Home Film “Des Teufels Bad” – ein historischer Thriller in düsterster Atmosphäre

“Des Teufels Bad” – ein historischer Thriller in düsterster Atmosphäre

Autor: Mick

"Des Teufels Bad" Filmplakat (© PLAION Pictures)

Des Teufels Bad

Darsteller: Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter, Agnes Lampl
Regie: Severin Fiala, Veronika Franz
Dauer: 121 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: teufelsbad.plaionpictures.com
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES
Instagram: instagram.com/plaionpictures
Kinostart: 14. November 2024


Eine Frau nimmt ihr Baby mit zu einem Wasserfall im Wald und wirft es zu unserem Schrecken und seinem sicheren Tod in die Tiefe. Kurze Zeit später ist die Mörderin auch schon hingerichtet und ihre Körperteile als mahnendes Fanal für die Gemeinde ausgestellt. Bereits mit dem bedrückenden Prolog legen Veronika Franz und Severin Fiala die Basis für ihr neues Werk „Des Teufels Bad“. Das österreichische Regie-Duo („Ich seh ich seh“, „The Lodge“), das sich 2012 für seine Debüt-Doku „Kern“ zusammenfand und seitdem gemeinsame Sache macht, widmet sich in seinem Film hier nämlich einem historischen Stoff, der sie schon bei der Recherche dermaßen beeindruckt hat, dass sie ihn unbedingt auf die Leinwand bringen mussten.

Denn wie aus wissenschaftlich verbrieften, geschichtlichen Aufzeichnungen hervorgeht, auf die sich Franz und Fiala in ihrem Historien-Thriller hier stützen, gab es einst im gottesfürchtigen Mitteleuropa eine perfide Form des Selbstmords, der den Gläubigen im Gegensatz zum verfemten Suizid eine durch Beichte reingewaschene Existenz im Jenseits ermöglichte. Dass es für das Seelenheil durch die Absolution der Kirche und anschließende Hinrichtung allerdings des herbeigeführten Todes Unschuldiger bedurfte, stellt ein Paradoxon des Glaubens dar, welches die Regisseur:innen in ihrem finsteren Streifen eindrucksvoll aufgreifen.

Wir befinden uns im Österreich der Mitte des 18. Jahrhunderts, wo die Welt für die junge Agnes (Anja Plaschg) absolut in Ordnung scheint. Wie es allgemein Sitte ist, feiert sie ausgelassen Hochzeit mit dem etwas einfachen aber gutmütigen Karpfenfischer Wolf (David Scheid) aus dem Nachbardorf und sieht mit Freude ihrer Zukunft als Hausfrau und vor allem Mutter entgegen. Als Glücksbringer für eine fruchtbare Ehe bekommt sie von ihrem Bruder einen Finger der anfangs hingerichteten Kindsmörderin geschenkt, was kann da schon schiefgehen? Befremdlicher jedenfalls könnte der Einstieg in den Film kaum ausfallen, und doch zeigt er überaus anschaulich die Gottesfurcht einer Landbevölkerung, die sich an alltägliche Rituale und Brauchtum klammert.

"Des Teufels Bad" Szenenbild (© PLAION Pictures)

Natürlicher Haarschmuck: Weil sie für die harte Landarbeit nicht geschaffen ist, verbringt die sensible Agnes (Anja Plaschg) ihre Zeit lieber mit dem Basteln traditioneller Blumenkränze.
(© PLAION Pictures)

Agnes also ist bestens aufgestellt, wäre da nur nicht ihre Schwiegermutter (Maria Hofstätter), die sich in alles einmischt und der Wolf geradezu hörig ist. Da tut ihr dunkles gemeinsames Haus ein Übriges, das Wolf zwar liebevoll für sie ausbaut, welches jedoch keinen Steinwurf von seinem elterlichen Hof entfernt liegt. Die regelmäßigen Besuche der Schwiegermutter jedoch werden schnell zum kleineren Übel, stellt sich doch bald heraus, dass Wolf seinen ehelichen Pflichten im Bett weder nachkommen kann noch will. Die so ersehnte Schwangerschaft ist damit für Agnes ausgeschlossen, und sie trägt in der Tradition der Dorfgemeinschaft das unleidige, abwertende Stigma der Kinderlosigkeit, dessen sie sich in ihrer dem Mann ergebenen Frauenrolle nicht erwehren kann.

Parallel zu Agnes Stimmung verfinstert das Regie-Duo hier gekonnt den Look seines Films, der uns mit seinem melancholischen Grau spätestens dann zu verschlucken droht, als Agnes vor der Belastung ihrer Situation kapituliert, der sie auch durch eine verzweifelte Flucht zurück zu ihrer Familie nicht entkommen kann. Doch für die auch heute noch nicht komplett anerkannte Erkrankung Depression war damals kein Platz, und so gilt sie fortan als besessen, wenn sie antriebslos in „des Teufels Bad“ im Bett dahinvegetiert, kaum in der Lage auch nur einen positiven Gedanken zu fassen. Der negative an das Schicksal der Mörderin vom Wasserfall wiederum ergreift immer mehr Besitz von ihr und wird letztendlich zum einzigen Ausweg.

Hauptdarstellerin Anja Plaschg – die österreichische Musikerin war ursprünglich ausschließlich für die Filmmusik vorgesehen, mit der sie jetzt die Szenen bestens untermalt – spielt sich hier die Seele aus dem Leib und erweist sich wirklich als Glücksbesetzung, die ihrer in Verzweiflung versinkenden Agnes eine wahnsinnige Authentizität verleiht. Im Gleichschritt mit der immer düsterer werdenden Atmosphäre des Films treibt sie uns fast selbst in eine Depression, die uns sensibilisiert für eine Zeit, die von Aberglaube und Frömmigkeit beherrscht wurde. Mit ihrer kreierten bedrückenden Stimmung und dosiert eingesetzten Horroreffekten machen Franz und Fiala ihr neues Werk so zu einem intensiven Erlebnis, von dessen Folgen man sich erstmal erholen muss.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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