Die Gangster Gang
Animation
Regie: Pierrre Perifel
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: upig.de/micro/die-gangster-gang
Facebook: facebook.com/GangsterGangDE
Wie uns die Kinocharts seit Ende des Lockdowns lehren, sind es neben den wenig überraschenden Erfolgen der lang angekündigten Blockbuster, die schon allein mit großer Erwartungshaltung in Verbindung mit ihren Titeln die Menschen in die Filmtheater locken, vor allem Animationsfilme, die mit ihrer Einladung zum Besuch mit der ganzen Familie ansehnliche Umsätze erzielen. Und so bringt jetzt die renommierte amerikanische Animationsfabrik DreamWorks („Madagascar“, „Shrek“), seit jeher in harter Konkurrenz mit der Disney-Schmiede Pixar („Toy Story“, „Cars“) befindlich, mit „Die Gangster Gang“ in rascher Folge auch schon den vierten Animationsfilm an den Start. Anders als Pixar, das seit Beginn der Pandemie mit der Veröffentlichung beim konzerneigenen Streamingdienst Disney+ eine komplett andere Strategie verfolgt, setzen sie mit dem herkömmlichen Kino nach wie vor ganz auf ein Feld, welches ihnen Disney einzig mit der eigenen Produktion „Encanto“ streitig macht und damit nahezu kampflos überlässt.
Nach „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“ jetzt also die tierische Kriminalgeschichte „Die Gangster Gang“, die sich mit ihrem minimalistischen Design sicher auch budgetbedingt eher am Vor-Vorgänger „Spirit – Frei und Ungezähmt“ orientiert als an beispielsweise „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“, der uns mit seiner bildgewaltigen Animationstechnik damals geradezu den Atem raubte. Stattdessen versucht das Team um Regie-Debütant Pierre Perifel wie schon „Spirit“ mit stringenter Handlungsentwicklung zu punkten und uns so emotional mit ins Boot zu holen. Perifel aber merkt man seine langjährige Animationserfahrung von diversen Produktionen im Hause DreamWorks durchaus an, denn er setzt hier von Anfang an mit unkonventionellen Comic-Effekten geschickt überraschende Akzente, die einen die ansonsten etwas spartanisch geratene Umsetzung fast komplett vergessen lassen.
Wandte sich das Pferdeabenteuer „Spirit“ allerdings noch vornehmlich an heranwachsende Mädchen, ist die Zielgruppe vom auf einer erfolgreichen Kinderbuchreihe des Australiers Aaron Blabey basierenden „Die Gangster Gang“ um einiges weiter gefasst und spricht mit seinen tierischen Protagonisten erfolgsorientiert gleich die gesamte Familie an. Das sind die ganz nach ihren Stereotypen besetzten Bösewichte Mr. Wolf, Mr. Shark, Mr. Snake, Ms. Tarantula und Mr. Piranha, die die namensgebende Verbrecherbande bilden und in wenig innovativer Arbeitsteilung ein Ding nach dem anderen drehen. Jetzt sehnen sie sich hochmütig nur noch nach Unsterblichkeit, die ihnen nach einhelliger Meinung winkt, wenn sie auf der Gala den streng bewachten, alljährlich verliehenen Wohltätigkeitspreis Goldener Delphin stehlen und sich so in aller Öffentlichkeit ein Denkmal setzen. Das aber geht voll in die Hose, und so gliedert die Gouverneurin Diane Foxington die fünf Schurken kurzerhand in das vom Wohltäter schlechthin, Professor Marmelade, geleitete Rehabilitationsprogramm ein.
Die Idee, die Bande mit durchweg negativ belegten Tieren zu besetzen und diese gleichzeitig zu Sympathieträgern zu machen, ist genauso genial wie simpel und wird diese besonders bei Kids zu absoluten Identifikationsfiguren machen. Und auch der Dreh, deren böse Images nach ihrem gescheiterten Coup auf dem Weg zur Läuterung einfach mal zu hinterfragen, gibt selbst Kindern fast philosophische Denkanstöße. Generell aber folgt der Plot dann doch allzu ausgetretenen Pfaden, auf denen uns die Wendungen der Geschichte kaum einmal überraschen können, und die eingestreuten Slapstick-Gags eher auf die ganz Kleinen zielen. Und doch gelingt vor allem die Eingliederung der Tiere in die menschliche Welt vollkommen komplikationslos, glücken Perifel in seiner schwungvollen Inszenierung immer wieder ansehnliche Einstellungen, die allein optisch großes Vergnügen bereiten und sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen.
So ist DreamWorks‘ neues Trickabenteuer zwar wegen seiner weitestgehend flachen Charaktere, denen wie der ganzen Geschichte ein wenig die Ecken und Kanten fehlen, nicht der ganz große Wurf, lohnt mit seiner frischen, comichaften Animation einen Besuch im Kino aber allemal.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten