Die Mittagsfrau
Darsteller: Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn, Liliane Amuat
Regie: Barbara Albert
Dauer: 137 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.wildbunch-germany.de/movie/die-mittagsfrau
Facebook: facebook.com/wildbunch.filmlounge.de
Kinostart: 28. September 2023
Mit “Die Mittagsfrau” hat sich die österreichische Regisseurin Barbara Albert der Verfilmung des weltweit erfolgreichen Bestsellers von Julia Franck angenommen und legt einen emotionalen Film über eine junge Jüdin im Deutschland der 1920er- und 1930er-Jahre vor, bei dem sie als Trumpf die schon so oft überzeugende Mala Emde für die Hauptrolle gewinnen konnte. Diese ist nicht die Titelrolle, handelt es sich bei der besagten Mittagsfrau doch um einen Naturgeist in weiblicher Gestalt, der in der slawischen Sagenwelt vorkommt.
Von diesem erzählten bereits die Eltern den Schwestern Helene und Martha, die als Kinder vor allem auf Grund einer nicht immer rational agierenden Mutter nicht nur glückliche Momente erfuhren, wie wir kurz zu Beginn sehen. Umso verständlicher ist es, dass die Freude groß ist, als Helene (Mala Emde) zum Medizinstudium in Berlin angenommen wird, und so landet sie mit der Schwester (Liliane Amuat) in der Großstadt und bald auch direkt im wilden Partyleben der 1920er-Jahre. Während Martha sich aber im Feiern mit Alkohol, Drogen und Liebeleien verliert, behält die nur marginal am umtriebigen Geschehen teilnehmende Helene weiter ihre Ziele im Auge, schließlich will sie Ärztin werden.
Beim Jobben in einer Apotheke lernt sie den fröhlichen, netten Karl (Thomas Prenn) kennen, beide verlieben sich ineinander und sind glücklich, bis ein Schicksalsschlag ihr Karl entreißt. Helene ist emotional am Boden und konzentriert sich auf ihren beruflichen Werdegang, während in Berlin die gesellschaftlichen Veränderungen durch den Auftieg der Nazis immer spürbarer werden. In der Klinik begegnet sie dann dem zunächst charmanten Wilhelm (Max von der Groeben), der ihr Avancen macht, die schmeicheln. Sie lässt sich trotz der Tatsache, dass er SS-Offizier ist, auf eine neue Beziehung ein, die allerdings dann weit weniger harmonisch verläuft dank Wilhelms veralteter Rollenbilder und auch seinem Aufgehen im politischen Umschwung. Da Helene als Jüdin um ihr Leben fürchten muss, besorgt Wilhelm ihr gefälschte Papiere, die sie als Arierin ausweisen – und als Gegenleistung erwartet er, dass sie ihm hörig ist, vergewaltigt sie sogar in eine Schwangerschaft hinein. Helene ist erneut an einem Tiefpunkt angekommen und doch Willens, ihren Weg zu gehen.
Karl (Thomas Prenn) und Helene (Mala Emde) sind glücklich miteinander
(© 2023 – Wild Bunch Germany, Lucky Bird Pictures / Foto: Nick von Nostitz)
“Die Mittagsfrau” ist ein berührender Film über eine starke junge Frau, die sich weder von den Umständen, dass sie als Jüdin gerade höchsten Gefahren ausgesetzt ist, noch von den durchaus üblen Schicksalsschlägen mit dem aus dem glücklichen Leben gerissenen Karl und dem Entpuppen des anfangs doch so netten und witzigen Wilhelm als veritables Arschloch entmutigen lässt, ihren Weg zu gehen – der dann aber auch noch Opfer fordern soll.
Trotz der lebhaften Ereignisse kommt der Film mit erzählerischer Ruhe daher, nimmt sich hierfür ja dann aber auch mit seinen 137 Minuten einige Zeit, wobei er allerdings nie langatmig erscheint und sich immer gut anschauen lässt. Schauspielerisch weiß hierbei Mala Emde mal wieder herauszuragen und man kauft ihr die Helene zwischen Leichtigkeit und Schwere voll ab, und auch Thomas Prenn als Karl und Max von der Groeben in der bald fiesen Rolle des Wilhelm machen ihre Sache sehr gut.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
