Der Lehrer, der uns das Meer versprach
Darsteller: Enric Auquer, Laia Costa, Antonio Mora, Ramón Agirre
Regie: Patricia Font
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
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Kinostart: 6. Februar 2025
Noch immer tut sich die spanische Gesellschaft schwer mit der Aufarbeitung ihrer Zeit unter dem faschistischen Regime Francisco Francos. Wen wundert es, ist doch das Ende der Diktatur gerade einmal 50 Jahre her, und anders als in Deutschland viele der damals direkt Involvierten, sowohl Opfer als auch Täter, immer noch am Leben. Regisseurin Patricia Font leistet jetzt mit ihrem berührenden Drama „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ einen wichtigen aufklärerischen Beitrag zu diesem Prozess, das einen intensiven Blick auf die Barbareien der Faschisten wirft.
Als Beispiel wählt sie das wahre, in Francesc Escribanos Roman festgehaltene Schicksal des Lehrers Antonio Benaiges (Eric Auquer), der 1935 einen neuen Job in der nordspanischen Provinz antritt. Zunächst aber nimmt sie uns mit in die von Drehbuchautor Albert Val geschickt darum gestrickte Rahmenhandlung, in der Ariadna (Laia Costa, ja, die Victoria aus Sebastian Schippers gleichnamigem One-Shot-Szenefilm) 2010 unvermittelt ganz tief in ihre eigene Familiengeschichte eintaucht.
Mal wieder wird ein Massengrab aus der Franco-Zeit ausgehoben, von denen es über ganz Spanien verteilt unzählige gibt. Einige gefundene Gegenstände werden mit Ariadnas Großvater Carlos in Verbindung gebracht, der sich inzwischen von zunehmender Demenz betroffen schon lange Zeit Informationen über seinen 1936 spurlos verschwundenen Vater ersehnt. Also macht sich Ariadna auf den Weg zur Ausgrabungsstelle, um Opa Carlos möglichst noch zu Lebzeiten vom Verbleib des Urgroßvaters berichten zu können. Im Dorf lernt sie zufällig den Rentner Emilio (Ramón Agirrre) kennen, der, wie sich herausstellt, damals Carlos‘ Mitschüler war und ihr eine Menge zu erzählen hat.
Und schon befinden wir uns mittendrin in der besagten Vergangenheit, die die Regisseurin geschickt durch ihre Wahl einer viel wärmeren Farbpalette von der Tristesse der Ausgrabungsarbeiten abgrenzt. Wir lernen den motivierten Lehrer Antonio kennen, der vom Priester die Leitung einer Dorfschule übernimmt und dort als erste Amtshandlung im wahrsten Wortsinne den alten Staub aus der Stube fegt. Mit einem ganzen Rucksack voller Ideen und liberaler Lehrmethoden ausgestattet, nimmt der dann auch noch das Kruzifix von der Wand und trifft so nicht nur beim Vorgänger sondern auch bei der übrigen konservativen Dorfgemeinschaft, allen voran der Bürgermeister, auf großen Argwohn. Die kann mit so viel Innovationsgeist nur wenig anfangen, und so steht der so elanvoll angetretene Antonio am ersten Schultag erstmal ohne Schüler da.
Was folgt, ist nicht neu, beschreitet die Pfade gängiger Schuldramen und ist doch von Patricia Font dermaßen stimmungsvoll inszeniert, dass einem wirklich warm ums Herz wird, wenn Antonio nach und nach die skeptischen Kinder und Eltern vom regelmäßigen Schulbesuch überzeugt. Einmal im Unterricht angekommen, gewinnt er mit seinen begeisternden, antiautoritären Methoden, die auch für seine Schüler komplett gewöhnungsbedürftig sind, schnell ihr Vertrauen und schafft so mit den immer selbstbewusster werdenden Kindern eine kreative Arbeitsatmosphäre, in der diese – auch der schwierige Carlos fügt sich bald wissbegierig in die Gruppe ein – regelrecht aufblühen.
Doch als er endlich mit dem Respekt für seine Arbeit belohnt wird, und zum vollständigen Glück nur noch die Einverständniserklärung der Eltern für eine Exkursion ans Meer fehlt, das noch keines der Kinder zu Gesicht bekommen hat, ziehen mit der Machtübernahme der Faschisten im Dorf dunkle Wolken auf. Denen ist der unangepasste Individualist, der seine Schüler zum selbstständigen Denken anhält, bei ihrem Streben nach Konformismus schon lange ein Dorn im Auge und sein Schicksal mit der Legitimation der Gewalt im skrupellosen Terrorregime somit besiegelt.
Es ist zutiefst berührend, wie die Regisseurin die Transformation anfänglichen Fremdelns in größtes Vertrauen darstellt und sich dabei auf das wunderbare Zusammenspiel Eric Auquers mit den Kindern stützt. Das bildet die gefühlvolle Basis für ihr Anliegen, die Gräueltaten der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft ganze 75 Jahre später aufzuzeigen, wo Ariadnas Familie immer noch extrem unter den Folgen zu leiden hat. Dabei bettet sie die Geschichte von Antonio und seinen Schülern gekonnt in ihre Rahmenhandlung ein, die jedoch nie an das emotionale Niveau der unheimlich bewegenden historischen Episode heranreicht. Trotzdem gelingt es ihr, uns am Ende ihres stimmigen, auch pädagogisch ansprechenden Films angesichts der warmherzigen Empathie ihres visionären Protagonisten und der brutalen Intoleranz des totalitären Franco-Regimes ungeheuer aufgewühlt zu entlassen. Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem steinigen Weg der spanischen Aufarbeitung ist ihr Drama sowieso.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Wir verlosen kurzfristig 2×2 Freikarten (in Deutschland einlösbar) für den Film. Zur Teilnahme einfach das folgende Formular ausfüllen und absenden. Einsendeschluss ist bereits der 8. Februar 2025, damit die digitalen Tickets zum Ausdrucken noch Mitte der Kinostart-Woche per E-Mail bei den GewinnerInnen eintreffen. Viel Glück!
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