BlacKkKlansman
Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Jasper Pääkkönen
Regie: Spike Lee
Dauer: 135 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: upig.de/micro/blackkklansman
Facebook: facebook.com/Klansman.DE
Wieder mal ist Spike Lee (“Oldboy”, “Chi-Raq”), in den Achtzigern zumindest als Mitbegründer des “New Black Cinema” (“She’s Gotta Have It”, “Do the Right Thing”) berühmt geworden, mit “BlacKkKlansman” in Sachen Gleichberechtigung für Schwarze unterwegs. Und er tut auch gut daran, hat der Rassismus in den USA unter ihrem neuen Präsidenten und seinem Stab doch wieder deutlich Aufwind erhalten, der letztes Jahr in den Auseinandersetzungen von Charlottesville gipfelte, bei denen eine Demonstrantin totgefahren wurde.
Um ja nicht erst Missverständnisse aufkommen zu lassen, wo die Reise mit seinem neuen Film hingehen soll, lässt Lee gleich anfangs den weißen Politiker Beauregard (Alec Baldwin) angeleitet von seinen immer wieder aus dem Off korrektiv eingreifenden PR-Beratern vor reißerisch geschnittenen Propaganda-Bildern seine Hetztiraden ins Kino feuern. Das ist entlarvend und übertrieben zugleich und doch in Zeiten der multimedialen Fake-News-Beeinflussung aus dem Weißen Haus gar nicht so weit von der Realität entfernt, um nicht doch eine gehörige Portion Empörung über diese manipulative Dreistigkeit zu hinterlassen. Einmal in den richtigen Kontext gerückt, betrachtet sich das erstaunliche Historienstück, das auf dem autobiografischen Roman des ehemaligen schwarzen Polizeibeamten Ron Stallworth basiert, dann gleich ganz anders.
Der (ganz wunderbar: John David Washington) tritt nämlich Anfang der 70er Jahre als erster Schwarzer seinen Dienst bei der Polizei von Colorado Springs an, das sich damit gezielt liberal positionieren will. Von seinen Vorgesetzten gefördert, ist dem die eintönige Arbeit im Archiv schnell zu langweilig und er erhält seinen ersten Ermittlungsauftrag, der ihn in die Black-Power-Bewegung der Studenten führt. Aber anstatt dort aufrührerische Rädelsführer ausfindig zu machen, wird er, nicht zuletzt auch durch die gleichermaßen eloquente wie hübsche Studentin Patrice (Laura Harrier), vor allem jedoch durch die flammende Rede eines radikalen Bürgerrechtlers von der Richtigkeit der Sache der Bewegung überzeugt. Das beschert ihm zum einen das Dilemma, sich bei seinen Avancen an Patrice nicht offenbaren zu können, zum anderen aber – und das soll der viel wesentlichere Bestandteil des Streifens sein – wächst in ihm der Wunsch, selbst gegen die Missstände in der Gesellschaft vorzugehen.
Wundervoll nimmt einen Spike Lee atmosphärisch mit in die 70er, transportiert in dieser Kulisse mittels seines Hauptdarstellers sowohl Stallworths Idealismus wie auch dessen Naivität, als der sich bei der telefonischen Kontaktaufnahme zum Ku-Klux-Klan doch tatsächlich mit seinem echten Namen vorstellt. Und schon ist mehr oder weniger zufällig eine Handlung geboren, die unglaubwürdiger nicht sein könnte, hätte sie sich nicht exakt so wirklich zugetragen. Natürlich kann Stallworth bei der Infiltration des Klans nicht persönlich auftreten, sondern überlässt diesen Job zwangsläufig seinem weißen Kollegen Flip (Adam Driver), der den Rassisten gegenüber fortan seine Rolle einnimmt.
Das alles ist ob der Unvorstellbarkeit der Ermittlungen überaus amüsant, lässt allerdings die Gefährlichkeit des Unternehmens mitunter trotz explizit geschilderter Gewaltexzesse etwas in Vergessenheit geraten. Lees Hauptziel aber, die Argumente der Rechtsextremisten durch ihre Kollaboration mit einem Schwarzen ad absurdum zu führen, wird in vollem Umfang erreicht. Eine Einordnung der Gefahren faschistischen Gedankenguts erhält man wenn nicht beim auf dem Klantreffen mit Gejohle kommentierten Propagandafilm „The Birth of a Nation“ so doch spätestens mit den abschließend eingeschnittenen Originaldokumenten zu den Ereignissen von Charlottesville.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten