Home Film “Blitz” – auch Steve McQueens neuestes Drama weiß wieder zu berühren

“Blitz” – auch Steve McQueens neuestes Drama weiß wieder zu berühren

Autor: Tobi

"Blitz" Artwork (© Apple)

Blitz

Darsteller: Saoirse Ronan, Elliott Heffernan, Harris Dickinson, Benjamin Clémentine
Regie: Steve McQueen
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Facebook: facebook.com/appletv
Facebook: instagram.com/applefilms
Kinostart: 7. November 2024


Dass der britische Regisseur und Drehbuchautor Steve McQueen – weiterhin nicht zu verwechseln mit dem 1980 verstorbenen, US-amerikanischen Schauspieler gleichen Namens – sich ganz hervorragend darauf versteht, Dramen zu inszenieren, die zu berühren wissen, das zeigte er bereits mit seinen ersten Filmen “Hunger” (2008) und “Shame” (2011), wobei er für “12 Years A Slave” (2013) dann noch weit mehr weltweite Anerkennung erfuhr. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen konnte er den Oscar® für “Bester Film” mit nach Hause nehmen, ebenso wie John Ridley den für das beste adaptierte Drehbuch und Lupita Nyong’o den als beste Nebendarstellerin. Nachdem der Heist-Thriller “Widows – Tödliche Witwen” 2018 zwar viel Lob einfuhr, aber kein überragendes Einspielergebnis, widmete sich McQueen erst einmal mit “Small Axe” und “Uprising” mehrteiligen Fernsehproduktionen sowie der Doku “Occupied City”, bevor er nun mit “Blitz” auf die große Kinoleinwand zurückkehrt – wenn auch nur kurz, läuft der Streifen doch ab dem 7. November 2024 bei uns in ausgewählten Kinos, bevor er dann zwei Wochen später ab 22. November weltweit auf Apple TV+ gestreamt werden kann.

“Blitz” nimmt uns mit ins London des Zweiten Weltkriegs, wo die deutsche Luftwaffe zwischen September 1940 und Mai 1941 gegen Teile Englands und auch seine Hauptstadt massive, zerstörerische Luftangriffe flog, die als “The Blitz” – abgeleitet vom deutschen Wort Blitzkrieg – unrühmlich in die Geschichte eingingen. Dass Krieg herrscht, daran hat sich der Junge George (Elliott Heffernan) bereits fast gewöhnt, der mit seiner Mutter Rita (Saoirse Ronan) und Großvater Gerald (Paul Weller) im Osten Londons in einer Wohnung lebt. Immer wieder mal müssen sie sich vor den deutschen Bombern schützen, was schwierig wird, wenn sogar die U-Bahnhöfe teilweise schon abgeriegelt werden, da sie nicht als Bunker dienen sollen. Mit massiven Protesten kommen Rita und George hier zwar ein weiteres Mal unter, aber sie sieht sich bereits Vorwürfen gegenüber, dass sie ihren Sohn nicht schon längst in einen der Züge gesetzt hat, mit dem Kinder zum Schutz aus der Metropole auf das Land gebracht werden.

Auch wenn George nicht von seiner Mutter getrennt werden möchte, willigt sie schließlich ein, registriert ihn und setzt ihren trotzig wütenden Filius in einen Zug. Nachdem er dort auch noch in Streit mit anderen, ihn ärgernden Jungs gerät, fasst George nach einer Weile aber den Entschluss, zurück zu kehren. Mutig springt er mit seinem Koffer aus dem Zug und macht sich auf den Rückweg, zu Fuß und auch mit Hilfe eines Güterzugs, wo er drei andere Jungs mit gleicher Intention antrifft. Doch der Weg zurück ist alles andere als einfach, und auch in London erwarten ihn nicht nur hilfsbereite ZeitgenossInnen. Währenddessen kommt Rita auf ihrer Arbeitsstelle in einer Bombenfabrik durch ihren Mut in Bedrängnis und schmeißt dann alles dort verärgert hin, als sie erfährt, dass ihr Sohn sich alleine auf den Weg zurück in die Stadt gemacht hat. Beide durchlaufen turbulente Momente, inmitten immer verheerender vernichtender Luftangriffe.

"Blitz" Szenenbild (© Apple)

Elliott Heffernan und Saoirse Ronan in “Blitz”, ab 7.11. in ausgewählten Kinos zu sehen und ab 22. November weltweit auf Apple TV+
(© Apple)

Mit “Blitz”, bei dem er für Regie und Drehbuch verantwortlich war, legt Steve McQueen ein weiteres Drama vor, das unter die Haut geht. Nach kurzen netten Momenten innerhalb der kleinen Rest-Familie, ob am Klavier mit Opa Gerald oder mit herzerwärmenden Szenen zwischen Mutter und Sohn beim Schlafengehen nimmt er uns direkt mit in den Bombenhagel und die Verzweiflung der Londoner BürgerInnen, denen die Schutzmöglichkeiten immer mehr ausgehen. Der Film versteht es ausgezeichnet, den Schrecken des Krieges zu zeigen und unter dieser Voraussetzung ein Familiendrama zu präsentieren, welches spannend, emotional aufwühlend und einfach nur gut erzählt ist.

Saoirse Ronan spielt als Rita groß auf und man nimmt ihr alle Gefühlsregungen ab, wobei sie viele Facetten zeigt und sogar zweimal Gesangstalent offenbart. Sehr stark agiert auch Nachwuchsschauspieler Elliott Heffernan als junger, mutiger Bursche, der zurück möchte zur Mutter und hierbei so einiges erlebt, ob er nun auf den freundlichen Schutzbeamten Ife (Benjamin Clementine) trifft oder auf eine Gauner-Gruppe, die nochmal ganz unerwartete Herausforderungen für ihn bereit hält. Einige weitere Figuren sind ebenfalls interessant und gut besetzt, mit Singer/Songwriter Paul Weller als Ritas Vater Gerald in seinem Filmdebüt, Harris Dickinson als zurückhaltenden, aber durchaus an Rita interessierten Nachbarn Jack und einigen weiteren wie Kathy Burke, Stephen Graham oder Erin Kellyman.

Steve McQueen bietet im Verbund mit Kameramann Yorick Le Saux nicht nur tolle Bilder der sich gerade abspielenden, immer interessanten Handlungspassagen, die bei Georges Geschichte auch ins Abenteuer-Genre driften, sondern hin und wieder auch kleine Rückblicke mit Wirkung, sei es nun auf Ritas frühere Zeit und das Kennenlernen von Georges Vater oder sei es auf eine ausschweifende Party, die abgehalten wurde, bevor die Bomben einschlugen und die schreckliche Szenerie verursachten, die man dann geboten bekommt. Das alles greift hervorragend ineinander und ergibt in der Summe ein tolles Drama, unterlegt mit passenden Klängen von Hans Zimmer.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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