Home Film “Das krumme Haus” – die Verfilmung von Agatha Christies Krimi gerät ein wenig zu bieder

“Das krumme Haus” – die Verfilmung von Agatha Christies Krimi gerät ein wenig zu bieder

Autor: Mick

"Das krumme Haus" Filmplakat

Das krumme Haus

Darsteller: Max Irons, Glenn Close, Stefanie Martini, Gillian Anderson
Regie: Gilles Paquet-Brenner
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.fox.de/das-krumme-haus
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


Gefühlt hat man jeden Kriminalroman von Agatha Christie auch schon als Verfilmung gesehen, wo man noch dazu regelmäßig mit mehr oder weniger überflüssigen Remakes wie dem erst vor kurzem erschienenen “Mord im Orient-Express” beehrt wird. Beschäftigt man sich aber einmal genauer mit dem Werk der englischen Bestsellerautorin, dann erstaunt zum einen ihre enorme Produktivität und zum anderen existiert da wirklich noch ein weites Feld nicht adaptierter Stücke, auf dem sich Film schaffende Liebhaber nach aller Herzenslust austoben können. So fühlte sich der Franzose Gilles Paquet-Brenner (“Dark Places”, “Walled In”) offensichtlich dazu berufen, Christies Krimi “Das krumme Haus” von 1949, den immerhin die Schriftstellerin selbst zu ihren liebsten Werken zählte, nun erstmals auf die große Leinwand zu bringen.

Der geht die klassische Tätersuche auf dem Anwesen des kürzlich verschiedenen, schwerreichen Industriellen Aristide Leonides ganz konventionell nach Buchvorlage in Retro-Optik aus der Sicht des Privatermittlers Charles Hayward (Max Irons) an, den seine Ex und ganz zufällig auch Lieblings-Enkelin des Magnaten Sophia (Stefanie Martini) auf den augenscheinlichen Mordfall ansetzt. Die ebenfalls anwesende, genauso illustre wie unterschiedliche Verwandtschaft findet sich, wie sich bald herausstellt und bei Christie üblich, auch hier wieder in einem äußerst komplizierten Beziehungsgeflecht wieder, welches natürlich ein mannigfaltiges Motivportfolio und dementsprechend großes Potenzial zum Mitraten bietet. Zumal nach liebevoller Ausgestaltung der einzelnen Charaktere, an der das groß aufspielende Schauspielerensemble – allen voran Glenn Close als über die Dinge erhabene Schwägerin des Verstorbenen – einen entscheidenden Anteil hat, und erstem Erkenntnisgewinn auch das Kindermädchen alles andere als natürlich das Zeitliche segnet.

So ist bald die Suche nach dem Mörder, für die Agatha-Christie-Krimis wie kaum andere Werke des Genres stehen, eröffnet und bereitet auch hier wieder einigen Spaß. Dabei tut Drehbuchautor Julian Fellowes gut daran, sich außer kleiner dramaturgischer Änderungen eng an das Original zu halten, das mit seinen vielen ausgelegten Holzwegen der Fantasie allen nötigen Spielraum bietet. Ebenso behutsam baut dann auch Paquet-Brenner die Handlung auf, gibt seinen Akteuren alle Freiräume, die diese gekonnt für ihre plastischen Figuren nutzen. Das allerdings geschieht, hat man sich einmal mit den Eigenarten der Verdächtigen vertraut gemacht, spätestens ab Mitte des Films gewaltig auf Kosten der Dramaturgie, die den Streifen fast ein wenig aus der Zeit gefallen wirken lässt.

Damit ist er allzu sehr Reminiszenz an die Vorlage, die sich zwar genauso um stringente Handlung und lebendige Charaktere bezahlt macht, aber in puncto Spannungsaufbau viel zu behäbig inszeniert ist. Somit gerät der Film zur erkennbaren Verbeugung vor der Autorin, die irgendwann nur noch in Richtung Showdown treibt. Dass der dann auch noch reichlich schwach ausfällt, ist zwar den Defiziten des Romans geschuldet, der hier durchaus ein dezentes Facelifting hätte vertragen können, macht das Gesamtbild jedoch nicht unbedingt besser.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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