Das geheime Leben der Bäume
Dokumentarfilm
Regie: Jörg Adolph
Dauer: 101 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.constantin-film.de/kino/das-geheime-leben-der-baeume
Facebook: facebook.com/constantinfilm
Nachdem Peter Wohlleben mit seinem 2015 veröffentlichten Buch “Das geheime Leben der Bäume” nicht nur die Bestsellerlisten in deutschen Gefilden stürmte, veränderte sich für den Förster der Gemeinde Wershofen in Rheinland-Pfalz das Leben. Der gleichnamige Dokumentarfilm von Jörg Adolph (“Elternschule”) ist somit auch nicht als Verfilmung des international erfolgreichen Buchs zu verstehen, sondern fusioniert einzelne Aussagen aus diesem mit einem Portrait des Menschen Peter Wohlleben.
Dieser kommt sehr sympathisch daher und erklärt den Wald. Mal tut er dies in Sequenzen, in denen er aus seinem Buch zitiert und zu denen wir dazu fantastische Natur-Aufnahmen des immer wieder überzeugenden Jan Haft (“Das grüne Wunder”, “Die Wiese”) sehen, mal sehen wir ihn als Sprecher in Konferenzen, mal bei Klein-Seminaren, mal als Waldführer für Touristen oder Kindergruppen, mal in Lesungen.
Dazu kommen Aufnahmen, die Wohlleben auf Reisen zeigen, ob er nun Old Tjikko einen Besuch abstattet, der mit 9550 Jahren als ältester Baum der Erde geltenden Fichte in Schweden, sich in Polen mit einem Forscher austauscht oder in Kanada einen fast schon ausgestorbenen Indianerstamm im Kampf gegen die Abholzung des eigenen Waldgebiets unterstützt.
Man bekommt den Eindruck, dass Peter Wohlleben aus voller Überzeugung handelt. Er liebt den Wald und erhebt daher seine Stimme gegen die oft von monitären Interessen getriebene Forstwirtschaft. Sein Ziel ist es, mitzuhelfen, dass der Wald als ganzheitliches Ökosystem verstanden und erhalten wird, und dies gelingt auch dadurch, Faszination für – der Titel passt halt bestens – “Das geheime Leben der Bäume” zu erzeugen. Diese verhalten sich nämlich oftmals äußerst sozial, haben aber auch einen eigenen Charakter, wie er uns am Beispiel dreier heimischer Laubbäume erklärt, die unter genau den gleichen klimatischen und bodeneigenen Umständen eben nicht gleichzeitig ihre Blätter abwerfen.
Gerade für diejenigen, die das Buch nicht gelesen haben, sind Wohllebens Erkenntnisse äußerst interessant – wie auch seine Maxime, dass man nicht in Panik verfallen und den Wald einfach mal in Ruhe machen lassen sollte, den dieser hat lange schließlich auch ohne Bewirtschaftung bestens funktioniert. Aber auch für diejenigen, die den Bestseller verschlungen haben, lohnt sich der Film, in dem sie mehr über Wohlleben erfahren und besagte tolle Aufnahmen von Haft inkl. beeindruckender Zeitraffersequenzen auf der großen Leinwand genießen können.
Der Film klammert hierbei auch nicht aus, dass Peter Wohlleben sich inzwischen auch gut zu vermarkten weiß – auch wenn das nicht expliziert thematisiert wird. Aber ob man ihn nun auf der Buchmesse in Frankfurt sieht, in Talkshows, beim Schreiben seiner Bücher, von denen es ja inzwischen einige gibt, beim Aufnehmen von Videos für seine zahllreichen Social-Media-Follower, oder eben als Leiter und teilweise Vortragender in Wohllebens Waldakademie – man kann es ihm nicht übel nehmen, aus seiner gewonnenen Bekanntheit auch Profit zu schlagen. Dies vor allem, wenn man sieht, mit welcher Inbrunst und Liebe er sich nach wie vor der Natur widmet und sein Wissen stets zu erweitern sucht.
Hierbei ist Wohlleben kein Aktivist, sondern tritt vergleichsweise noch eher ruhig und bescheiden auf, so dass die gezeigten Szenen der Beteiligung bei Protesten für den Hambacher Forst schon eher aus dem Rahmen dessen fallen, was man ansonsten zu sehen bekommt. Und er versäumt auch nicht, zu erwähnen, dass ihm durchaus bewusst ist, dass für das Papier seiner Bücher auch abgeholzt wird, was in Maßen, nicht großflächig und mit der richtigen Technik dem Wald aber ja auch nicht schade.
In der Summe ist “Das geheime Leben der Bäume” ein sehr interessanter Film, bei dem man viel lernt – über den Wald und den Menschen Peter Wohlleben, komplettiert mit tollen Bildern und untermalt von oftmals guter, machmal aber auch etwas übertrieben präsenter Musik. Eine Doku, die es verdient hat, im Kino zu laufen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten