Cyrano
Darsteller: Peter Dinklage, Haley Bennett, Kelvin Harrison Jr., Ben Mendelsohn
Regie: Joe Wright
Dauer: 124 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/cyrano
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Wer kennt es nicht, Edmond Rostands berühmtes Bühnenstück über die Leiden des französischen Dichters Cyrano de Bergerac, der sich durch seine große Nase dermaßen entstellt fühlt, dass er seiner Angebeteten seine Gefühle beim besten Willen nicht offenbaren kann. Schon vielfach verfilmt, hat sich jetzt auch Historien-Experte Joe Wright („Stolz & Vorurteil“, „Die dunkelste Stunde“) des Stoffs angenommen und sich ihm einmal auf ganz andere Weise angenähert. Er präsentiert uns das Liebesdrama in seinem „Cyrano“ innovativ als aufwendig ausgestattetes Musical und hebt sich damit angenehm von den vorherigen Adaptionen ab.
Die Grundzüge einer der bekanntesten Liebesgeschichten der Historie aber bleiben weitestgehend unverändert, und so ist auch hier Ende des 17. Jahrhunderts der Offizier und Lyriker Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) unsterblich in seine gut mit ihm befreundete Cousine Roxanne (Haley Bennett) verliebt. Aufgrund seines Aussehens, welches ihn ebenso das eine oder andere Mal in Auseinandersetzungen treibt, die er durch seine virtuosen Fechtkünste allerdings stets für sich entscheiden kann, befürchtet er eine Zurückweisung und verbirgt deshalb seine Gefühle vor ihr. Drehbuchautorin Erica Schmidt ersetzt hier Cyranos originäres optisches Handicap einer riesigen Nase geschickt durch den Kleinwuchs ihres Ehemanns Peter Dinklage („Game of Thrones“), den sie auch schon in ihrem eigenen Theaterstück an der Seite von – und hier schließt sich mal wieder der familiäre Kreis – Regisseur Wrights Lebensgefährtin Haley Bennett mit der Hauptrolle betraute.
Diese Vertrautheit merkt man dem eingespielten Gespann deutlich an, harmonieren sie doch vom ersten Moment an bestens und lassen uns die vorgezeichnete Tragik der Geschichte schon da erahnen. So spürt Roxanne nämlich nicht nur Cyranos Leidenschaft selbst in ihren vertrautesten Gesprächen nicht, sondern verliebt sich noch dazu ihrerseits in den schmucken Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.), was sie Cyrano sogleich anvertraut. Christian jedoch tut sich mit der Wortfindung nicht halb so leicht wie der Poet Cyrano, und so gerät schon das erste, schnell eingefädelte Treffen durch seine überaus holprigen Dialoge zum Fiasko mit reichlich Situationskomik. Was folgt, ist allgemein bekannt: Von nun an nimmt sich Cyrano der lyrischen Umsetzung von Christians Gedanken in Briefen an Roxanne an und führt damit nicht nur die beiden zusammen, sondern verleiht so zusätzlich seinen eigenen Gefühlen zu ihr Ausdruck.
Das ist von Wright wirklich charmant inszeniert, transportiert das mediterrane Flair der sizilianischen Drehorte und lebt vom einfühlsamen Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller. Getragen aber wird die Tragödie vor allem von Peter Dinklage, dessen ausdrucksstarkes Spiel einen jederzeit an der Gefühlswelt seines hin- und hergerissenen Cyrano teilhaben lässt. Leider befindet sich sein Gesangstalent nicht im Entferntesten auf gleichem Niveau, was er zwar größtenteils durch Sprechgesang zu kaschieren versucht, der Hauptrolle in einem Musical aber kaum gerecht wird. Gut nur, dass das durch die Performance der anderen zumindest teilweise aufgefangen wird, die sich bei der Interpretation der Songs der US-Indie-Rock-Band „The National“ hervortun. Doch auch bei diesen vermisst man zumeist die eingängigen Melodien, die einen in den ansonsten stimmigen Szenen zu selten wirklich ergreifen.
Zwar ist die Idee, das bekannte Bühnenstück einmal alternativ als Musical zu inszenieren, sehr originell und die Umsetzung des Stoffes mit ihren opulenten Kostümen und Ausstattung überaus gelungen. Für ein Musical aber sind die Lieder bis auf wenige Ausnahmen doch recht dünn geraten und vermögen einen dadurch kaum emotional zu packen. Trotzdem lässt uns das wunderbare Ensemble, allen voran Peter Dinklage, die tragische Liebesgeschichte hautnah nachempfinden und macht so Joe Wrights Version von „Cyrano de Bergerac“ durchaus sehenswert.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten