Dumb Money – Schnelles Geld
Darsteller: Paul Dano, Pete Davidson, Seth Rogen, Shailene Woodley
Regie: Craig Gillespie
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/167109/dumb-money-schnelles-geld.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Kinostart: 2. November 2023
Januar 2021, wir alle erinnern uns nur allzu gut an die deprimierende Zeit von Coronabeschränkungen und Inzidenzen. Wie gut tat es da, in den Nachrichten auch mal etwas Positives zu vernehmen, wie den Fall der GameStop-Aktie, der Kleinanleger mit einer konzertierten Aktion fast über Nacht einen astronomischen Wertzuwachs bescherten und damit zu unserer Freude diversen Hedgefonds-Managern gewaltig ans Bein pinkelten. In seinem auf Ben Mezrichs Buch „The Antisocial Network“ basierenden Comedy-Drama „Dumb Money – Schnelles Geld“ rollt Craig Gillespie („I, Tonya“, „Cruella“) für uns die damaligen erstaunlichen Ereignisse nochmal auf, die für kurze Zeit die Finanzwelt in Atem hielten und damit weltweit zur Abwechslung mal neben der Pandemie die Schlagzeilen beherrschten. Und irgendwie schöpften diejenigen, die sich nicht zu den oberen Zehntausend zählen und sich auch nicht so versiert auf dem Börsenparkett bewegen, durch diese David-gegen-Goliath-Geschichte auch neuen Mut in einer Zeit, die gerade ihnen doch einiges abverlangte.
David repräsentiert hier der Finanzanalyst Keith Gill (Paul Dano), der in seinem YouTube-Kanal schon seit Jahren die Computerspielkette GameStop preist und ihre Aktie für maßlos unterbewertet hält. Nicht nur ist der charismatische Nerd auch in Coronazeiten noch vollkommen überzeugt von seinem Investment in GameStop – der Aktienkurs der wie alle anderen Geschäfte auch arg gebeutelten Ladenkette befindet sich im freien Fall –, er gewährt seiner wachsenden Fangemeinde in völliger Transparenz auch noch jederzeit Einblick in sein Portfolio, um sie möglichst glaubwürdig für seine Sache zu gewinnen. Richtig los jedoch geht es erst, als diverse Großinvestoren massive Leerverkäufe tätigen und so mit dem Wertverlust von GameStop satte Gewinne einzustreichen gedenken.
Und schon sind wir bei Goliath, in diesem Fall vornehmlich vertreten durch den erfolgreichen Hedgefonds-Manager Gabe Plotkin (herrlich großkotzig: Seth Rogen), den Regisseur Gillespie anfangs geschickt dem äußerst sympathischen Keith gegenüberstellt und damit gleich Stimmung gegen das unantastbare Establishment macht. Herablassend betreibt Plotkin nämlich sein Tradinggeschäft zwischen Drinks und Tennismatches vom opulenten Haus aus und hält sich dabei nicht zuletzt wegen seiner besten Vernetzung für unangreifbar. Doch auch er hat die Rechnung ohne Keiths Community gemacht, die der mit den Plänen der finanzstarken Trader konfrontiert.
Daraufhin passiert, was eigentlich unglaublich scheint: Keiths Social-Media-Beiträge gehen viral, viele gesellschaftliche Underdogs solidarisieren sich und steigen empört über das rücksichtslose Verhalten der Hedgefonds selbst mit Kleinstbeträgen bei GameStop ein. Die, zuerst von Plotkin noch abschätzig als „dumb money“ abgetan, treiben binnen weniger Stunden den GameStop-Kurs in gewaltige Höhen und demonstrieren so die unerwartete Macht der Crowd, die sich schnell in Form von Milliardenverlusten der Manager manifestiert.
Gillespie holt uns sofort emotional mit ins Boot, zeigt uns nicht nur die grenzenlose Überheblichkeit der Trader, sondern schildert uns den sensationellen Verlauf der Ereignisse auch noch anhand der Schicksale von Kleinanlegern wie der Krankenschwester Jennifer, der Studentinnen Riri und Harmony und nicht zuletzt dem kleinen GameStop-Angestellten Marcos, denen man ihren über Nacht erworbenen unfassbaren Reichtum uneingeschränkt gönnt. Doch natürlich schlägt das Imperium zurück, setzt alle Hebel in Bewegung und erreicht damit sogar eine Aussetzung der Kaufoption für GameStop-Aktien, die den Kurs genauso schnell wieder fallen lässt, wie er vorher anstieg. Die Gewissensentscheidung zwischen legitimer Gewinnmitnahme und dem von Keith propagierten „Hold the Stock“, das einen weiteren Tritt gegen das Schienbein der Hedgefonds bedeutet, wird da zur feinen Randnotiz, die uns wunderbar die individuellen Auswirkungen der turbulenten Tage vor Augen führt.
Was den Film aber so stark macht, ist seine genauso erhellende wie unterhaltsame Aufarbeitung der Fakten, die uns im Kontext des Gerechtigkeitssinns einfach nur entrüsten kann. Denn, soviel darf verraten werden, natürlich fallen die Mächtigen wieder weich, und das Aufbegehren der Benachteiligten wird leider zur Momentaufnahme. Mit der jedoch verbreitet Gillespie durchaus Hoffnung, mit der Kraft der Gemeinschaft einiges bewirken zu können, auch wenn er uns letztendlich angesichts der Straffreiheit der Hauptakteure im juristischen Nachspiel mit einem nachhaltigen Gefühl der Verärgerung entlässt.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten