Blown Away – Music, Miles and Magic
Dokumentation
Regie: Micha Schulze
Dauer: 119 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: blownaway-movie.de
Facebook: facebook.com/blown.away.movie
“Blown Away” – die Zweideutigkeit des Titels ist wirklich treffend gewählt, denn nicht nur sind die beiden Jungs mit vom Wind geblähten Segeln auf allen Weltmeeren unterwegs, sondern genauso zeigen wir uns vor Begeisterung weggeblasen von ihren Erlebnissen, die sie uns hier in dieser Dokumentation präsentieren.
Es sind Ben und Hannes, die sich beim Tontechnikstudium in Berlin nicht nur kennengelernt haben sondern bald enge Freunde wurden. So riss der Kontakt der beiden Hobbymusiker auch dann nicht ab, als es Ben durch sein Fernweh zum Beenden des Studiums nach Australien verschlug, zu sehr verbanden sie ihre vielen Gemeinsamkeiten. Und Ben war es dann auch, der mit der Idee zu dem interessanten Projekt auf Hannes zukam, als der Abschluss endlich in der Tasche war, und sich beide irgendwie in der Leere einer Übergangsphase befanden: Warum nicht ein Segelboot kaufen und eine Weltreise machen, auf der sie überall mit den Menschen musizieren?
Was sich angesichts ihrer finanziellen Situation erstmal ziemlich verrückt anhörte, wurde dann doch sehr schnell konkret, denn in ihrem Enthusiasmus waren die beiden Freiheitsliebenden kaum noch aufzuhalten. Und das ist auch der Grundtenor des Dokumentarfilms, den Micha Schulze eigentlich wie ein besseres Tagebuch anlegt, sind die Voraussetzungen durch Off-Kommentare und direkt in die Kamera gesprochene Aussagen der beiden Weltenbummler erstmal geklärt, und auf der frisch erworbenen “Marianne” gleich zur Sache kommt. Das nötigt den beiden Abenteurern gegenüber nicht nur höchsten Respekt für ihre Risikobereitschaft ab, sondern entfacht außerdem augenblicklich eine enorme Reiselust, so sehr fühlt man sich durch die von den beiden selbst gemachten Aufnahmen inklusive begleitender Delfine selbst mit an Deck.
Abseits des beeindruckenden Reiseberichts aber, dessen imposante Bilder Lust auf mehr machen, verbreiten die beiden Sympathen vor allem eine ungeheuer positive Stimmung, wenn sie uns zu den ausgewählten Aufnahmesessions mit diversen illustren Einheimischen und Zugereisten mitnehmen, die allesamt eine enorme Begeisterung für das gemeinsame Musikprojekt ausstrahlen, von der dadurch nochmal verstärkten Gastfreundschaft mal ganz zu schweigen. Ja, man kann fast zu dem Schluss kommen, es gebe kein Verbrechen auf der Welt, so blauäugig kommt einem das Verhalten der beiden mitunter vor. Oder haben sie tatsächlich Vorkehrungen getroffen, die jetzt in der Eitel-Sonnenschein-Doku nichts verloren haben?
Wie dem auch sei, außer dem immer wieder störungsanfälligen Motor und manchem sicher zu erwartenden Unwetter, vermag kein Ereignis den Optimismus des Films zu trüben, der selbst dann noch ungebrochen scheint, als während der fünfjährigen Abwesenheit Hannes‘ Mutter stirbt, was allerdings zumindest einen kleinen Eindruck der Entbehrungen auf der sonst so Horizont erweiternden, langen Reise vermittelt.
Außer einer Menge Ferienlagerromantik sowohl an Bord der „Marianne“ als auch des in der zweiten Hälfte des Films für die Nordamerikatour erstandenen, alten Schulbusses hat die Doku jedoch eine wichtige Botschaft zu bieten: Musik kann alle noch so verschiedenen Menschen dieser Welt verbinden. Was die beiden Tontechniker dann aus ihren Aufnahmen aus aller Herren Länder gebastelt, wie sie diverse Tonspuren virtuos zu einem Ganzen zusammengefügt haben, kann sich wirklich sehen bzw. hören lassen und erinnert an so manchen wundervollen Menschen, den wir mit ihnen kennenlernen durften. So erzeugt auch die Filmmusik nochmal ein wohliges Gefühl von Kosmopolitismus und Weltverbundenheit.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten