Home Film “Die Witwe Clicquot” – ein gelungenes Biopic über die “Grande Dame de Champagne”

“Die Witwe Clicquot” – ein gelungenes Biopic über die “Grande Dame de Champagne”

Autor: Tobi

"Die Witwe Clicquot" Filmplakat (© capelight pictures)

Die Witwe Clicquot

Darsteller: Haley Bennett, Tom Sturridge, Sam Riley, Ben Miles
Regie: Thomas Napper
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: capelight.de/die-witwe-clicquot
Facebook: facebook.com/capelightpictures
Instagram: www.instagram.com/capelight_pictures
Kinostart: 7. November 2024


Champagner kennen wir alle als edlen Tropfen, der – wenn man nicht gerade zu gehobenen Kreisen gehört oder einem Ausgaben egal sind – zu besonderen Anlässen geöffnet wird, um festlich auf etwas anzustoßen. Dass der Schaumwein seinen Namen der französischen Provinz Champagne verdankt, in der seine Trauben nach genau festgelegten Regeln gelesen und verarbeitet werden, das weiß man vermutlich noch, über die Geschichte des Champagners aber haben sich wohl die wenigsten belesen. Diese geht zurück bis ins 17. Jahrhundert, wo aus dem ursprünglich stillen Weißwein der Region ein Schaumwein wurde. 1728 wurde der Transport in Flaschen offiziell erlaubt, und Handelshäuser wie Moët oder Perrier-Jouët sorgten für eine internationale Vermarktung. Dann fällt auch bald der Name Madame Clicquot, erfand diese doch 1806 ein Verfahren, das den Champagner nicht mehr trübe sein ließ, bei dem vorher die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche verblieben war. In Thomas Nappers Film “Die Witwe Clicquot” geht es aber weniger ums Rütteln und Degorgieren, sondern vielmehr um die Geschichte dieser 1777 geborenen, mutigen und entschlossenen Frau, die zur “Grande Dame de Champagne” wurde.

In der Champagne ist Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (Haley Bennett) im frühen 19. Jahrhundert mit ihrem Mann François Clicquot (Tom Sturridge), den sie 1798 geheiratet hat, zunächst glücklich. Zusammen arbeiten sie in den Feldern seiner kleinen Weinkellerei inmitten einer wundervollen Natur, und ihre Leidenschaft beschränkt sich nicht hierauf, so dass 1799 Tochter Clémentine zur Welt kommt. Die Zeiten sind durch einige exzentrische Ausbrüche und depressive Momente von François allerdings schon längst nicht mehr rein rosig, als dieser im Herbst 1805 verstirbt. François’ Vater Phillipe (Ben Miles), der den Betrieb gegründet hatte, entspricht entgegen eigener Ideen dem Wunsch der erst 27-jährigen Barbe-Nicole, dass sie das Champagnerhaus weiterführen darf – als Frau, was damals nicht nur unüblich war, sie wurde auch zur ersten Leiterin eines solchen.

Als Veuve (Witwe) Clicquot hat sie in der männerdominierten Geschäftswelt ebenso zu kämpfen wie mit der nächsten Ernte, die nicht gut ausfällt, und schlechten Prognosen ihres Buchhalters Eduard Werle (Anson Boon). Doch sie fühlt sich berufen, das Erbe ihres Mannes fortzusetzen und nicht an Jean-Remy Moët (Nick Farrell) zu verkaufen, der als Besitzer eines weit renommierteren Champagnerhauses beleidigt ist, dass Phillipe sein Übernahmeangebot ablehnt. Mit Mut, Entschlossenheit und auch Leidenschaft für die Herstellung leckerer Tropfen schafft sie es in den nächsten Jahren, den Herstellungsprozess von exklusivem Schaumwein zu revolutionieren und diesen mit Hilfe des schon von François genutzten Weinhändlers Louis Bohne (Sam Riley) und einer aggressiven Vermarktungsstrategie auch während der napoleonischen Kriege trotz einiger Embargos zu exportieren – auch wenn der erste Versuch hier mächtig schiefgeht.

"Die Witwe Clicquot" Szenenbild (© capelight pictures)

(© capelight pictures)

Der Film “Die Witwe Clicquot” basiert auf der Biografie “Veuve Clicquot” der Kulturhistorikerin und Gourmet-Produkt-Kennerin Tilar J. Mazzeo, bei uns erschienen als “Veuve Clicquot. Die Geschichte eines Champagner-Imperiums und der Frau, die es regierte” oder “Im Rausch der Zeit. Das temperamentvolle Leben der Witwe Clicquot”.

Regisseur Thomas Napper hat auf Grundlage eines guten Drehbuchs von Erin Dignam und Christopher Monger einen kurzweiligen Film erschaffen, der in vielfältiger Art und Weise zu gefallen weiß. Zum einen präsentiert er uns die entscheidenden Jahre der Titelfigur in zwei Handlungssträngen, zwischen denen er hin und her springt, was erfrischend wirkt und nie verwirrt. Wir sehen die beginnende, florierende und dann mit Problemen behaftete Liebe zwischen Barbe-Nicole und François im Wechsel mit den Ereignissen nach seinem Tod, wo sie sich im Gespür, dass ihr Mann es so gewollt hätte, mit Hingabe und schlauen Ideen dem Weingut und der Verbesserung des Champagners ebenso widmet wie dem harten, mit diversen Hürden kämpfenden Geschäft an sich – in einer absoluten Männerdomäne, der sie mit Charme und Einfühlsamkeit statt Härte begegenet, als feministische Vorreiterin.

Haley Bennett spielt diese Rolle großartig und passt dazu auch noch optisch wunderbar in die Zeit. Mit Tom Sturridge bildet sie ein starkes Paar, bei dem die Chemie stimmt, und später dann bringt sie die Leidenschaft für ihr Champagnerhaus dem schon mit François befreundeten Louis Bohne näher, den Sam Riley gut verkörpert.

Kamerafrau Caroline Champetier liefert starke Bilder, wofür die tolle Natur der Weinberge natürlich auch eine Steilvorlage liefert, und Bryce Dessner – auch bekannt als Gitarrist und Keyboarder der Indierock-Band The National – hat bestens passende musikalische Untermalung beigesteuert. Ein gelungener Streifen, zu dem nur zu gerne ein Gläschen “Veuve Clicquot” trinken würde – übrigens seit den 1980er-Jahren eine Marke des Konzerns Moët Hennessy – Louis Vuitton (LVMH) und somit dann doch am Ende mit Moët unter einem Dach.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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