Home Film “Die Wärterin” – Psychodrama über die Rachegelüste einer Gefängniswärterin

“Die Wärterin” – Psychodrama über die Rachegelüste einer Gefängniswärterin

Autor: Mick

"Die Wärterin" Filmplakat (© 24 Bilder)

Die Wärterin

Darsteller: Sidse Babett Knudsen, Sebastian Bull, Dar Salim, Marina Bouras
Regie: Gustav Möller
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=1000
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Kinostart: 20. Februar 2025


Oftmals ist von absoluter Willkür im Strafvollzug zu hören, wenn es um die Behandlung von Gefängnisinsassen und auch die Gewährung von Hafterleichterungen geht. Dabei sollte man meinen, dass es genauso wie in Deutschland auch in dänischen Gefängnissen noch halbwegs gerecht zugeht verglichen mit so manch anderem bösen Folterknast in der Welt. Dennoch scheint das Thema auch den schwedisch-dänischen Regisseur und Drehbuchautor Gustav Möller umzutreiben, schildert er doch in seinem neuen Thriller „Die Wärterin“, der letztes Jahr im Wettbewerb der Berlinale seine Premiere feierte, den persönlichen Rachefeldzug einer Aufseherin gegen einen Häftling.

Anfangs jedoch scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, versieht Wärterin Eva (Sidse Babett Knudsen) ihre Dienste in einem dänischen Gefängnis mit unerschütterlichem Gleichmut und geradezu philanthropisch, ja gibt sogar Yogastunden für das Wohlbefinden der Insassen. Das aber ändert sich schlagartig, versteinern sich ihre Gesichtszüge regelrecht, als sie von ihrem Büro aus die Ankunft neuer Häftlinge für den Hochsicherheitstrakt beobachtet. Es sind lediglich Andeutungen, mit denen uns Möller hier auf die richtige Spur bringt, doch schon da wird klar, dass Eva ein gewaltiges Trauma mit sich herumträgt.

Ihr Interesse gilt dem jungen Gewalttäter Mikkel (Sebastian Bull), der als verurteilter Mörder als besonders gefährlich eingestuft wird, und dessen Anblick Eva regelmäßig erschaudern lässt. Schnell spüren wir, es muss etwas Persönliches sein, das Eva ihre Versetzung in die Hochsicherheitsabteilung des Gefängnisses beantragen lässt, wo sie sich in ihrer aktuellen Tätigkeit doch bestens eingerichtet zu haben scheint. Und schon mit ihrem Dienstantritt bei den schweren Jungs gehen sie los, ihre kleinen Schikanen gegenüber Mikkel, dem sie zunächst seine Zigarettenration unterschlägt oder ihm den nötigen Toilettengang verweigert. Nach und nach wird aus unserer Ahnung Gewissheit, dass Mikkel einst ihren mit ihm einsitzenden Sohn im Streit umgebracht hat, und Evas Repressalien nur der Anfang eines bösen Rachefeldzugs sind.

"Die Wärterin" Szenenbild (© 24 Bilder)

Versöhnungszigarette: Hält der Frieden zwischen Wärterin Eva (Sidse Babett Knudsen) und Häftling Mikkel (Sebastian Bull)?
(© 24 Bilder)

Aber auf wessen Seite stehen wir eigentlich, wenn sie ihm heimlich Drogen und ein Messer unterschiebt und ihn bei der Zellenkontrolle dann völlig außer Rand und Band krankenhausreif prügelt? Wunderbar empathie- und reuelos gibt Sebastian Bull hier seinen Mikkel, den man gleich als ebenso abstoßend empfindet wie Eva, auch ohne dass wir direkt involviert sind. Aber rechtfertigt das ihren Machtmissbrauch und die Gewalteskalation, der Mikkel nahezu schutzlos ausgeliefert ist? Denn natürlich erhält Eva zunächst die Unterstützung ihrer Kollegen, und vom Korpsgeist unter den Vollzugsbeamten kann selbst so mancher Polizist ein Lied singen.

Es sind diese Fragen, die Möllers Drama bis zu einem gewissen Punkt so spannend machen, an dem Eva trotz allem wegen der Ermittlungen gegen sie in arge Bedrängnis gerät. Denn letztendlich war ihr Fehlverhalten so eklatant, dass ihr Schicksal nun davon abhängt, ob Mikkel dies zur Anzeige bringt oder nicht. Der ist sich seiner neu erworbenen Machtposition sehr wohl bewusst und nutzt diese in der Folge geschickt zu seinem Vorteil, was beide in einen interessanten Wechsel der Abhängigkeiten stürzt.

Sidse Babett Knudsen nimmt uns von Anfang an mit ihrem nuancierten Spiel mit ins Seelenleben ihrer Eva, macht ihr Handeln durchaus nachvollziehbar und findet in Sebastian Bull auch noch genau den richtigen Anspielpartner. Spätestens mit der später gegen Eva ausgelegten Prügelorgie aber gerät die Plausibilität des Streifens leider gewaltig ins Schlingern. Denn wie kann es sein, dass sich eine Beamtin im totalüberwachten Hochsicherheitstrakt unbeobachtet nahezu eigenverantwortlich bewegen kann und einem Häftling noch dazu unentdeckt wahlweise diverse Dinge unterjubelt?

Zwar macht Gustav Möller mit seinem Spannungsaufbau bis hin zu den durchaus attraktiven Psychospielchen zwischen seinen Protagonist:innen nicht viel falsch und schafft mit seinen fahlen Bildern aus dem Strafvollzug eine beklemmende Atmosphäre. Am Ende aber fehlt es seinem Drama ganz einfach an Stimmigkeit um wirklich überzeugen zu können. So bleibt bei allem Mitgefühl für seine ambivalente Eva vor allem das Gefühl einer vertanen Chance.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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