Caveman
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Martina Hill, Wotan Wilke Möhring
Regie: Laura Lackmann
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.constantin-film.de/kino/caveman
Facebook: facebook.com/constantinfilm
1991 brachte Rob Becker sein zwischen Stand-Up-Comedy und Therapiesitzung pendelndes Stück “Defending the Caveman” über andauernde und bis zur Steinzeit zurückgehende Missverständnissen zwischen Männern und Frauen am New Yorker Broadway auf die Bühne, und das Ganze wurde nicht nur dort – wo er es bis 2003 selbst spielte – zu einem Mega-Erfolg. In mehr als 40 Ländern und vielen Sprachen wurde das Stück adaptiert und von mehr als acht Millionen Besuchern belacht – bei uns in Deutschland als “Caveman”, inszeniert von Esther Schweins mit einer Übersetzung von Kristian Bader, der auch zum ersten Darsteller hierzulande wurde.
Nun schwingt sich der “Caveman” auf ins Kino, und auch wenn es sich hier dann nicht mehr um ein Bühnenstück handelt, bleibt der Auftritt vor Publikum nicht außen vor. Diesen nämlich hat Bobby Müller (Moritz Bleibtreu) vor sich, der als Kind mal einen Wettbewerb im Witze-Erzählen gewann und seitdem davon träumt, andere zu unterhalten. Die Vorzeichen stehen allerdings schlecht, kommt es hinter den Kulissen des Open-Mic-Comedy-Abends, bei dem er auf dem Programm steht, doch gerade heute zu einem amtlichen Streit mit seiner Frau Claudia (Laura Tonke), der ihn verunsichert.
Statt eines selbstsicheren und gutgelaunten Bobby tritt somit ein hadernder, nervöser Mann vor den ausverkauften Saal, in dem nur der Platz von Claudia in der ersten Reihe leer ist, wo immerhin noch die Nachbarn und guten Freunde Nike (Martina Hill) und Hoffmann (Wotan Wilke Möhring) sitzen. Nach der Frage ans verdutzte Publikum, ob er ein großer Idiot ist, ändert Bobby sein Programm und erzählt über sein Leben, das er als Autoverkäufer wenig spannend findet und in dem Claudia nach vielen gescheiterten Beziehungsanläufen eigentlich doch genau die Richtige zu sein schien.
Aber Männer sind halt Jäger und Frauen Sammlerinnen – diese Unterschiede, und andere, erklärt Bobby anhand diverser Beispiele, die wir nun nicht nur erzählt, sondern auch gezeigt bekommen. Und auch der Caveman, Bobbys imaginärer Freund aus der Steinzeit, von dem er eigentlich ja erzählen wollte, bekommt dann doch noch seinen Raum. Je mehr er aber vom Streit mit Claudia beeinflusst über die Unvereinbarkeit von Frauen und den in der heutigen Zeit gescheiterten Männern reflektiert, wird ihm klar, dass die Situation nicht ausweglos sein sollte.
Wenn man sich “Caveman” anschaut, dann wird man das Gefühl nicht los, dass das Ganze auf der Bühne auch dank der Möglichkeit einer Interaktion mit dem Publikum so gut funktioniert – die hier aber nun ja nicht gegeben ist. Im Film von Laura Lackmann wird sie zwar bei Bobbys Auftritt dargestellt, dies ist aber ja nicht gleichwertig, auch wenn als Trick zusätzlich noch versucht wird, Bobby die vierte Wand durchbrechen und somit direkt zum Kinopublikum sprechen zu lassen. Das funktionierte hin und wieder schon prächtig, wie in den Serien “Fleabag” und “House of Cards” oder Filmen a la “High Fidelity” und “Deadpool”, hier aber verpufft der Effekt.
Der Streifen besitzt eine merkwürdige Wirkung. Das Gezeigte ist nicht komplett unwitzig, und doch bringt es einen nicht zum Lachen, sondern eher zum Schmunzeln – und auch das nicht oft genug. Zum einen liegt dies an den ersten paar wirklich dummen Szenen und einigen völlig unnötig dämlichen Momenten wie Bobbys vorhersehbarem, ärgerlich flachhumorigem Speer-in-den-Fuß-Rammen bei der Fischjagd mit dem Caveman, die sich nachhaltig negativ auswirken. Zum anderen bekommt man – auch wenn der Film am Ende zum Glück in puncto Aussage noch die Kurve kriegt – eine Aneinanderreihung von viel zu vielen Stereotypen verabreicht, die absolut nicht neu sind. Hinzu kommen Stirnrunzeln erzeugende, dürftige Gags wie die Verwechselung von Kinderwunsch mit Tinderwunsch beim Lippenlesen, die Darstellung einer menstruierenden Frau als puterrote Teufelin oder das Herumlecken am Smartphone dank einer App, die den Mann zum oralen Orgasmuserzeugen anleiten soll. Puh!
Schauspielerisch weiß das Ensemble hingegen durchaus zu gefallen, wobei Wotan Wilke Möhring als schluffiger Kumpel heraussticht, mit dem man gut zocken und abhängen kann, der aber keine Chipskrümel in seiner Bude erträgt. Das rettet den Streifen aber auch nicht, der über den Status einer dürftigen bis mittelmäßigen Unterhaltung nicht hinaus kommt und bei dem man das Gefühl nicht los wird, dass eine solche Aufarbeitung von Geschlechterunterschieden nicht mehr zeitgemäß ist.
Trailer:
Bewertung: 4 von 10 Punkten