Home Film “Der Nussknacker und die vier Reiche” – ein Bombastmärchen mit Längen

“Der Nussknacker und die vier Reiche” – ein Bombastmärchen mit Längen

Autor: Tobi

"Der Nussknacker und die vier Reiche" Filmplakat (© 2018 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.)

Der Nussknacker und die vier Reiche

Darsteller: Mackenzie Foy, Keira Knightley, Matthew Macfadyen, Richard E. Grant
Regie: Lasse Hallström
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: disney.de/filme/der-nussknacker-und-die-vier-reiche
Facebook: facebook.com/DisneyDeutschland


Dass Regisseur Lasse Hallström es vermag, mit seinen Filmen zu verzaubern, dass bewies er in mehreren Werken, vor allem “Chocolat – Ein kleiner Biss genügt” aus Jahr 2000 hat man hier in bester Erinnerung. Der Schwede begann seine Karriere mit Videoclips für ABBA, und ein Film über die Band machte ihn 1977 bekannt. Es folgten tolle Streifen, darunter auch die  Oscar®-nominierten “Mein Leben als Hund” (1985), “Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa” (1993) und “Gottes Werk & Teufels Beitrag” (1999). Nachdem er von Komödien bis zu Dramen schon eine amtliche Bandbreite an Genres abdeckte und uns zuletzt in “Bailey – Ein Freund fürs Leben” ins Seelenleben eines Hundes mitnahm, betritt der inzwischen 72-Jährige noch einmal Neuland und legt mit “Der Nussknacker und die vier Reiche” für das Haus Disney erstmals einen Märchenfilm vor, der uns mit in eine Fantasiewelt nimmt.

Nachdem ihre Mutter verstorben ist, herrscht bei der jungen Clara Stahlbaum (Mackenzie Foy) vor allem Trauer. Auch ihr Vater (Matthew Macfadyen) ist erschüttert, will allerdings an alten Traditionen festhalten und schmückt nicht nur das Zuhause weihnachtlich, mit Clara und ihren beiden Geschwistern möchte er auch zu einem großen Fest gehen. Vorab gibt er den Kindern jeweils ein Geschenk, dass die Mutter zu Lebzeiten noch für sie ausgesucht und verpackt hatte.

Während ihr Bruder einen Soldatenfigur-Nussknacker erhält und ihre ältere Schwester das Lieblingskleid der Mutter, bekommt Clara ein mysteriöses Metall-Ei, welches zwar mit seinen Verzierungen schick, aber verschlossen ist – und der Schlüssel fehlt. Ein Zettel mit dem Hinweis, dass im Ei alles sei, was Clara benötigt, deutet allerdings darauf hin, dass ein Schlüssel existiert. Clara sucht Rat bei ihrem technisch versierten Patenonkel Drosselmeier (Morgan Freeman) und dieser bestätigt, dass er das Ei einst für ihre Mutter erschuf, kann es aber auch nicht öffnen. Und doch macht er ihr mit verheißungsvoller Mine Hoffnung, sie werde das Rätsel bald lösen.

Vom großen Fest gelangt Clara – quasi durch eine für sie gespannte Schnur geleitet – in einer mysteriöse Parallelwelt. Hier trifft sie im Schneeflockenland, im Blumenland und im Naschwerkland auf mal merkwürdige, mal auch Vertrauen gewinnende Bewohner. Der junge Soldat Phillip (Jayden Fowora-Knight) begleitet sie etwas widerwillig, von ihm erfährt sie aber viel über die Fantasiewelt, in der die größte Gefahr im vierten Reich lauert, das von der tyrannischen Mutter Ingwer (Helen Mirren) samt einer riesigen Porzellanfigur und einer Armee an Mäusen beherrscht wird.

Nur gut, dass Clara sich nicht dort aufhält, sondern bald in einem wundervollen Schloss, in dem sie zu ihrer vollen Überraschung als Tochter der verstorbenen Königin und neue Herrscherin über die Reiche verehrt wird. Bei ihr sind dort auch Hawthorn (Eugenio Derbez) als Regent des Blumenlands, Shiver (Richard E. Grant) als unterkühlter Herrscher des Schneeflockenlands und die redselige, fröhliche Laune versprühende Zuckerfee (Keira Knightley) als Herrin des Naschwerklands.

Inmitten der prunkvollen neuen Umgebung geht Claras Suche nach dem Schlüssel weiter, und hierbei kann sie nicht nur auf Phillip bauen, sondern auch auf eine kleine, mutige Maus. Muss sie sich Mutter Ingwer stellen, um das Rätsel zu lösen?

"Der Nussknacker und die vier Reiche" Szenenbild (© 2018 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.)

Clara (Mackenzie Foy, vorne) und die Zuckerfee (Keira Knightley) (© 2018 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.)

Lasse Hallström, der in seinen bisherigen Filmen immer Charaktere hervorragend ausarbeitete und vor allem Geschichten aus dem Leben bestens erzählte, hat sich mit der Inszenierung von “Der Nussknacker und die vier Reiche” keinen großen Gefallen getan. Die Optik des Bombast-Märchens ist zwar dank starker Kameraarbeit von Linus Sandgren, tollen Kostümen von Jenny Beavan und pompöser, detailreicher Kulisse ein Genuss, und auch die Musik von James Newton Howard ist wunderbar, die Handlung kann hier aber nicht mithalten.

Das von Ashleigh Powell und Simon Beaufoy geschriebene Drehbuch ist zwar von E.T.A. Hoffmanns klassischer Erzählung “Nussknacker und Mausekönig” sowie Tschaikowskis berühmten Ballett “Der Nussknacker” inspiriert, die hiervon aber schon deutlich abweichende Geschichte vermag es jedoch nicht, den Zuschauer wirklich zu fesseln – und verzaubert einen trotz der tollen Optik nicht, was man beim Anschauen bereits schade findet.

Dies liegt zum einen an mangelnder Spannung, zum anderen kommt Keira Knightley als Zuckerfee viel zu anstrengend daher, da sie das Potenzial der lebhaften Figur zum übertriebenen Gehabe voll ausgeschöpft hat. Mackenzie Foy spielt die Hauptrolle hingegen durchaus gut, an ihr geht kein Zauber verloren. Wenn Andrea Bocelli zusammen mit seinem Sohn Matteo Bocelli im Abspann die schöne Ballade “Fall On Me” singt, dann begleitet einen diese insgesamt doch etwas enttäuscht aus dem Kino.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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