The Green Knight
Darsteller: Dev Patel, Alicia Vikander, Joel Edgerton, Sean Harris
Regie: David Lowery
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.thegreenknight-film.de
Facebook: facebook.com/Telepool
Wie viele Verfilmungen der legendären Sage von König Artus gibt es eigentlich? Zumindest genügend, um von der derben Komödie der Monty Pythons bis hin zum Disney-Zeichentrickfilm so ziemlich das gesamte vorstellbare Spektrum des Kinos abzudecken. Das aber hielt David Lowery („Eliott, der Drache“, „A Ghost Story“) in keiner Weise davon ab, diesem umfangreichen Verzeichnis einen weiteren, ganz persönlichen Eintrag hinzuzufügen. Genau genommen handelt es sich bei seiner Adaption der aus dem 15. Jahrhundert überlieferten Erzählung „Sir Gawain und der Grüne Ritter“ sozusagen um einen, neudeutsch so schön als Spin-off bezeichneten, Ableger der Hauptgeschichte vom englischen Sagenkönig. Denn hauptsächlich dreht sich sein neues Werk „The Green Knight“ um die Herausforderungen von Arturs Neffen Gawain (Dev Patel).
Der nämlich sieht sich, nach trister Jugend kaum in die Tafelrunde des Königs aufgenommen, mit dem eines kalten Silvesterabends in der Tür stehenden, buchstäblich baumlangen Grünen Ritter konfrontiert, der den mutigsten der Runde auffordert, ihm entgegenzutreten. Demjenigen, der ihn im Kampf besiegt, soll ein durch die von ihm mitgebrachte Axt symbolisiertes, sorgenfreies Jahr beschieden sein. Allerdings erklärt sich derjenige gleichzeitig bereit, ihn nach Verstreichen der Jahresfrist aufzusuchen und von ihm mit der Axt den gleichen Schlag zu empfangen, der die Niederlage besiegelt hat. Von der eigenen Courage völlig überrascht, bietet ihm der sonst eher zurückhaltende Gawain sofort die Stirn und schlägt ihm kurzerhand den Kopf ab.
Welch ein schön erdachtes Szenario der mittelalterlichen Vorlage, das sich der ausgesprochene Freund des besonderen Independent-Kinos Lowery hier zunutze macht. Denn Gawain ist damit zwar eindeutiger Gewinner des Duells und angehender Genießer einer angenehmen Zeit, obwohl sich der geschlagene Hüne sogleich mit dem Kopf unterm Arm davonmacht, jedoch nicht ohne Gawains Schuld noch einmal explizit einzufordern. Fast gleichzeitig aber wird dem bewusst, in was für eine Situation er sich da gebracht hat. So hält sich der Film auch nicht lange mit dem schönen Jahr auf, sondern begleitet viel mehr gleich den überaus beunruhigten Gawain, dessen Frist bald abzulaufen droht.
Mit seinem in kalten Grautönen gehaltenen, düsteren Mittelalterdrama nimmt uns der Regisseur mit in die Gefühlswelt des jungen Gawain, der zwischen Feigheit und Stolz hin- und hergerissen ist, sich aber letztendlich zur Grünen Kapelle aufmacht, um dort seinen Teil der Abmachung einzuhalten. Das ist durch die hintergründige Psychologie durchaus interessant, handelt damit nicht nur so große Themen wie wichtige Entscheidungen des Lebens und Tugendhaftigkeit ab, sondern regt mit Gawains Handeln durch Dev Patels einfühlsames Spiel zu eigenen Gedankenspielen an. Dass der Streifen dabei auf Gawains vordergründigem Weg zum Grünen Ritter mit seinen epischen Einstellungen fast meditativ wirkt, darf da nach Lowerys „A Ghost Story“ (2017), in dem ein in ein Bettlaken gehüllter Schauspieler als Geist minutenlang nahezu regungslos im Raum steht, nicht mehr überraschen, stellt allerdings auch hier wieder unsere Geduld bei aller dadurch kreierter drückender Atmosphäre gewaltig auf die Probe.
Und doch hat der Film seinen Reiz, besticht durch stimmungsvoll komponierte Bilder und macht Gawains Reise, auf der so manche Probe auf ihn wartet, trotz oder vielleicht sogar gerade wegen eher getragenen Tempos zu einem außergewöhnlichen Erlebnis, das im ultimativen Chraktertest kulminiert. Somit hat sich Lowerys Drama, das die Stimmung des Mittelalters aus jeder Pore ausströmt, auch im allgemeinen Revival der Thematik mit Fantasy-Serien wie „Game of Thrones“ seinen Platz in der Reihe der Artus-Filme redlich verdient.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten