Candyman
Darsteller: Yahya Abdul-Mateen II, Teyonah Parris, Nathan Stewart-Jarrett, Colman Domingo
Regie: Nia DaCosta
Dauer: 91 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/candyman
Facebook: facebook.com/CandymanFilmDE
In den “Harry Potter”-Filmen ist es der böse Lord Voldemort, dessen Name man nicht aussprechen sollte – da gibt es aber auch noch ganz andere. Nun nämlich kehrt der “Candyman” wieder, und diesen sollte man auf keinen Fall fünfmal vor dem Spiegel benennen, sonst nämlich taucht er auf und bringt dich um. Das klingt fies, und so handelt es sich auch um einen Horrorfilm, der als Fortsetzung des erfolgreichen “Candyman’s Fluch” aus dem Jahr 1992 angelegt ist, der auf der Kurzgeschichte “The Forbidden” von Clive Barker basierte.
Nun ist es nicht so, dass es nicht schon Sequels gegeben hätte. Nachdem “Candyman 2 – Die Blutrache” 1995 aber schon nicht mehr annähernd an das Einspielergebnis des Vorgängers heran kam und “Candyman 3 – Der Tag der Toten” 1999 dann nur noch für das Heimkino veröffentlicht wurde, ignoriert der neue “Candyman” die Ereignisse dieser dann aber auch einfach und setzt nach dem ersten Streifen an, aber in der Gegenwart.
Zu Beginn nimmt uns der Streifen kurz mit in die Vergangenheit, als ein kleiner Junge im hauptsächlich von Schwarzen besiedelten Viertel Cabrini Green im Keller auf einen Mann stößt, der ihm erst einen Bonbon vor die Füße wirft und dann amtlich Angst macht, woraufhin er von einem Trupp weißer Polizisten auch nicht einfach nur dingfest gemacht, sondern zu Tode gelyncht wird.
Heute sieht es in der einstigen Sozialwohnungssiedlung ganz anders aus, denn moderner Wohnungsbau hat sie in einen Hotspot für Besserverdiener und ein hippes Viertel Chicagos verwandelt. Auch der angesagte Künstler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II) hat sich mit seiner Freundin, der Galeristin Brianna (Teyonah Parris), eine schicke Loft-Wohnung gekauft, sollte nun allerdings auch mal wieder ein spektakuläres Werk abliefern, um seinen Aufstieg in der Kunst-Szene nicht zu gefähren.
Durch einen in der Gegend schon lange ansässigen Bewohner (Colman Domingo) erfährt Anthony von der Candyman-Legende. Dieser hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts als schwarzer Sklaven-Sohn in eine Weiße verliebt und wurde von ihrem Vater brutal aus der Welt geschafft, indem er eine Bande auf ihn hetzte, die ihn erst durch das Viertel jagte, ihm dann eine Hand absägte und ihn mit Honig übergossen einem Bienenschwarm überließ. Als Candyman kehrte er aber mit Metallhaken statt Hand zurück und schlitzte mit diesem jeden auf, der sich vor einen Spiegel stellt und fünfmal seinen Namen ausspricht.
Inspiriert nutzt Anthony Details der finsteren Legende für sein neuestes Werk “Say My Name”, bei dem er ein düsteres Bild mit einem aufklappbaren Spiegel davor versieht und im Begleittext dazu aufruft, “Candyman” fünfmal auszusprechen. Hierdurch bringt er das Grauen zurück in die Stadt, während er selbst zwischen zurück kehrendem Erfolg, Wahn und körperlichem Verfall balanciert.
Nachdem Regisseurin und Drehbuchautorin Nia DaCosta für den Thriller “Little Woods” als ihr Debüt viel Lob erhielt, scheint es mit ihrer Karriere gut voran zu gehen. Nicht nur sehen wir mit “Candyman” nun einen zweiten Film, bei dem sie im Regiestuhl saß und zu dem sie zusammen mit Win Rosenfeld und Mit-Produzent Jordan Peele (“Get Out”) auch das Drehbuch schrieb, inzwischen arbeitet sie sogar an “The Marvels” als Fortsetzung von “Captain Marvel”, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.
“Candyman” wurde von DaCosta stark inszeniert, baut der Streifen doch eine düstere Stimmung auf und sorgt mit guten Bildern, bei denen stylische Optik, die grellen Farben von Kunstszene sowie hipper Gegend und auch die erneut auftauchenden Bienen geschickt eingesetzt werden, für ansprechenden Horror abseits der Langeweile. Hierbei kommen auch die Slasher-Szenen eher limitiert daher werden und nicht in den Fokus des Bildes gerückt, sondern sehr facettenreich serviert – und die Legende selbst wird in gut gemachten Scherenschnitten verabreicht. Zudem profitiert DaCosta von einer guten Besetzung mit aufstrebenden AkteurInnen, wobei die ProtagonistInnen in diesem “Candyman” erstmals größtenteils schwarz sind.
Inhaltlich kommt die Anknüpfung an den Streifen aus dem Jahr 1992 durchaus interessant daher und greift die in vielen Städten präsente Gentrifizierung ebenso auf wie die Gewalt an Schwarzen durch Weiße, seien es der Vater und seine angeheuerten Lynch-Mörder in der Legende oder die Polizisten in der Gegenwart. Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass das Drehbuch thematisch etwas überladen wurde für seine angenehm gewählten 91 Minuten. Insgesamt aber ein durchaus sehenswerter Horrorfilm, nach dessen Anschauen man sich ungerne vor einen Spiegel stellen möchte, um fünfmal “Candyman” zu sagen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten