Der kleine Nick erzählt vom Glück
Animation
Regie: Amandine Fredon, Benjamin Massoubre
Dauer: 86 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.leoninedistribution.com/filme/164314/der-kleine-nick-erzahlt-vom-gluck.html
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Mit “Der kleine Nick erzählt vom Glück” kommt ein Animationsfilm in unsere Kinos, der fernab von den hochbudgetären Spektakel der ganz großen Studios für beste Unterhaltung sorgt. “Der kleine Nick” ist sicher nicht die bekannteste gezeichnete Figur, aber eine sehr witzige, weil der Junge im Gegensatz zu Lucky Luke, Asterix & Obelix oder anderen Helden unserer Jugend die Realität abbildete. Ab 1959 geschah dies zuerst in der französischen Regionalzeitung “Sud-Ouest Dimanche” und mauserte sich zu einer erfolgreichen Kinderbuchserie. Wie es hierzu kam, erzählt uns der Streifen auf ganz besonders reizvolle Art und Weise.
Animiert, aber wie komplett gezeichnet wirkend werden wir Zeuge davon, wie der Illustrator Jean-Jacques Sempé 1955 in einem Pariser Café dem durch seine Erfolge mit Cowboy Lucky Luke und den oben erwähnten, rebellierenden Galliern renommierten Texter René Goscinny von seiner neuen Idee erzählt, einen kleinen, lieben aber lausbübischen Jungen auf Papier zu bringen. Nach einigen Diskussionen landen die beiden bei Nick, und dieser wird nun erst einmal charakterlich und gesellschaftlich manifestiert und erlebt dann einige Abenteuer, ob er nun mit seiner Klasse das Schulleben durchsteht, einen Ausflug macht, sich über die Ferien freut oder dank seiner Eltern ein Mädchen kennen und schätzen lernt.
Dies alles sehen wir als gestalterisch wunderbar ausgearbeitete Fusion aus Nicks Leben und dem seiner Erfinder, was den Streifen nicht nur unterhaltsam, sondern auch ungemein lehrreich macht. Wie der für seine Kollaborationen mit den Zeichnern Morris (Lucky Luke) oder Albert Uderzo (Asterix) weltbekannte Texter René Goscinny sich komplett geerdet auf Jean-Jacques Sempé einlässt, markiert zwar einen Beginn, der Film geht aber noch weiter zurück und erzählt die interessante Lebensgeschichte der beiden in einem grandiosen Zusammenspiel mit Nicks Erlebnissen.
Filme werden natürlich immer mit preisenden Sätzen beworben, aber wenn “Der kleine Nick erzählt vom Glück” als “unwiderstehlich charmantes, witziges und warmherziges Kinovergnügen” beschrieben wird, dann kann man dies nur zu 100% bestätigen. Der als “Bester Spielfilm” beim Festival in Annecy ausgezeichnete Streifen bietet beste Unterhaltung und weiß von der ersten bis zur letzten Sekunde zu bezaubern.
Die Lebensgeschichten von Jean-Jacques Sempé und René Goscinny werden interessant zusammengefasst und es wird klar, wie ihre Freundschaft und ihre Beobachtungsgabe für ganz normales Leben den Charakter des kleinen Nick nicht nur erschufen, sondern geprägt haben. Was für eine liebenswerte kleine Person dieser Nick doch ist, der die Jugend lang vor Smartphones und digitaler Dauerberieselung noch so herrlich erlebt mit all dem Schabernack und kindhaftem Quatsch, den er und seine Altersgenossen so anrichten. Kaum schaut der Lehrer weg, wird gerauft, aber nie böswillig, sondern aus Spaß am Wildsein, Toben, Kindsein. Und wenn dann plötzlich die Eltern ein Mädchen einladen, dann hat Nick zuerst nur das Ziel, sie zu verprellen, bis sie ihm imponiert und zeigt, dass man auch mit dem weiblichen Geschlecht wunderbaren Blödsinn machen kann.
Anne Goscinny hat als Tochter der 1977 verstorbenen Texter-Legende das Drehbuch mitgeschrieben, und Jean-Jacques Sempé war in die Art und Weise der Animation, die den Charme der damaligen Tinte- und Aquarell-Werke liebevoll aufgreift, noch entscheidend involviert, bevor er im August 2022 kurz vor seinem 90. Geburtstag verstarb. Zwischen 2009 und 2021 wurden zwar schon drei Realfilme um den kleinen Nick realisiert und auch eine bei uns im KI.KA ausgestrahlte Animationsserie ist in Erinnerung, aber der neue Streifen, der bei den 75. Filmfestspielen von Cannes dieses Jahr Weltpremiere feierte, ist um Längen wundervoller.
Die gezeigten Geschichten sind klasse, und die Art und Weise, wie alles handgezeichnet wirkt und wie bei Schwenks am Rand die Farbe in Schwarz-Weiß wandelt oder eben anders herum, macht einfach nur extrem viel Freude und versprüht äußerst viel Charme. Veredelt wird der warmherzige Streifen von hervorragender musikalischer Untermalung, für die Oscar®-Preisträger Ludovic Bource (“The Artist”) gewonnen wurde. Keine fette Animationsproduktion, aber “Der kleine Nick erzählt vom Glück” vom Regie-Duo Amandine Fredon und Benjamin Massoubre ist umso beeindruckender und mit Sicherheit ein Highlight des Jahres, hierbei für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen gut anzusehen.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten