Eine moralische Entscheidung
Darsteller: Navid Mohammadzadeh, Amir Agha’ee, Hediyeh Tehrani, Zakiyeh Behbahani
Regie: Vahid Jalilvand
Dauer: 104 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.einemoralischeentscheidung.de
Facebook: facebook.com/EineMoralischeEntscheidung
“Eine moralische Entscheidung” ist der zweite Spielfilm des 1976 in Teheran geborenen Filmemachers Vahid Jalilvand, zu dem er gemeinsam mit Ali Zarnegar auch das Drehbuch verfasste. Seine Weltpremiere feierte der Streifen bereits 2017 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig, seine Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg im gleichen Jahr, noch unter dem Titel “Ohne Datum und Unterschrift” – und der Iran reichte ihn auch als Kandidaten für den Oscar® 2018 als “Bester nicht englischsprachiger Film” ein.
Das Drama wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter für die “Beste Regie” und den “Besten Hauptdarsteller” (Navid Mohammadzadeh) in Venedig, dem Jurypreis und dem Fipresci-Preis beim Thessaloniki Filmfestival sowie der “Besten Regie” beim Chicago International Film Festival. Nach relativ langer Anlaufphase kommt der Film nun also als “Eine moralische Entscheidung” endlich auch zu uns ins Kino.
Als der Gerichtsmediziner Dr. Kaveh Nariman (Amir Agha’ee) mit seinem Auto nachts auf dem Heimweg in Teheran von einem Raser abgedrängt wird, bringt er einen Motorroller samt vierköpfiger Familie zu Fall. Hierbei wird der achtjährige Amir leicht am Kopf verletzt. Auch wenn es dem Jungen gut zu gehen scheint und er direkt wieder munter agiert, drängt Nariman Amirs Vater Moosa (Navid Mohammadzadeh), ihn im nahegelegenen Krankenhaus durchchecken zu lassen. Moosa ist zunächst wegen der kleinen Schäden an seinem Roller aufgebracht, beruhigt sich dann aber und nimmt vom Arzt fast schon widerwillig einige Scheine für die Reparatur an, bevor er sich samt Frau und Kindern wieder auf sein noch funktionierendes Gefährt setzt.
Am nächsten Tag wird Amir tot in Narimans Klinik zur Autopsie eingeliefert, was diesen natürlich schockt. Er glaubt, Schuld zu haben, auch wenn es natürlich Moosa war, der seinem Ratschlag nicht gefolgt ist, zum Krankenhaus zu fahren. In der Untersuchung, die Kavehs Lebensgefährtin und Kollegin Sayeh (Hediyeh Tehrani) vornimmt, stellt sich allerdings heraus, dass Amir an einer Lebensmittelvergiftung gestorben ist.
Ist Amirs Vater also doch verantwortlich, der seiner Familie billig auf dem Schwarzmarkt gekaufte Hühner zu essen gab? Moosas Leben scheint in sich zusammen zu brechen – der Sohn ist tot, Frau Leila (Zakiyeh Behbahani) macht ihrem Mann schwere Vorwürfe und will nicht mehr mit ihm zusammen leben. Kein Wunder, dass Rachegedanken im verzweifelten Moosa aufkommen, denn er weiß ja, von wem er das Gammelfleisch bezogen hat. Währenddessen glaubt Kaveh immernoch an seine eigene Schuld.
(© Noori Pictures)
“Eine moralische Entscheidung” ist ein ganz ruhig erzähltes Drama, das intensiv wirkt, da man als Zuschauer mit in den Strudel zwischen Schuld, Verantwortung, Verlust und Trauer gezogen wird. Man lernt Dr. Kaveh Nariman als äußerst gewissenhaften Mann kennen und kann nachvollziehen, dass er eigenes Mitwirken nicht wirklich vertuschen will, sondern im Gegenteil auf genaueste Untersuchung von Amir setzt. Gleichzeitig erlebt der Arzt die Tragödie um Moosa mit und meint, ihm Last von der Schulter nehmen zu können – aber würde dies zu Recht geschehen? Bald schon verschwimmen hier die Grenzen zwischen Tätern und Opfern.
Der Film lebt von seiner guten Geschichte, vor allem aber auch von ganz hervorragenden Akteuren. Navid Mohammadzadeh, Amir Agha’ee, Hediyeh Tehrani und Zakiyeh Behbahani spielen allesamt äußerst überzeugend, man nimmt ihnen jegliche Emotion ab. Ein weiterer starker iranischer Film.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
