Die Wiese – Ein Paradies nebenan
Dokumentarfilm
Regie: Jan Haft
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.diewiese-derfilm.de
Facebook: facebook.com/dokuversum
Nach dem Erfolg seiner großen Naturfilmproduktionen “Das Grüne Wunder – Unser Wald” und “Magie der Moore” bleibt der vielfach international prämierte Regisseur und Kameramann Jan Haft den heimischen Gefilden treu und widmet sich in “Die Wiese – Ein Paradies nebenan” der Vielfalt und dem Innenleben der Blumenwiese.
Was so schön am Wegesrand liegt, ist nicht nur eine Augenweide und gerade für Kinder ein gerne aufgesuchter Ort, um einen kleinen Blumenstrauß zu pflücken. Auf einer Wiese wimmelt es nur so von Leben, in puncto Pflanzenwelt genauso wie in der Artenvielfalt der Tiere, die in einer Wiese leben, sie besuchen, sie zur Fortpflanzung benötigen oder als Schutz nutzen.
Wer denkt, dass hier nur Kleingetier gemeint sein kann, der irrt. Vögel nutzen die wilden Pflanzen als Heimat, und das Reh schmückt nicht umsonst das Filmplakat. Der von der Deutschen Wildtier Stiftung geförderte Streifen nimmt uns mit dank neuester Technik tollen Aufnahmen mit in das Paradies nebenan und lässt uns staunen.
Reh in Blumenwiese (© nautilusfilm-polyband)
“Das Leben in der Wiese fasziniert mich seit meiner Kindheit. Der tropische Urwald war zu weit weg und unerreichbar. Aber der Dschungel aus Halmen vor der Haustüre, der lag in meiner unmittelbaren Umgebung und hier konnte ich nach der Schule Expeditionen unternehmen und nach Tieren suchen”, berichtet Jan Haft über seine früh entstandene Liebe zur Wiese.
Wir sehen die wichtigsten Wiesenvögel wie Feldlerche, Brachvogel, Schafstelze, Kiebitz und Braunkehlchen, wir erfahren einiges über die Feldgrille, Roesels Beißschrecke und Grashüpfer, wir sehen die Vertreibung hartschaliger Käfer durch die Krabbenspinne. Wir sehen das Zusammenspiel von prächtigen Orchideen und Bienen, oder wie die trickreiche Hummel-Ragwurz mit ihren Blüten Weibchen der Langhornbiene nachahmt, um dann beim Paarungsversuch bestäubt zu werden. Wir erleben die Wiese als Unterschlupf für neugeborene Rehe oder als Heimat der Schaumzikade, die das Grün mit Bällchen aus “Kuckucksspucke” übersät. Hinzu kommen beeindruckende Zeitrafferaufnahmen zum Pfanzenwuchs.
Der Film versäumt es aber natürlich bei aller Schönheit des Gezeigten auch nicht, darauf zu verweisen, dass die Wiese wie viele Paradiese stark bedroht ist, denn hunderttausende Hektar Wiese wurden in den vergangenen Jahrzehnten in Äcker umgewandelt, und Düngung mit Gülle und Kunstdünger sowie kurze Mähintervalle haben viele Wiesen zu unbelebten Produktionsflächen der industriellen Landwirtschaft werden lassen. “Noch sind diese Lebensräume und ihre Bewohner nicht ausgestorben, aber sie werden immer weniger. Ich befürchte, dass wir gerade dabei sind, ein
Stück Lebensqualität zu verlieren”, erklärt Jan Haft. Er nähert sich diesem Thema hierbei nicht anprangernd, sondern zeigt Verständnis für die oft am Existenzminimum wirtschaftenden Landwirte und thematisiert die verfehlte Landwirtschaftspolitik der EU – nicht ohne Lösungsideen zu nennen.
In einer Drehzeit von insgesamt drei Jahren nahmen Jan Haft und der weitere Kameramann Kay Ziesenhenne 250 Stunden Filmmaterial auf, während sie 1000 Stunden im Tarnversteck verbrachten. Das Ergebnis ist eine weitere sehr gut gelungene Doku von Haft, die unheimlich viel Lust macht, in unsere Natur hinaus zu gehen und diese mit geschärften Sinnen wahrzunehmen. Die musikalische, abwechslungsreiche Untermalung von Dominik Eulberg und Sebastian Schmidt passt hierbei bestens zum Gezeigten, und Sprecher Sebastian Winkler sorgt für jede Menge interessanter Informationen.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
