Home Film “Gott, du kannst ein Arsch sein!” – der lebensbejahende Roadtrip einer Todkranken weiß zu gefallen

“Gott, du kannst ein Arsch sein!” – der lebensbejahende Roadtrip einer Todkranken weiß zu gefallen

Autor: Tobi

"Gott, du kannst ein Arsch sein!" Filmplakat (© LEONINE)

Gott, du kannst ein Arsch sein!

Darsteller: Sinje Irslinger, Max Hubacher, Heike Makatsch, Til Schweiger
Regie: André Erkau
Dauer: 97 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/156080/gott-du-kannst-ein-arsch-sein.html
Facebook: facebook.com/GottdukannsteinArschsein.Film


Wenn ein Film nicht auf einer wahren Geschichte basiert, sondern lediglich von ihr inspiriert ist, dann weiß man bereits, dass vieles von dem, was man sieht, nicht so passiert ist. So ist es auch bei “Gott, du kannst ein Arsch sein!”, der lose an das gleichnamige Buch von Frank Pape andockt, welches die Geschichte von Stefanie erzählt. Im wahren Leben begann die erst 15 Jahre alte Teenagerin, ihre Gefühle und Gedanken in einem Tagebuch nieder zu schreiben, als unheilbarer Krebs bei ihr diagnostiziert wurde. Frank Pape, ein Bekannter der Familie, arbeitete als Notfallseelsorger und in der Hospizhhilfe, kümmerte sich in der schweren Zeit um Stefanie und erfüllte ihr den größten Wunsch, viel Zeit mit Pferden zu verbringen, besonders mit der geliebten Stute Luna, in deren Beisein Stefanie schließlich 296 Tage nach der Diagnose verstarb. Im Film sind die Voraussetzungen zwar die gleichen, es geht aber nicht auf den Reiterhof, sondern nach Paris, so dass der Roadtrip zum zentralen Handlungselement wird und eine zusätzlich erdachte Romanze anstatt eines Pferdes neue Freude ins schicksalshaft begrenzte Leben bringt.

Für Steffi (Sinje Irslinger) scheint alles gut zu laufen. Den Schulabschluss hat sie sicher, eine Ausbildungsstelle in Aussicht und mit ihrem Freund Fabian (Jonas Holdenrieder) plant sie schon ihr erstes Mal, das romantisch in Paris stattfinden soll auf der bevorstehenden Abschlussfahrt. Dann jedoch trifft sie wie aus dem Nichts die niederschmetternde Diagnose, dass sie an unheilbarem Krebs erkrankt sei und ihr nicht mehr viel Zeit zum Leben bleibe. Als letzten Strohhalm klammern sich die Eltern Eva (Heike Makatsch) und Frank (Til Schweiger) an die Hoffnung, dass eine umgehend startende Chemotherapie vielleicht doch noch etwas bewirken könnte, und so machen sie Steffi klar, dass sie nicht mit den anderen nach Paris fahren kann.

Das will diese allerdings nicht akzeptieren, und als sie den bereits fahrtüchtigen Zirkusartisten Steve (Max Hubacher) wiedertrifft, der gerade der Manege wie auch seinem Vater (Jürgen Vogel) entfliehen möchte, schnappen die beiden sich den von Steffis Vater hergerichteten, alten Pick-up und machen sich auf den Weg in die Stadt der Liebe. Das wiederum missfällt natürlich den überrumpelten Eltern, und so nehmen diese die Verfolgung auf, um Steffi zur Vernunft zu bringen.

"Gott, du kannst ein Arsch sein!" Szenenbild (© LEONINE)

Bei gemeinsamen Drinks kommen Barfrau Tammy (Jasmin Gerat) und Steffi (Sinje Irslinger) ins Gespräch. (© LEONINE)

Dass Regisseur André Erkau sich gerne auch mal schwierigen Themen annimmt, weiß man bereits von “Das Leben ist nichts für Feiglinge” (2012) und “Happy Burnout” (2017). Für “Gott, du kannst ein Arsch sein!” hat Tommy Wosch, der den Film auch produziert hat, mit Co-Autorin Katja Kittendorf ein Drehbuch erarbeitet, das ihm ein tragikomisches Roadmovie ermöglicht.

Im Gegensatz zu vielen der seit dem Erfolg von “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” (2014) nicht mehr raren Dramen über mit bevorstehendem Tod konfrontierte Teenager drückt der Film hierbei über lange Strecken sehr wenig auf die Tränendrüse, ist vielmehr eine lebensbejahrende Liebeserklärung an das Dasein und sorgt mit mal einfach schönen, mal auch witzigen Momenten für eine unerwartet gute Stimmung.

Natürlich entwickelt sich die Handlung nicht geradlinig und beide fahren nicht einfach mal durch nach Paris, sondern es werden einige abenteuerliche Momente eingestreut, ob Steffi nach einem Zoff von Steve einfach mal sitzen gelassen wird, sie mit einer Kneipenwirtin (stark: Jasmin Gerat) feiert und sich dann das titelgebende Tattoo stechen lässt, der Ritt auf einer Kuh und Snowboardfahren zur Liste der letzten Vorhaben gehören oder Steve sie unerbeten ans Meer bringt.

Diese Anspielung auf den Schweiger-Erfolg “Knockin’ on Heaven’s Door” (1997) geht dann allerdings doch etwas zu weit, ebenso wie die überzogene Einbindung von Benno Fürmann als gewalttätiger Tankstellenbetreiber. Ansonsten aber lässt sich das Ganze gut anschauen und die AkteurInnen wissen zu gefallen, allen voran die toll spielende Sinje Irslinger, die eine gute Chemie zu Max Hubacher entwickelt. Selbige existiert auch zwischen Heike Makatsch und Til Schweiger, der als leicht schusseliger Pastor in seinen lockeren Momenten allerdings weit mehr zu überzeugen weiß als in den dramatischen.

Ihre Verfolgung von Steffi und Steve nimmt durchaus einigen Platz ein und sorgt dafür, dass hier gleich zwei unterhaltsame Roadtrip-Stränge zu sehen sind. Und am Ende wird es dann doch noch berührend emotional in einem guten Finale des Films, der das Leben mit seinen Freuden insgesamt weit mehr in den Mittelpunkt stellt als den unausweichlichen Tod.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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