Bros
Darsteller: Billy Eichner, Luke Macfarlane, Guy Branum, Monica Raymund
Regie: Nicholas Stoller
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: bros-film.de
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Das Studio bewirbt Nicholas Stollers („Bad Neighbors“, „Männertrip“) neue Komödie „Bros“ damit, dass es die erste schwule Romantic Comedy eines großen Hollywood-Studios ist und setzt damit ganz auf die Karte des historischen Moments. Dabei ist es eigentlich traurig, dass man dies auch heute noch dermaßen hervorheben muss, und sich nicht in erster Linie auf die Qualität abseits jeglicher sexueller Orientierung konzentriert. Und das, wo der Film, dessen Drehbuch der im Übrigen heterosexuelle Stoller zusammen mit dem schwulen Comedian Billy Eichner verfasst hat, doch auch ohne diesen dezidierten Hinweis bestens funktioniert. Aber natürlich haben sie mit ihrer Ankündigung recht, denn homosexuelle Liebesbeziehungen fristeten bisher wirklich eher ein Dasein als Randerscheinung und rückten allenfalls mal als Coming-out-Drama in den Mittelpunkt. Also nehmen wir es eben als zusätzlichen spektakulären Fakt hin, dass das gesamte Schauspielerensemble aus der queeren Szene der USA rekrutiert wurde, und die schwule RomCom hiermit endlich mainstreamfähig wird.
Es geht um den homosexuellen Aktivisten und erfolgreichen Podcaster Bobby (von Drehbuchautor Billy Eichner selbst gespielt), der mit festen Beziehungen so gar nichts anfangen kann, alleine bestens zurechtkommt und ohnehin mit seiner neuen Aufgabe, in New York das erste Museum für queere Geschichte zu eröffnen, gerade genug um die Ohren hat. Doch unverhofft kommt ja bekanntlich oft, und so ist er ganz hin und weg, als er in einem Club den überaus attraktiven, durchtrainierten Aaron (Luke Macfarlane) kennenlernt, der nicht nur wider Erwarten überhaupt kein Hohlkopf ist, sondern für ihn damit noch unerreichbarer erscheint. Irgendwie aber scheint sich der, ansonsten auch von Bindungsängsten geplagt und eher den schnellen Grindr-Sexdates zugetan als potenziellen Langzeitbeziehungen, auch zu Bobby hingezogen zu fühlen, schließlich ist der intelligente Moderator ja nicht auf den Mund gefallen und weiß besonders durch seinen schlagfertigen Humor zu überzeugen.
Ein Plot einer klassischen RomCom, ob nun homo- oder heterosexuell, dessen weitere Entwicklung man durchaus als vorhersehbar bezeichnen kann, denn natürlich können die nach eigener Einschätzung Beziehungsunfähigen nicht voneinander lassen, wollen sich das aber keinesfalls eingestehen und finden erst nach ewigem Hin und Her zueinander, wie es auch bei jeder durchschnittlichen Hetero-Komödie der Fall wäre. Dennoch hat Stollers schwule Version etwas Erfrischendes, merkt man ihr die Aufbruchstimmung des Feierns der LGBTQ+-Szene irgendwie an, deren Bedeutungsschwere für die Produktion aber die federleichte Inszenierung in keiner Phase belastet.
Das ist auch ihrer beißenden Selbstironie geschuldet, die wiederholt aus den angenehm nicht immer mainstreamfähigen Gags hervorscheint und damit erfreulicherweise auch auf etwaige Aversionen des Hetero-Publikums überhaupt keine Rücksicht nimmt. Dieses Selbstverständnis als unabhängiges Werk findet sogar in die Handlung Eingang, als Bobby gleich anfangs das lukrative Angebot ausschlägt, das Drehbuch für eine schwule Hollywood-RomCom zu verfassen. Die Begründung, es damit eh nur dem breiten Publikum recht machen zu müssen, das vor allem von Heteros gespielte, leidende Cowboys sehen wolle, trifft es auf den Punkt und ist genauso despektierlich wie vielsagend, geht es doch sowohl dem Aktivisten Bobby wie auch real dem ihn verkörpernden Drehbuchautor Eichner darum, endlich komplett eigenständig arbeiten zu dürfen.
So steuert die Komödie durchaus schwungvoll auf ihr Happy End zu, folgt zwar mit dem Zusammenraufen des so ungleichen Paares nicht besonders originell längst ausgetretenen Pfaden, überzeugt dabei jedoch mit Wortwitz und so manch bissigem Kommentar der queeren Szene. Dass dabei auch überaus freizügig das gängige Klischee bedient wird, die wäre promiskuitiv stets auf den schnellen Sex aus, geschenkt. Dafür erhält die nicht zu unterschätzende Körperlichkeit in einer Beziehung hier eine Präsenz, wie sie auch jeder Hetero-RomCom gut zu Gesicht stünde, und wirkt dabei noch dazu weder obszön noch peinlich.
Vor allem aber stimmt hier einfach die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Eichner und Macfarlane und macht diese erste schwule Mainstream-RomCom, die ja vielleicht den Weg zur baldigen Normalität ebnet, zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten