Die einfachen Dinge
Darsteller: Lambert Wilson, Grégory Gadebois, Marie Gillain, Magali Bonat
Regie: Éric Besnard
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.neuevisionen.de/de/filme/die-einfachen-dinge-132
Facebook: facebook.com/neuevisionenfilmverleihgmbh
Kinostart: 21. September 2023
Es ist das typische Szenario des Aufeinandertreffens zweier Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, das uns Regisseur und Drehbuchautor Éric Besnard in „Die einfachen Dinge“ hier anbietet. Dass er leichtfüßiges Wohlfühlkino kann, wissen wir ja spätestens seit seinem Hit „Birnenkuchen mit Lavendel“ (2015), und mit der gleichen lockeren Art führt er uns jetzt die gegensätzlichen Welten seiner zwei Protagonisten vor Augen, die bei Kontakt nicht nur enormes Konflikt- sondern obendrein allerhand humoristisches Potenzial bergen, das er sich vom Start weg zunutze macht.
Schon im Vorspann schneidet er Bilder unseres rastlosen, technologisierten Großstadtlebens gegen malerische Panoramen wundervoller Berglandschaften, die in diesem krassen Kontrast eine Wahl nach Behaglichkeitsfaktor ziemlich leicht erscheinen lassen. Auf wessen Seite wir aber wirklich stehen, sollen wir erst entscheiden, als der IT-Unternehmer Vincent (Lambert Wilson) mit einer Autopanne in den Serpentinen der Alpen liegenbleibt, und der Aussteiger Pierre (Grégory Gadebois) zufällig des Wegs kommt. Zugegebenermaßen ist der getrieben dauerquasselnde Vincent mit seinem zur schicken Businessgarderobe passenden Oldtimer-Cabrio nicht gerade der Vorzeige-Sympath, der kaum ein Wort hervorbringende Grantler Pierre jedoch macht auch nicht unbedingt einen umgänglichen Eindruck, obwohl er mit seiner spontanen, wenn auch widerwillig erscheinenden, Hilfsbereitschaft durchaus punkten kann.
Besnard treibt hier anfangs schelmisch das Spiel mit Klischees auf die Spitze, wenn er den schlaflosen, fußwippenden Tech-Junkie Vincent beim in sich selbst ruhenden, gastfreundlichen Einsiedler Pierre auf der abgelegenen Alm übernachten lässt und dabei für reichlich Situationskomik sorgt. Das ist zwar alles nicht neu, mit ihrer unbändigen Spielfreude aber haben uns Lambert Wilson und Grégory Gadebois sofort gewonnen, als sich ihre authentisch verkörperten Vincent und Pierre pausenlos aneinander abarbeiten. Und siehe da, in der klaren Bergluft der idyllischen Alpen schläft Vincent wieder wie ein Stein und kommt nach einer Panikattacke in der Stadt gern zurück, nicht nur um sein inzwischen repariertes Auto abzuholen.
War die Komödie bis dahin noch wunderbar leicht inszeniert, so schlägt das Drehbuch im Folgenden unerwartete Kapriolen, die die wohlige Grundstimmung, ob gezielt oder nicht, doch ziemlich torpedieren. Vincent nämlich hat es alles andere als zufällig zu Pierre in die Berge verschlagen, denn er hat diesen High-Potential schon lange auf der Verpflichtungsliste für sein neues Umwelttechnologie-Projekt. Und auch Pierre ist nicht der allem Zivilisationsfortschritt entsagende Eremit, der er zu sein vorgibt, und hat als Meeresbiologe eine seiner Hütten zum Hightech-Labor ausgebaut, das er für seine Forschungsarbeit nutzt.
Natürlich sind die geordneten Verhältnisse von Besnards Ausgangskonstellation in der herrlichen Bergkulisse schön anzuschauen und sorgen mit den fein herausgearbeiteten Figuren Vincent und Pierre für reichlich lauschige Atmosphäre, den ganzen Film jedoch hätten die wohl nicht getragen, so sehr man sich auch von den Scharmützeln der beiden unterhalten fühlte. Die provozierte neue Auseinandersetzung der beiden Dickschädel um den richtigen Lebensweg leitet hier zwar unweigerlich einen Stimmungsumschwung hin zum Drama ein, ihre Diskussionen über Nachhaltigkeit und Seelenheil aber geben nicht nur der Handlung sondern auch uns erfreuliche Impulse.
Leider aber kommt mit Pierres verwitweter Schwägerin Camille (Marie Gillain) dann auch noch eine Frau ins Spiel, die den an den neuen geklärten Fronten kreierten philosophischen Tenor des Plots schnell auf eine äußerst banale Ebene reduziert. Das bricht zwar die zementiert scheinende Ablehnung der Streithähne auf, die sich daraufhin launig aufeinander zubewegen, wirkt aber etwas konstruiert und ist als Erklärung für Pierres Bruch mit seinem ambitionierten Wissenschaftlerdasein eine schwere Enttäuschung. Gott sei Dank bleibt da immer noch die Freude an den wunderbar harmonierenden Schauspielern Wilson und Gadebois, die den amüsanten Film auch hinten raus trotz des ärgerlichen Twists retten.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten