Black Friday For Future
Darsteller: Pio Marmaï, Jonathan Cohen, Noémie Merlant, Mathieu Amalric
Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.weltkino.de/filme/black-friday-for-future
Facebook: facebook.com/WeltkinoFilmverleih
Kinostart: 28. Dezember 2023
Nachdem in Eli Roths Horror-Slasher “Thanksgiving” letztens erst ein Black-Friday-Sale brutal aus dem Ruder lief und blutig böse Folgetaten nach sich zog, beginnt nun auch die französische Komödie “Black Friday For Future” mit einer ungeduldigen Menge, die zu besagtem Schnäppchenverkaufstag in einem Einkaufszentrum darauf wartet, in ein großes Geschäft gelassen zu werden, um die ausgerufenen Rabatte wahrnehmen zu können. Dieses Mal sind es aber nicht die Sicherheitskräfte und Öffnungszeiten, die die Gemüter hochkochen lassen, sondern KlimaaktivistInnen, die vor dem Eingang einen undurchdringbaren Menschengürtel geformt haben, um auf den Niedergang unseres Planeten hinzuweisen. Hier stehen sich dann auch der wenig an Treibhausgase und Erderwärmung denkende Albert (Pio Marmaï) und eine “Kaktus” genannte Aktivistin (Noémie Merlant) erstmals Auge in Auge gegenüber, wobei es nicht bleiben soll.
Nicht nur der Welt geht es mies, sondern auch Albert, zumindest finanziell, hat er doch seine Wohnung verloren und jobbt nicht nur auf dem Flughafen, wo er sich um Gepäckbeförderung kümmert, er schläft auch heimlich dort und lässt vom Zoll beschlagnahmte Waren mitgehen, die er dann illegal an andere verkauft. Aus ähnlichem Grund wollte er zum Sale, hatte er doch bereits einen Abnehmer für den stark herunter gesetzten, großen Fernseher gefunden, der ihm einiges mehr zahlen wollte. Bei diesem angekommen steht leider auch der Gerichtsvollzieher vor der Tür und es ist kein Geld mehr da. Anstatt den Flatscreen zu verkaufen wird Albert zum Lebensretter, will sich der gebeutelte Bruno (Jonathan Cohen), von dem sich seine Frau gerade wegen finanzieller Probleme getrennt und auch noch den Sohn mitgenommen hat, doch umbringen.
Die beiden werden Freunde und gehen zusammen nicht nur zu einem Beratungskurs gegen Verschuldung, sondern in einem Sozialcafé auch zu einer Versammlung der UmweltaktivistInnen – nicht weil sie die Themen interessieren, aber es soll gratis Essen und Bier zum selbst ausgesuchten Preis geben. Diesen taxiert Albert dann auch dreist auf null Euro und lässt sich den freien Gerstensaft schmecken, bis er sich selbst zum Aktivisten erklärt, um Eindruck bei der niedlichen Kaktus zu machen. Ehe sie sich versehen sind Bruno und er Teil der Truppe und werden von Quinoa, Antilope und den anderen mit einem Tarn-Spitznamen versehen – was auch Sinn macht, schließlich verkündet Albert doch gleich mal ein paar Ideen für Aufsehen erregende Aktionen. Dass er insgeheim auch plant, mit Bruno bei der vorgeschlagenen Besetzung der Banque de France mal rasch die eigenen Schuldpapiere zu manipulieren, das weiß ja niemand.
Nach ihrem 2012er-Komödienhit “Ziemlich beste Freunde” bescherte das Filmemacher-Duo Olivier Nakache und Éric Toledano mit “Heute bin ich Samba” (2015), “Das Leben ist ein Fest” (2017) und “Alles außer gewöhnlich” (2019) noch drei weitere Filme, bei denen sie das Drehbuch schrieben und auch Regie führten. Dies ist auch bei “Black Friday For Future” nicht anders, in dem sie erneut gesellschaftskritische und ernste Themen mit Humor fusionieren. Hier sind es also die UmweltaktivistInnen, in die sich die hoch verschuldeten, ungleichen Neu-Freunde einschleichen, mit wenig von Idealen und Weltveränderungswillen getriebenen Gründen.
Was man dem Film zugute halten muss ist, dass er die Bewegung der AktivistInnen – mal abgesehen von kleinen unterstellten, an alte Hippie-Zeiten erinnernden Gepflogenheiten wie wohltuenden Gruppenumarmungen – nicht persifliert oder sonstig ins Lächerliche zieht, sondern den Antrieb der verschiedenen Charaktere ernstnehmend darstellt. Auch die Figuren von Albert und Bruno kommen nicht zu überzeichnet daher und werden recht gut ausgemalt mit ihren Problemen, wobei einem Letzterer durchaus leid tut im Gegensatz zum konsumsüchtigen, verschlageneren Albert. Weniger gewinnbringend und teilweise sogar nervig sind einige Randfiguren, ob Henri (Mathieu Amalric) als Leiter des Schulden-Workshops selbst spielsüchtig ist und sogar dümmlich verkleidet versucht, in die Spielbank zu gelangen, ob die schon ältere, nicht zwingend dem üblichen Schönheitsideal entsprechende Aktivistin Sirène (Sandrine Briard) Bruno übertrieben anhimmelt und hierbei ungalant ins Lächerliche gezogen wird, oder ob Alberts Schwester samt Familie in die neue Szenerie platzt. Diese Nebenschauplätze bringen Stirnrunzeln und ziehen den Streifen nur unnötig in die Länge.
Da ist die sich langsam entwickelnde Romanze zwischen Albert und Kaktus doch weit interessanter, und natürlich die Frage, ob, wann und wie er und Bruno innerhalb der AktivistInnen auffliegen, deren Aktionen immer radikaler werden. Insgesamt lässt sich “Black Friday For Future” zwar noch ganz gut anschauen, ist aber alles andere als der nächste große Hit des Duos Nakache und Toledano – deren Originaltitel “Une Année Difficile” (“Ein schwieriges Jahr”) übrigens weit gelenker und passender wirkt, schließlich macht schon der starke Zusammenschnitt von kurzen Momenten aus Neujahresansprachen diverser französischer Präsidenten über Jahrzehnte zu Beginn klar, wie kompliziert die Jahre doch abschließend immer wieder eingestuft wurden – nicht erst heute.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten