Chase
Darsteller: Gerard Butler, Jaimie Alexander, Russel Hornsby, Ethan Embry
Regie: Brian Goodman
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/160934/chase.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Was einem Regisseur Brian Goodman als Ausgangspunkt seines neuen Thrillers „Chase“ hier präsentiert, ist wohl der Horror eines jeden liebenden Ehemanns: Bei einem normalen Tankstopp verschwindet die Frau einfach spurlos. Das ist zwar ein überaus beliebtes Szenario der Filmgeschichte und damit auch nicht sehr originell, verfehlt aber auch hier seine Wirkung keinesfalls.
Immobilienentwickler Will (Gerard Butler) macht mit seiner Frau Lisa (Jaimie Alexander) gerade eine nicht allzu erfreuliche Phase durch und ist mit ihr deshalb auf dem Weg zu ihren Eltern, wo sie sich eine Auszeit von ihrer kriselnden Ehe nehmen will. Nur kommt sie dort erst gar nicht an, weil sie bei einem routinemäßigen Halt an einer Tankstelle, wo sie sich einfach nur ein Flasche Wasser kaufen will, plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist. Das inszeniert Goodman wirklich großartig, begleitet Will bei seiner immer panischer werdenden Suche mit der Handkamera und macht damit dessen wachsende Verzweiflung für uns mit den Händen greifbar.
In seiner Hilflosigkeit wendet der sich dann schnell an die Polizei und gerät dort mit Detective Paterson (Russell Hornsby) an einen wirklich verständnisvollen Beamten, der ihm zeitnah zu Hilfe eilt, auch wenn es erstmal gar keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen gibt. Das müssen auch wir zugeben, obwohl wir schon in der Anfangssequenz einen unmissverständlichen Hinweis erhalten haben, der sehr wohl eindeutig in diese Richtung zeigte. Überhaupt liebt es Goodman, für uns Spuren auszulegen, die mal mehr mal weniger in die Irre führen, auf alle Fälle aber enormes Mitgefühl mit Will erzeugen. Denn hätte man Will nicht fast die ganze Zeit über begleitet, man wäre durchaus empfänglich für Patersons Verdacht, Will hätte selbst etwas mit Lisas Verschwinden zu tun, die dicke Lebensversicherung jedenfalls bildet ein einleuchtendes Motiv.
Da nimmt man es auch Wills Schwiegereltern gar nicht übel, wenn sie ihrem ungeliebten Schwiegersohn im Wissen um die Unzufriedenheit ihrer Tochter erstmal ernste Vorwürfe machen, bevor sie überhaupt zur Zusammenarbeit bereit sind. Dagegen sprechen Wills Entdeckungen eine deutliche Sprache, der angesichts Patersons berechtigter Zurückhaltung bei den Ermittlungen die Dinge eiligst selbst die Hand nimmt und schon beim Tankwart auf alles andere als Kooperationswillen stößt. Der nämlich hält die Aufzeichnungen der Überwachungskameras gezielt zurück und legt auch sonst ein einigermaßen verdächtiges Verhalten an den Tag, das Will auf die Spur eines Jugendfreundes seiner Frau bringt. Der scheint nach den Videos Lisas letzter Kontakt vor ihrem Verschwinden gewesen zu sein und bildet so den Startpunkt für die eigenmächtigen Nachforschungen unseres tatkräftigen Protagonisten, die ihn so immer tiefer in die kriminellen Kreise von Lisas Heimatstädtchen eintauchen lassen.
Es ist wirklich fesselnd, wie uns Goodman stimmungsvoll in Wills Ermittlungen einbezieht und dabei ein immer deutlicheres Bild der verbrecherischen Abgründe in der Heimat von dessen Frau zeichnet. Dass er uns dabei bestens getimt Stück für Stück die Hintergründe von Lisas Verschwinden offenbart, macht seinen Entführungsthriller im Gegensatz zu seinen eingeschnittenen Rückblicken auf die ehelichen Auseinandersetzungen der beiden angenehm kurzweilig. Mit jedem Schritt zur Konkretisierung der Umstände jedoch wird das Verbrechen immer abstruser, und Gerard Butler als Will mutiert immer mehr zur verzweifelten, rasend Selbstjustiz übenden Actionfigur in bester Charles-Bronson-Manier.
Das hat der Film eigentlich gar nicht nötig, ermüdet mit jeder überflüssigen Explosionsszene mehr und gewinnt dadurch nicht gerade an Glaubwürdigkeit. So verspielt er viel des zunächst erarbeiteten Kredits und wird hinten raus noch zum allenfalls durchschnittlichen Actionreißer mit einem unverwundbaren Superhelden. Zumindest eines aber nimmt man mit: Guck‘ dir deine alten Schulfreunde besser nochmal genauer an.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten