Home Film “Der Schatten von Caravaggio” – ein etwas reißerisches Biopic über den verfolgten Frühbarock-Maler

“Der Schatten von Caravaggio” – ein etwas reißerisches Biopic über den verfolgten Frühbarock-Maler

Autor: Tobi


"Der Schatten von Caravaggio" Filmplakat (© Wild Bunch Germany)

Der Schatten von Caravaggio

Darsteller: Riccardo Scamarcio, Louis Garrel, Isabelle Huppert, Micaela Ramazzotti
Regie: Michele Placido
Dauer: 114 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.wildbunch-germany.de/movie/der-schatten-von-caravaggio
Facebook: facebook.com/wildbunch.filmlounge.de
Kinostart: 12. Oktober 2023


Nachdem uns “Dalíland” kürzlich erst mit ins spätere Leben des exzentrischen Genies Salvador Dalí nahm, gehen zwei Monate, in denen sich diverse Kinofilme Künstlern widmen, Mitte Oktober mit Wim Wenders toller Doku “Anselm – Das Rauschen der Zeit” über Anselm Kiefer und Michele Placidos Spielfilm “Der Schatten von Caravaggio” weiter, bevor im November noch “Vermeer – Reise in Licht” über die Kuration der größten Ausstellung des niederländischen Malers Johannes Vermeer aller Zeiten berichtet.

Hier geht es also um Caravaggio, wie der Frühbarock-Maler Michelangelo Merisi nach seinem Geburtsort in der Lombardei genannt wurde, um seine Kunst, sein wildes Treiben und die Gründe, warum er bei der Kirche in Ungnade gefallen war und um sein Leben fürchten musste. Hierfür reisen wir zurück ins Jahr 1610, als Michelangelo Merisi (Riccardo Scamarcio) mit seiner Kunst fraglos zu überzeugen weiß, seine Motive aber für reichlich Diskussionen sorgen. Da er sich als Mann des Volkes sieht, lässt er auch gerne mal Prostituierte, zu denen er sich genauso hingezogen fühlt wie zu ausgelassenen Feiern, zusammen mit Kriminellen oder Mittellosen für seine Heiligenbilder Modell sitzen, was für einen Skandal sorgt – und dann stirbt auch noch ein Nebenbuhler im Streit um eine Frau.

Eine Hure als Gesicht der Maria Magdalena? Ein Krimineller als Kirchenmaler? Als Papst Paul V hiervon erfährt, schickt er seinen besten Geheimagenten ins Feld. “Der Schatten” (Louis Garrel) soll die Hintergründe recherchieren und auf dieser Grundlage soll eine Entscheidung gefällt werden, ob der für die Ermordung des Rivalen zum Tode verurteilte und daher untergetauchte Caravaggio begnadigt wird. Seine Nachforschungen führen den Kirchen-Spion in die lebhafte Welt des Malers, der von der einfachen Masse dafür geliebt wird, dass ihm Vorschriften egal sind, und von Frauen für seine Ausstrahlung. Um mehr zu erfahren, spricht der vatikanische Geheimdienstler mit Wegbegleitern und BewunderInnen wie der zur Mäzenin und auch Beschützerin gewordenen, reichen Marquise Costanza Colonna (Isabelle Huppert), aber auch mit der berüchtigeten Prostituierten Lena (Micaela Ramazzotti), Caravaggios Lieblingsmodell.

"Der Schatten von Caravaggio" Szenenbild (© Wild Bunch Germany 2023)

Caravaggio (Riccardo Scamarcio)
(© Wild Bunch Germany 2023)

Ins Zentrum von “Der Schatten von Caravaggio” rückt Regisseur Michele Placido, der als ebenfalls den Künstler bewundernder Kardinal Del Monte auch selbst mitspielt, die geheimgehaltenen Untersuchungen der Kirche und nimmt uns in Rückblicken auf das Geschilderte mit ins bewegte, von Lastern wie auch guten Seiten gesäumte Leben des unkonventionellen Malers, den Riccardo Scamarcio ebenso ordentlich verkörpert wie Louis Garrel den kirchlichen Agenten und Isabelle Huppert die Marquise.

So wie Caravaggio in seiner Kunst setzt der Film in seinen Bildern auf Licht und Schatten, was eine gute Idee war und für eine interessante Optik sorgt. Die kleinen Häppchen aus dem Leben des Künstlers fügen sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen, das durchaus Interesse weckt, sich noch mehr in die Materie einzuarbeiten und mehr über Michelangelo Merisi zu erfahren. Wenn man dies tut, dann merkt man allerdings auch, dass das Finale aus reißerischen Gründen doch deutlich von der Realität abzuweichen scheint, was natürlich irgendwie schade ist, wenn man das ganze als Biopic ansieht. Trotzdem sicher nicht uninteressant, diesesr Streifen über einen nicht jedem bekannten, auf Grund seines Wesens mal ganz anderen Künstler.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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