Book Club – Ein neues Kapitel
Darsteller: Jane Fonda, Mary Steenburgen, Diane Keaton, Candice Bergen
Regie: Bill Holderman
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.upig.de/micro/book-club-ein-neues-kapitel
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Dass wir Menschen immer älter werden, ist keine wahnsinnig neue Erkenntnis. Die demografische Folge ist demnach, dass auch die Zielgruppe jenseits der 70 inzwischen eine beachtliche Größe erreicht hat, Tendenz steigend. Zieht man darüber hinaus noch in Betracht, dass sich diese immer mehr bester Gesundheit und Mobilität erfreut, die einen Besuch im Kino ermöglicht, dann macht es natürlich Sinn, sie mit Werken wie dem Vorgänger „Book Club – Das Beste kommt noch“ (2018) oder gerade erst „Brady’s Ladies“ zu adressieren. Und nur das kann man als Entschuldigung für die Entgleisung heranziehen, denn in die gleiche Kerbe haut jetzt die Fortsetzung der Abenteuer unserer vier Best Agerinnen „Book Club – Ein neues Kapitel“, für die sich Bill Holderman nach seinem Debüt mit Teil eins erst zum zweiten Mal in den Regiestuhl setzte. Wenn schon, denn schon, mag er sich gedacht haben, nachdem er wieder zusammen mit Erin Simms das Drehbuch dazu verfasst hatte. Doch nach dem noch einigermaßen charmant inszenierten ersten Teil werden wir jetzt schon mit der Eingangssequenz auf den harten Boden der Tatsachen geholt, der uns darauf einstellt, mit welchem Humor wir hier zu rechnen haben.
Die Corona-Pandemie hat auch unsere Ladies des Book Club nicht verschont, und so finden die regelmäßigen Treffen schon geraume Zeit nur noch online statt. Das allein nötigt höchsten Respekt ab, und dass unsere Seniorinnen bei der Benutzung der Meeting-Software so vorgeführt werden, erzeugt schon anfangs die ersten Momente des Fremdschämens, die beileibe nicht die einzigen bleiben. Wenn eine in der Konferenz das Mikro nicht einschalten kann und sich eine andere zu einer sprechenden Kartoffel verwandelt, ist das nur bedingt komisch und schon mal ein Vorgeschmack auf den niveauarmen Klamauk, der noch folgen soll.
Eigentlich jedoch geht es um die überraschende Verkündung der Verlobung von Vivian (Jane Fonda), mit der sie ihre Freundinnen Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) bei ihrem ersten leibhaftigen Treffen nach einer Ewigkeit erstaunt. Dass das Leben auch im reiferen Alter noch Überraschungen bereithält, ist ein wirklich niedlicher Ansatz, und das 80 mag ja angesichts der vier runderneuerten Ladies das neue 40 sein. Dass Vivians Verlobung aber unweigerlich einen pubertären Junggesellinnenabschied zur Folge haben muss, mutet auch bei unseren rüstigen Seniorinnen etwas albern an.
Und das wird es dann auch, als die vitalen Vier nach Italien aufbrechen – Vivian selbstverständlich im geschmacklosen Junggesellinnen-Outfit –, wohin sie schon immer mal wollten. Zumindest das gewählte Ambiente aber passt, denn von Rom verschlägt es sie schnell nach Venedig und in die idyllische Toskana, die allesamt für das eine oder andere malerische Panorama gut sind. Was die Bilder aber gutmachen, verdirbt die Handlung umgehend wieder, wenn die Damen vom konstruierten Drehbuch von einem Schlamassel in den nächsten geschickt werden. Angefangen beim geklauten Gepäck über diverse Flirts mit Staatsbediensteten – die Frage nach dem Rentenalter in Italien sollte man sich besser nicht stellen – bis zum unerlässlichen Gefängnisaufenthalt macht Holderman diesmal wirklich vor gar nichts halt und sorgt damit immer wieder für fassungsloses Kopfschütteln.
Sehr viel glaubwürdiger wird seine Geschichte auch nicht, als Carol beim Dinner mit neuen Freunden zufällig ihre frühere italienische Liebschaft wiedertrifft, die sie vor 50 Jahren mal kennenlernte, und mit ihm prompt Pizza backend die Nacht verbringt, wackelnder Bäckerwagen inklusive. Überhaupt setzt Holderman bei seiner peinlichen Inszenierung der Ladies als liebestolle Twens voll auf die Zote, vergeht kaum ein Dialog ohne anzügliche Bemerkung und wird das Ganze auch nicht witziger, als Sharon nach einem Schäferstündchen völlig zerzaust einem Boot entsteigt.
Es ist ja gut, wenn man unsere Seniorinnen nicht einfach aufs Altenteil abschiebt, sondern sie auch jenseits der 80 noch am prallen Leben teilhaben lässt. Wofür sich die renommierten Schauspielerinnen, die sicher gerne die Zeit ein wenig zurückdrehen würden, hier aber hergeben, erinnert stellenweise eher an die amourösen Abenteuer aus „Eis am Stiel“ und ist ihrer zutiefst unwürdig. Lasst sie doch bitte in Würde altern.
Trailer:
Bewertung: 2 von 10 Punkten