Ella und der schwarze Jaguar
Darsteller: Lumi Pollack, Emily Bett Rickards, Airam Camacho, Paul Greene
Regie: Gilles de Maistre
Dauer: 99 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.studiocanal.de/title/ella-und-der-schwarze-jaguar-2024
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY
Kinostart: 1. Februar 2024
Nachdem uns der französische Tier- und Naturfilmspezialist Gilles de Maistre 2018 mit “Mia und der weiße Löwe” beeindruckte, für den er ein Mädchen und ein Löwenkind über drei Jahre mit der Kamera begleitete, und 2021 mit “Der Wolf und der Löwe” über eine außergewöhnliche Tierfreundschaft eine weitere familientaugliche Geschichte präsentierte, die gut zu unterhalten wusste (lies unsere Filmkritik hier), widmet er sich nun in “Ella und der schwarze Jaguar” erneut einer Teenagerin und ihrer besonderen, ungewöhnlich engen Beziehung zu einem Raubtier.
Diese kommt nicht von ungefähr, hat die junge Ella (Airam Camacho) doch ihre Kindheit im Dschungel des Amazonas verbracht und hierbei mit Liebe und Hingabe einen jungen schwarzen Jaguar aufgezogen, dessen Mutter von Wilderern erschossen wurde. Hope nannte sie ihren Begleiter, und diesen vergaß sie auch später nie, als Vater Saul (Paul Greene) nach dem Tod der Mutter (Eva Avila) entschloss, mit ihr wieder zurück in die heimischen USA zu ziehen und dort als Arzt zu arbeiten. Kein Wunder also, dass Ella auch im Teenageralter (Lumi Pollack) noch Bilder vom Jaguar malt, diese ihr Zimmer in New York schmücken und sie sich insgeheim wünscht, wieder in den Dschungel zum indigenen Volk zurück zu kehren, zu dem sie sich damals zugehörig fühlte – und zu Hope.
Dass ihr Vater immer wieder mal Post des Amazonas-Volks bekommen hat, das hat er ihr verschwiegen, dann aber findet Ella den neuesten Brief, in dem der Häuptling Oré (Wayne Charles Baker) davon berichtet, dass eine organisierte Bande von Wilderern Jagd auf seltene Tiere machen würde, die beim Verkauf dann einiges an Geld bringen würden. Da auch die schwarzen Jaguare betroffen sind und der letzte in der Region vermutlich Hope sein könnte, beschließt Ella, aktiv zu werden, lügt Daddy an und macht sich mit ihren Ersparnissen auf eigene Faust auf den Weg zum Amazonas. Begleitet wird sie hierbei – ohne dass sie das will – von ihrer tollpatschigen Lehrerin Miss Shymore (Emily Bett Rickards), die Ella eigentlich am Flughafen abfangen wollte, dann aber zur eigenen Überraschung völlig unvorbereitet selbst im Flieger nach Südamerika sitzt.
Nachdem Gilles de Maistre mit seinen bisherigen Filmen so viel Gespür zeigte, wie man mit guten Geschichten und wundervollen Bildern von Natur und Tieren gute Unterhaltung für ganze Familien liefert, hat er bei “Ella und der schwarze Jaguar” einige falsche Entscheidungen getroffen. Dies ist besonders schade, da die Geschichte an sich Potenzial zu weit mehr gehabt hätte und mit dem Verweis auf geldgierige Wilderei und Eingriff in den Lebensraum indigener Völker natürlich auch ein Plädoyer dafür ist, hier einzuschreiten und entgegenzuwirken.
Diese wichtige Botschaft schwingt mit, wird aber massiv überdeckt vom schlichtweg dümmlichen Klamauk, der durch die trottelig agierende, hysterisch herum schreiende und nicht nur Ella sondern auch das zuschauende Publikum extrem nervende Figur der Miss Shymore in den Streifen gebracht wird. Ihr Verhalten ist durchweg unglaubwürdig, sollte die stets mit gehbehindertem Igel auftretende Biolehrerin doch froh sein, dass Ella ihren Unterricht nicht weiter unterwandert, die sich zum Beispiel aus Tierliebe gegen das Sezieren von Fröschen eingesetzt hatte. Ihr Auftreten wird in Folge nicht logischer und simpel für Gekreische und billigen Slapstick genutzt, und dies wird auch nicht dadurch besser, dass Emily Bett Rickards sie recht ordentlich spielt und am Ende noch mit Aufdecken ehemaliger Ängste eine Prise rührender Ernsthaftigkeit eingestreut wird.
Eigentlich wollten wir doch lieber Lumi Pollack dabei zuschauen, wie sie als Ella in die wundervolle Gegend am Amazonas zurück reist und wieder auf Hope trifft, einem nun gefährlichen Raubtier, auch für sie nach Jahren der Trennung. Lumi spielt gut, weit besser noch die kleine Airam Camacho, die als sechsjährige Ella zu bezaubern weiß, auch in der Interaktion mit dem Jaguarkind. Auf diese Aufnahmen und auch das Einfangen toller Natur in spektakulären Bildern versteht sich Gilles de Maistre bestens, der die Tierszenen komplett mit zwei realen Jung-Jaguaren gedreht hat. Dass diese nicht einer CGI-Schmiede entspringen sieht man nicht nur, das Zusammenspiel mit den beiden Mädels, die viele Monate mit den Tieren verbrachten, um Nähe auch zu entwickeln und nicht nur zu simulieren, ist stark.
Ansonsten aber haben sich Gilles de Maistre und seine Frau Prune als Drehbuchschreiberin komplett verrannt mit dem zwanghaft wirkenden Bestreben, die Zuschauer zum Lachen zu bringen, was zumindest mal bei Erwachsenen so gut wie gar nicht gelingen dürfte, vielleicht bei Kindern bis 12 Jahren noch funktioniert. Leider wirken zudem noch auch Oré (gut gespielt von Wayne Charles Baker) und sein Volk sehr vereinfacht dargestellt, samt Ellas alter bester Freundin, die auch noch eine zu schlicht gestrickte Rolle spielen soll in einem reichlich vorhersehbaren Dschungelabenteuer, das mit Verzicht auf simpelsten Humor weit besser hätte sein können.
Trailer:
Bewertung: 4 von 10 Punkten