Freud – Jenseits des Glaubens
Darsteller: Anthony Hopkins, Matthew Goode, Liv Lisa Fries, Jodi Balfour
Regie: Matthew Brown
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
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Kinostart: 19. Dezember 2024
Dass sich Sigmund Freud in den Wochen vor seinem begleiteten Selbstmord am 23. September 1939 noch zu einem längeren Gespräch mit einem Professor der University of Oxford traf, das ist überliefert – aber nicht, mit wem er zusammen war. In Matthew Browns “Freud – Jenseits des Glaubens” wird angenommen, dass es der irische Literaturwissenschaftler und Schriftsteller C.S. Lewis gewesen sei, der ab 1950 mit der Kinderbuchserie “Die Chroniken von Narnia” zu Weltruhm kommen sollte und nach Diskussionen u.a. mit dem befreundeten J. R. R. Tolkien zum Christentum bekehrt als bekannter Verteidiger des christlichen Glaubens galt.
Wir befinden uns in London, wohin Freud (Anthony Hopkins) ist mit seiner Tochter Anna (Liv Lisa Fries) geflohen ist, nachdem das Nazi-Regime ihm in Wien schon bedrohlich nahe gekommen war. Den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die Kriegserklärung des Vereinigten Königreichs an Deutschland nehmen beide mit Bestürzung zur Kenntnis, doch der berühmte Arzt und Psychoanalytiker hat auch massive persönliche Probleme, ist sein nicht mehr behandelbarer Kieferkrebs doch weit fortgeschritten und sorgt für große Schmerzen, üble Gerüche und eine definitive Endzeitstimmung – nicht umsonst hat Freud eine Todespille stets parat.
Als Anna, die als Psychoanalytikerin selbst erfolgreich und angesehen ist, ihre Arbeit aber der Unterstützung des Vaters unterordnet, an diesem Tag das Haus verlässt, kommt C.S. Lewis (Matthew Goode) auf Einladung Freuds gerade zu Besuch, und schnell entwickelt sich im Arbeitszimmer ein streitbarer, aber stets auch respektvoll geführter Dialog zwischen ihm, der früher Atheist war und nun Gottesglauben propagiert, und Sigmund Freud. Der 83-Jährige versucht zu ergründen, was Lewis bekehrt hat und wie gut seine Argumente für den Glauben sind, mit der These, dass zu wenig Hinterfragung desselben immensen Schaden anrichten kann. So reden die beiden angeregt über Gott, aber nicht nur.
Dass “Freud – Jenseits des Glaubens” die Umsetzung eines Theaterstücks ist, das kann man sich bei dem Kammerspiel mit nur kleinen Ausflügen raus aus Freuds Arbeitszimmer gut denken. “Freud’s Last Session” – so auch der Originaltitel des Films – heißt das Stück von Mark St. Germain, der nun zusammen mit Regisseur Matthew Brown auch das Drehbuch verfasste, und seine Arbeit wiederum basiert auf dem 2002 erschienenen Buch “The Question of God” von Armand Nicholi.
Dieses trägt den Untertitel “C.S. Lewis and Sigmund Freud Debate God, Love, Sex, and the Meaning of Life”, was gut verdeutlicht, dass es in seinem erdachten Gespräch um weit mehr geht als den Glauben. So ist es dann auch im Film, wobei der christliche Diskurs schon das zentrale Thema bildet. Das könnte langweilig sein, ist es aber ganz und gar nicht, bekommen wir doch sehr interessante und auch zum eigenen Nachdenken anregende Thesen der beiden geboten, stets intelligent vorgebracht und abwehrend, aber nie abschätzig. Man spürt die Hochachtung beider füreinander, wobei Freud mit all seiner Erfahrung im eigenen Haus natürlich gefestigter wirkt, aber durch seine Leiden im Gefühl der nahenden Endlichkeit auch Offenheit aufblitzen lässt – in beschränktem Maße.
Es macht Spaß, sich diese fiktive, wortgewandte Diskussion anzuschauen, vor allem, weil Anthony Hopkins mal wieder brilliert, ihm mit Matthew Goode aber auch ein starker Gesprächspartner gegenüber steht. Liv Lisa Fries kann als Anna ebenfalls überzeugen, die nebenbei noch daran arbeitet, ihrem Vater die lesbische Beziehung zur Dorothy Tiffany Burlingham (Jodi Balfour) zu gestehen, mit der sie ein Zentrum für Kinderpsychologie gegründet hat. “Freud – Jenseits des Glaubens” lässt sich als Streifen abseits jeglichen Blockbuster-Kinos gut anschauen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten