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“Bis ans Ende der Nacht” – Krimi trifft queere Community

Autor: Mick

"Bis ans Ende der Nacht" Filmplakat (© Grandfilm)

Bis ans Ende der Nacht

Darsteller: Thea Ehre, Timocin Ziegler, Michael Sideris, Rosa Enskat
Regie: Christoph Hochhäusler
Dauer: 119 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: bisansendedernacht.grandfilm.de
Facebook: facebook.com/Grandfilmverleih


Christoph Hochhäuslers („Unter dir die Stadt“, „Die Lügen der Sieger“) Wettbewerbsbeitrag „Bis ans Ende der Nacht“ ließ bei der diesjährigen Berlinale durchaus aufhorchen, als Thea Ehre den Silbernen Bären für ihre Performance als beste Hauptdarstellerin mit nach Hause nehmen konnte. Jetzt folgt der Kinostart des Genremix aus Drama und Krimi, dessen Plot der Regisseur, bisher vor allem dafür bekannt mit seinen Thrillern Missstände im Wirtschaftsleben aufzuzeigen, ganz angesagt in der queeren Szene ansiedelt und damit wohl gezielt darauf setzt den Nerv der Zeit zu treffen.

Es geht um den verdeckten Ermittler Robert (Timocin Ziegler), der von seinem Dezernat auf den Drogenboss und Clubbesitzer Victor (Michael Sideris) angesetzt wird. Der hat durch sein Lokal nicht nur direkten Kontakt zur einschlägigen Klientel sondern obendrein mit seiner Präsenz im Darknet neue Vertriebswege erschlossen, die der Polizei schon lange ein Dorn im Auge sind. Zur Unterstützung wird Robert die Transfrau Leni (Thea Ehre) zur Seite gestellt, die ihm Zugang zu ihrem früheren Chef Victor verschaffen soll und eigens dafür vorzeitig aus dem Knast entlassen wurde. Die Handlung, die auf den ersten Blick eher zu einem handelsüblichen Tatort taugt als zu großem Kino, ist also schnell umrissen, wenn uns Hochhäusler schon bald zur ersten Kontaktaufnahme der beiden mit der Zielperson mitnimmt.

Auf den zweiten Blick aber legt es der Regisseur noch auf etwas ganz anderes an, fertigt schon in der ersten Szene eine genaue Skizze von Lenis queerem Umfeld an, das gemeinsam ihre überraschende Entlassung aus dem Gefängnis feiert. Und dabei lässt er es keinesfalls bewenden, entpuppt sich doch Roberts Beziehung zu Leni allmählich als zutiefst vorbelastet. Beide waren mal ein Paar als Leni noch Lennart und Robert sich seiner Gefühle ihr gegenüber noch sicher war. Jetzt aber ist er sich gar nichts mehr sicher, liebt den Menschen Leni zwar nach wie vor, kann jedoch mit ihrem Bekenntnis zum anderen Geschlecht nicht so recht umgehen.

"Bis ans Ende der Nacht" Szenenbild (© Grandfilm)

(© Grandfilm)

Das inszeniert Hochhäusler recht eindringlich in der schmuddeligen Atmosphäre der Frankfurter Bankenmetropole, wo sein düsterer Film eigentlich mehr Beziehungsdrama als alles andere ist, und Robert Leni im Stress der Ermittlungen, vorrangig aber im Zwiespalt seiner Emotionen zunehmend wie Dreck behandelt. Thea Ehre gibt ihre Leni hier wirklich glaubwürdig ständig zwischen enormem Selbstbewusstsein und absoluter Zerbrechlichkeit schwankend und lässt uns damit nach anfänglicher Befremdlichkeit – der sich zwischen deutschen Chansons von Heidi Brühl bis Esther Ofarim bewegende Soundtrack tut dabei sicherlich sein Übriges – doch Tuchfühlung aufnehmen zu ihrer Hassliebe, die sie mit Robert verbindet. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für eine Polizeioperation, von deren Ausgang ihrer beider Schicksal unmittelbar abhängt.

So bemerkenswert dabei die Intention Bewusstsein für queere Identitäten zu wecken auch sein mag, so richtig einleuchten will einem Hochhäuslers gezwungen wirkende, fast sterile Beziehungsanordnung irgendwie nicht, holt uns gerade Timocin Ziegler als schwuler Robert in der knallharten Männerdomäne Kripo nicht richtig ab. Noch dazu passt der gut gemeinte, dramatische Beziehungsplot kaum in den handfesten Krimi der Rahmenhandlung, die bei allem Hin und Her des Verhältnisses von Leni und Robert ein bisschen zur Nebensache verkommt.

Dabei nimmt die, so einfach sie auch gestrickt sein mag, zum Schluss wirklich Fahrt auf und bietet sogar einen richtigen Showdown auf. Irgendwie aber lässt einen das Gefühl nicht los, Hochhäusler hätte sich bei aller interessanter Versuchsanordnung besser für eines der beiden Themen entschieden. Genügend Stoff für einen zweiten Film hätte er dann auch noch gehabt.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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