Home Film “Freies Land” – der Nachwende-Thriller kommt nicht im Entferntesten an das spanische Original heran

“Freies Land” – der Nachwende-Thriller kommt nicht im Entferntesten an das spanische Original heran

Autor: Mick

"Freies Land" Filmplakat (© Verleih Telepool)

Freies Land

Darsteller: Trystan Pütter, Felix Kramer, Ludwig Simon, Nora Waldstätten
Regie: Christian Alvart
Dauer: 129 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.freiesland-film.de


2014 sorgte der Spanier Alberto Rodriguez mit seinem Film “La Isla Mínima – Mörderland” für allerhand Aufsehen und heimste mit ihm in seiner Heimat so ziemlich alle Preise ein, die es zu gewinnen gab. Er kombiniert darin geschickt einen spannenden Serienkiller-Plot mit den alles andere als aufgearbeiteten gesellschaftlichen Konflikten der Nach-Franco-Zeit der frühen 80er Jahre und schafft so einen atmosphärisch dichten Thriller, der so ganz nebenbei auch noch ein politisch hochbrisantes Thema verhandelt. Der allerdings flog hierzulande doch größtenteils unter dem Radar hindurch und animierte so das Produktionsteam rund um Regisseur, Drehbuchautor und auch noch Kameramann Christian Alvart dazu, die Story mit seinem neuen Werk “Freies Land” nach Deutschland zu transplantieren.

Und das tut es nahezu eins zu eins, ersetzt lediglich die Hitze Andalusiens durch die karge Winterlandschaft des Oderbruchs, in dem 1992 zwei Mädchen vermisst werden. Zur Unterstützung der ortsansässigen Polizei werden die beiden Kriminalbeamten Patrick Stein (Trystan Pütter) und Markus Bach (Felix Kramer) in die ländliche Einöde Ostdeutschlands entsandt, wo sie außer auf einen komplizierten Fall auch noch auf eine Mauer des Schweigens treffen. Die macht die Ermittlungsarbeit nicht unbedingt einfacher, als schließlich feststeht, dass sie es mit einem Sexualmord zu tun haben, und weitere Opfer nicht ausgeschlossen sind.

Christian Alvarts Idee, die Spannungen zwischen der lange Zeit vom Franco-Regime gepeinigten Landbevölkerung und den Behörden auf die vergleichbare DDR-Vergangenheit des Ostens Deutschlands zu projizieren, ist grundsätzlich schlüssig, weist doch die Situation beider Länder nach gerade erst beendetem Totalitarismus auffällige Parallelen auf. Aber während Rodriguez im spanischen Süden eine unmittelbar greifbare, authentische Atmosphäre schafft, trägt er im von ihm kreierten Grau des geradezu gottverlassenen Ostdeutschlands doch ein ums andere Mal ein bisschen zu dick auf. Dabei wird zwar sein gut gemeintes Bestreben deutlich, die Bevölkerung als verzweifelte, berechtigte Wende-Verlierer darzustellen, ganz so verwahrlost, wie er einem mit so manch heruntergekommener Szenerie vorspielen will, kann es aber damals selbst im entlegensten Osten kaum gewesen sein.

Das kostet gewaltig Athentizitätspunkte, während er seinen Thrillerplot ganz nach dem spanischen Vorbild packend vorantreibt. Der schickt die beiden grundverschiedenen Polizisten auf die Spur eines skrupellosen Mädchenhändlerrings, der durch seine Kontakte in die Provinz für frischen Nachwuchs sorgt. Dabei legt Alvarts Adaption wie schon das Original gekonnt falsche Fährten und macht so die Ermittlungen in der einsilbigen Dorfgemeinschaft durchaus spannend. Leider aber sind auch hier die Figuren des Sympathieträgers Stein aus dem Westen und seinem versoffenen, verrufenen Kollegen Bach mit nebulöser Stasi-Vergangenheit, mit dem er wohl oder übel klarkommen muss, derart überzeichnet, dass die sich in ihren Reibereien widerspiegelnden gesellschaftlichen Konflikte schon nach kurzer Zeit fast lächerlich wirken.

Da können die beiden Hauptdarsteller Trystan Pütter und Felix Kramer ihren West- bzw. Ost-Ermittlern noch so eindrucksvoll Profil geben, die unglaubwürdige Überspitzung der Stereotypen im inszenierten Good-Cop-Bad-Cop-Spiel der beiden wirkt dann doch schon nach kurzer Zeit extrem ermüdend. So verkommt die anfangs grundsolide aufgebaute Endzeitstimmung im depressiven Oderbruch schon bald zur reinen Kulisse im lauen Aufguss des fesselnden Originals, der noch dazu einem überaus ärgerlichen Showdown entgegentreibt.

Trailer:

Bewertung: 3 von 10 Punkten

 

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