Home Film “Die Känguru-Verschwörung” – der zweite Kinoauftritt von Klings Känguru ist wenig innovativ

“Die Känguru-Verschwörung” – der zweite Kinoauftritt von Klings Känguru ist wenig innovativ

Autor: Mick

"Die Känguru-Verschwörung" Filmplakat (© X Verleih AG)

Die Känguru-Verschwörung

Darsteller: Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Petra Kleinert, Benno Fürmann
Regie: Marc-Uwe Kling
Dauer: 101 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.känguru-film.de
Facebook: facebook.com/xverleih


Die kabarettistischen Texte von Erfolgsautor Marc-Uwe Kling erklimmen seit 2008 Stufe um Stufe auf der Popularitätstreppe. Einst gestartet als Podcast im Radio, veröffentlichte Kling zunächst in regelmäßigen Abständen unter dem Titel „Die Känguru-Chroniken“ Sammlungen seiner Schöpfungen rund um das sprechende, kommunistische Beuteltier, welche dann auch Millionen von Lesern begeisterten. Lange ließ deren Verfilmung daraufhin nicht auf sich warten, die allerdings im Seuchenjahr 2020 aus naheliegenden Gründen gewaltig ausgebremst wurde. Jetzt löst Kling im Nachfolger „Die Känguru-Verschwörung“ Dani Levi im Regiestuhl ab und präsentiert uns mit seinem Debütfilm das zweite Kinoabenteuer des Kängurus, das zum ersten Mal keine Adaption früherer Werke ist sondern ganz speziell für die große Leinwand verfasst wurde.

Natürlich steht auch diesmal wieder Kling (Dimitrij Schaad) selbst im Mittelpunkt der Geschichte, der sich inzwischen in seiner Wohngemeinschaft mit dem egoistischen Känguru (gesprochen natürlich von Kling) eingerichtet hat, obwohl ihm noch immer ständige Grundsatzdiskussionen mit dem eloquenten Tier den letzten Nerv rauben. Dass sein ständiger Begleiter seiner erträumten Beziehung mit der netten Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) nicht gerade zuträglich ist, kann man sich denken. Das führt nach einem gründlich missratenen Date zu einem fatalen Deal: Entweder gelingt es Marc-Uwe, Marias Mutter von den Irrwegen der Klimakrisen-Leugner abzubringen und daraufhin ein zweites Date zu erhalten, oder aber er überlässt Maria im Falle des Scheiterns seine schicke Altbauwohnung nebst günstigem Alt-Mietvertrag.

Unschwer zu erkennen nimmt Kling mit der Basis seines Films nicht mehr wie vorher nur die allgemeinen Ungerechtigkeiten in der Welt sondern gezielt die wachsende Gemeinde von Verschwörungstheoretikern ins Visier, deren einer führender Kopf hier ausgerechnet Marias Mutter Lisbeth (Petra Kleinert), von allen nur liebevoll “Diesel-Liesel“ genannt, sein muss. Die ist außer radikale Leugnerin des Klimawandels auch noch populäre Rednerin auf der abgehobenen Conspiracy Convention und zwingt das kongeniale Gespann Kling/Känguru bei seiner diffizilen Überzeugungsmission so auf einen wilden Roadtrip ins fast genauso wilde Bielefeld.

"Die Känguru-Verschwörung" Szenenbild (© X Verleih AG)

(© X Verleih AG)

Es gerät mitunter reichlich slapstikartig, wenn sich die beiden wie zu erwarten durch die Widrigkeiten der Anreise in den Niederungen der tiefsten Provinz schlagen müssen und dabei einen nach dem anderen, meist vom renitenten Känguru zu verantwortenden, Schlamassel zu überwinden haben. Trotzdem hat das zeitweise großen Unterhaltungswert, denn Klings scharfzüngige, manchmal fast ins Philosophische abdriftende Dialoge fördern doch immer wieder enormen Wortwitz zutage, der über so manche überflüssige Wendung des Drehbuchs hinwegtröstet. Die gelungene Animation tut dabei ihr Übriges, die das Känguru fast wundersam in den Realfilm einfügt, es nahezu augenblicklich als Spielpartner des wieder voll in seiner Rolle aufgehenden Dimitrij Schaad akzeptieren lässt und den Ablauf der kurzweiligen Wortwechsel in keiner Weise stört.

Für das große Thema Verschwörungstheorien und Spaltung der Gesellschaft allerdings ist Klings eher seichte Komödie nicht bissig genug, als dass sie nachhaltig Eindruck hinterlassen könnte. Zwar prangert er das Vorgehen der Querdenker, deren Verblendung sich in der Figur des Gurus der Klimakrisen-Leugner Adam Krieger (schön polemisch: Benno Fürmann) konzentriert, in fast jeder Szene an, außer einer ständigen Verteufelung und eines wunderbar in Szene gesetzten Entlarvens der Argumentationsketten der Bewegung als Verdrehen von Fakten fällt eine tiefere Auseinandersetzung aber immer wieder dem Ziehen ins Lächerliche zum Opfer.

Trotzdem gelingt es Marc-Uwe Kling mit seinem ersten selbst verantworteten Känguru-Abenteuer über den Tellerrand der alltäglichen Konflikte mit dem dogmatischen Känguru hinauszublicken und zumindest das Bewusstsein für andere gesellschaftlich relevante Probleme zu schärfen. Und unterhaltsam ist der verbale Schlagabtausch mit dem wortgewandten Beuteltier allemal.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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