauer: 134 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: tobis.de/titel/better-man
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Instagram: instagram.com/tobisfilm
Kinostart: 2. Januar 2025
Das Jahr 2025 geht gerade mal in seinen zweiten Tag und begrüßt schon das erste Biopic auf der Kino-Leinwand. Das nächste also, ist die filmische Aufbereitung realer Personen – mal noch lebend, mal verstorben – doch längst ein gerne genommenes Genre geworden. Und doch ist “Better Man – Die Robbie Williams Story” hierin doch mal etwas Besonderes, wird der britische Mega-Popstar, von dessen zwölf Solo-Alben seit 1997 grandiose elf Platz 1 der heimischen Charts eroberten (acht davon auch in Deutschland), doch von einem mittels Performance-Capture-Technik CGI-generierten Affen dargestellt – denn so sieht sich Robbie. Dieser fungiert dann auch als Erzähler und nimmt uns mit durch sein bewegtes Leben vom Kind bis zu seinen persönlichen Höhepunkten, wobei auch schwere Zeiten und persönliche Probleme alles andere als ausgespart werden.
Als Kind (bewegt von Asmara Feik) wächst Robbie noch recht normal auf, wobei er im englischen Stoke-on-Trent eher schüchtern nicht zu den coolen Jungs gehört und sich nicht nur beim Fußball einige fiese Sprüche anhören muss. Da ist es doch umso schöner, wenn seine liebevolle Großmutter (Alison Steadman) ihn bestärkt oder ihm auch nur die Zuneigung zukommen lässt, die er von elterlicher Seite zu wenig kommt. Vor allem leidet Robbie darunter, dass sein Vater Peter (Steve Pemberton) zwar anfangs noch vor dem Fernseher beim Bestaunen von Entertainern wie Frank Sinatra mit ihm davon träumt, selbst die Bühne zu beherrschen, dann aber die Familie einfach verlässt, um unter dem Namen Pete Conway mehr oder mit Auftritten in kleinen Clubs eher weniger Karriere zu machen.
Nachdem es Robbie (nun Jonno Davies) mit nur 16 Jahren und nun weit mehr Selbstbewusstsein 1990 durch ein Casting in die Boygroup Take That schafft, soll dies sein Leben für immer verändern. Zwar werden die fünf Jungs nicht über Nacht zu Stars und sollen zunächst vom alles diktierenden Manager Nigel Martin-Smith (Damon Herriman) sogar in der Gay-Szene etabliert werden, dann aber ändert das Nummer-Eins-Album “Everything Changes” 1993 dem Titel folgend tatsächlich alles und riesiger Erfolg stellt sich ein. Robbie ist zwar eifersüchtig, dass Gary Barlow (Jake Simmance) die meisten Songs schreibt, er genießt als ebenfalls vor allem gesnaglich sehr präsenter Teil des Quintetts aber den Ruhm – der ihn bald in erste große Probleme katapultiert, da er die Hände nicht von Alkohol und Drogen lassen kann.
Es kommt zu Zusammenbrüchen und Eskapaden, so dass Robbie die Band 1995 nach einem Ultimatum verlässt und eine Solo-Karriere startet. Diese ist vor allem dank der ertragreichen Kollaboration mit Songwriter und Produzent Guy Chambers (Tom Budge) auch direkt erfolgreich und Robbie wird ein weltweit gefeierter Megastar, der aber immer wieder gegen seine inneren Dämonen ankämpft und sein Suchtverhalten zunächst weiter nicht in den Griff bekommt – auch nicht, als er die hübsche Nicole Appleton (Raechelle Banno) kennen und lieben lernt, die als Mitglied der Band All Saints selbst im Pop-Zirkus weit oben mitspielt, ihn aber nicht zu zähmen weiß. So wandelt Robbie immer auf dem schmalen Grat zum Totalabsturz, wobei er den Traum vom Headliner-Auftritt beim legendären Knebworth-Festival nie aus den Augen verliert und auch wieder in Kontakt mit seinem Vater kommt.
“Better Man – Die Robbie Williams Story” wäre vielleicht nur das nächste Musiker-Biopic geworden, wenn “The Greatest Showman”-Regisseur Michael Gracey nicht zum einen ein tolles Gespür für mitreißende Musik-Szenen besäße, vor allem aber ihm und seinen Mit-Drehbuchautoren Oliver Cole und Simon Gleeson nicht die zunächst sicher sehr waghalsig erscheinende Idee gekommen wäre, Robbie als Affen darzustellen, so wie er sich selbst sieht. Ja, man braucht ein paar Momente, um sich als Zuschauer hierauf einzulassen, dann aber funktioniert das Ganze einfach nur hervorragend, weil die Umsetzung einfach toll geworden ist und man eben mal etwas ganz anderes zu sehen bekommt als einen möglichst gut ähnelnden Akteur.
Die Story des Films ist natürlich schwer davon gefärbt, wie Williams sich selbst dargestellt haben möchte. Da er aber hierbei sehr schonungslos vorgeht und seine Drogen-Probleme ebenso wie den lange andauernden Kampf gegen die eigenen Dämonen, die ihm in Visionen als Bilder seiner Vergangenheit immer wieder ebenfalls in Affengestalt gegenüber stehen, zu einem zentralen Thema des Streifens macht, liegt alles andere als eine heldenhafte Schönfärbung vor. Im Gegenteil, wer sich noch nicht groß mit Robbies Eskapaden beschäftigt hat, der wird vielleicht sogar schockiert sein von dem, was er sieht, ob er nun mal wieder abstürzt oder seine liebende Freundin Nicole Appleton unwürdig behandelt – und die musikalischen, tatsächlich dauerhaften Erfolge treten hierbei schon fast in den Hintergrund.
Für Fans von Robbies Musik werden aber natürlich trotzdem jede Menge Hits aus seiner Karriere in den Film eingeflochten, die vor allem bei den Boyband-Momenten teilweise spektakulär choreografiert daher kommen. Hierbei werden die Songs allerdings nicht immer chronologisch eingebracht, sondern textlich zu den jeweiligen Gefühlslagen passend, was aber ein weiterer geschickter Schachzug ist, der aufgeht. Dazu gibt es Schmankerl wie Aufeinandertreffen mit Oasis oder eben besagten Knebworth-Auftritt, der für Robbie die Welt bedeutete.
Das Team von Wētā FX, dem wir schon Performance-Capture-Highlights wie “Planet der Affen” oder Gollum aus “Der Herr der Ring” verdanken, hat Robbie überragend zum Affen werden lassen, mit beeindruckenden Bewegungen und sehr starker Mimik. Die zusätzlichen SchauspielerInnen wurden ebenfalls gut ausgewählt, allen voran glänzt Alison Steadman als Großmutter. So ist “Better Man – Die Robbie Williams Story” ein mal mitreißendes, mal mit der fortwährenden Darstellung von persönlichen Problemen überraschendes Biopic-Spektakel, das sehr gut zu unterhalten weiß und auch über 134 Minuten nie langweilig wird.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten