Der Dolmetscher
Darsteller: Peter Simonischek, Jiří Menzel, Zuzana Mauéry, Eva Kramerová
Regie: Martin Šulík
Dauer: 113 Minuten
FSK: ohne Angabe
Website: www.filmkinotext.de/der-dolmetscher.html
Im Herbst seines Lebens reist der in Bratislava lebende, 80-jährige Dolmetscher Ali Ungár (Jiří Menzel) mit vielen Fragen und einer Waffe in der Tasche nach Wien, um den ehemaligen SS-Offizier Kurt Graubner zu finden, der einst im Holocaust seine Eltern umbrachte. Dessen Sohn Georg (Peter Simonischek) erklärt ihm, dass sein Vater bereits verstorben sei.
Hiermit könnte das Aufeinandertreffen bereits beendet sein, ist es aber natürlich nicht, ansonsten hätten wir es mit einem sehr kurzen Film zu tun. Zuerst genervt vom Besuch des nicht nur älteren, sondern auch weit greiser auftretenden Gasts entschließt sich Georg, die Gelegenheit zu nutzen, um mehr über seinen Vater heraus zu finden, und so engagiert er Herr Ungár, ihm zu zeigen, an welchen Orten sein Vater einst war – das hat dieser nämlich sauber recherchiert.
Ein Roadmovie beginnt, in dem die so unterschiedlichen alten Herren viel reden, einiges erleben und ganz langsam auch etwas mehr Sympathie füreinander empfinden. Dass Georg es sich in Rente gut gehen lässt und neben Luxusgütern auch dem weiblichen Geschlecht noch beileibe nicht abgeschworen hat, gefällt dem konstant ernsthaften Ali nicht so recht, aber für die Fahrt durch die Slowakei, bei der er mehr ist als nur Übersetzer, bekommt er schließlich ja einiges an Geld. Außerdem erfahren die beiden viel über den anderen und es wird ihnen einiges klar über die Vergangenheit.
Regisseur Martin Šulík (“Der Garten”), der mit Marek Lescák auch das Drehbuch schrieb und produzierte, hat einen Film erschaffen, der zu Anfang auf Grund der Opfer-Täter-Situation natürlich das Potenzial mit sich bringt, ein von Schwere dominierter und mit viel geschichtlichen Details aufwartender Streifen zu sein.
Das hat er geschickt vermieden und bietet auch viele leichte Momente, ohne jemals den Grauen der Geschichte zu verharmlosen und diese aus den Augen zu verlieren. Der Österreicher Peter Simonischek, für seine Leistung in “Tony Erdmann” mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet, brilliert als grauer Lebemann ebenso wie Jiří Menzel, der als Regisseur bereits einen Oscar® gewann und den jeden Satz mit Bedacht sprechenden Ali stark verkörpert. Der ruhige Film profitiert vom starken Schauspiel der Beiden, bietet dazu als Roadmovie viele gute Dialoge.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten