Home Film “Ein Festtag” – die Geschichte der Romanverfilmung wirkt wenig überzeugend

“Ein Festtag” – die Geschichte der Romanverfilmung wirkt wenig überzeugend

Autor: Mick

"Ein Festtag" Filmplakat (© TOBIS Film GmbH)

Ein Festtag

Darsteller: Odessa Young, Josh O’Connor, Colin Firth, Emma D’Arcy
Regie: Eva Husson
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: tobis.de/titel/ein-festtag
Facebook: facebook.com/TobisFilm


England, 1924. Die Grenzen der gesellschaftlichen Stände sind eigentlich klar abgesteckt. Und doch entwickelt sich zwischen dem Jurastudenten Paul (Josh O’Connor) und Jane (Odessa Young), dem Hausmädchen der befreundeten Familie Niven, eine geheime Affäre. Eva Hussons („Bang Gang – Die Geschichte einer Jugend ohne Tabus“) Verfilmung „Ein Festtag“ des gleichnamigen Romans von Graham Swift lotet gezielt die Schranken des Machbaren aus, lässt ihre beiden Verliebten eine Beziehung jenseits aller Konventionen wagen, die eigentlich gar nicht sein darf.

Denn Jane ist nicht im Entferntesten das, was die Gesellschaft für einen jungen Mann aus gutem Hause wie Paul vorsieht, der noch dazu in Kürze die ihm gleichgestellte Emma (Emma D’Arcy) heiratet. Und doch bietet dieser „Mothering Sunday“ mal wieder die perfekte Gelegenheit für ein intimes Stelldichein im Herrenhaus von Pauls Familie, die komplett zu einem Picknick im Grünen ausgeflogen ist, während Jane ihren freien Tag genießt. So können sie sich diesmal völlig ungestört einander hingeben, wo sie sich doch sonst immer voller Angst vor Entdeckung heimlich in irgendeiner Scheune treffen müssen. Zwar wird auch Paul längst auf dem Picknick erwartet, bei dem er den Tag einträchtig mit seiner Verlobten verbringen soll, aber für den Sex mit Jane nimmt er sich alle Zeit der Welt, das Familientreffen läuft schließlich nicht weg.

Genau daran aber scheitert der Film schon früh, so sehr sich die beiden auch nacheinander verzehren mögen. Jane jedoch kann sich doch nicht allen Ernstes einbilden, im erzkonservativen England der 20er Jahre jemals mehr darzustellen, als eine Gespielin von Pauls Gnaden, die er sich bestenfalls neben seiner arrangierten Ehe mit Emma hält. Und wenn doch, so wäre das reichlich naiv, ist eine offizielle Verbindung der beiden doch vollkommen illusorisch.

"Ein Festtag" Szenenbild (© TOBIS Film GmbH)

Odessa Young (Jane) und Josh O’Connor (Paul)
(© TOBIS Film GmbH)

Und das hat man ständig im Kopf, wenn Regisseurin Husson die schönen nackten Körper der beiden im Liebesspiel miteinander stimmungsvoll ausgeleuchtet in Szene setzt. Das wirkt wirklich authentisch, die beiden Hauptdarsteller harmonieren wunderbar miteinander und man nimmt ihnen ihre Leidenschaft jeden Augenblick ab. Trotzdem bleibt bei aller Hingabe das irritierende Gefühl einer latent ungleichen Beziehung, in der Paul seine Stellung ausnutzt und Jane irgendwann unweigerlich den Kürzeren ziehen muss. Die mag sich vielleicht mit ihrer Rolle als Geliebte zufriedengeben, eine glückliche gemeinsame Zukunft der beiden kann man sich jedoch beim besten Willen nicht vorstellen.

So überrascht es auch nicht, dass uns Husson in Zeitsprüngen mit der älteren Jane (Glenda Jackson) konfrontiert, die, inzwischen inspirierte Bibliothekarin und Schriftstellerin, ihre damaligen Erlebnisse mit Paul noch immer nicht richtig hinter sich gelassen hat und diese noch nicht einmal mit ihrem verständnisvollen Mann Donald (Sope Dirisu) teilen kann. Das allerdings arrangiert Husson stimmig, lässt gekonnt die verschiedenen Zeitebenen ineinanderfließen und lässt uns so mit Jane gemeinsam auf ihr Leben zurückblicken, das in den damaligen glücklichen Tagen eine verhängnisvolle Wendung genommen hat.

Gut nur, dass der Film abseits der fatalen Liebesbeziehung auch die festgefahrenen Konventionen der vom Krieg arg gebeutelten Gesellschaft nicht außer Acht lässt und damit für Nachdenklichkeit sorgt. Da wird das durch den Verlust ihrer Söhne im Krieg erzeugte Leid, das die detailverliebt kostümierte Oberschicht an der gemeinsamen Tafel teilt, zum starken Kontrast zur Nacktheit der sich unbeschwert aufeinander einlassenden Jugend. Wenn auch die Handlung mit Janes und Pauls unplausibler Beziehung wenig überzeugt, so nimmt sie einen doch mit auf eine Reise in eine Zeit, in der die Wunden des Krieges noch lange nicht verheilt waren.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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