Happy Family
Animation
Regie: Holger Tappe
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website:www.warnerbros.de/kino/happy_family.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosFamilyMovies
Animationsfilme kommen ja heutzutage reihenweise in unsere Kinos. Über “Happy Family” gibt es trotzdem Außergewöhnliches zu berichten, handelt es sich trotz des englischen Titels nämlich um eine rein deutsche Produktion. Das war es aber dann auch schon mit Besonderheiten. Unter der Regie und in Produktion von Holger Tappe (“Urmel aus dem Eis”, “Konferenz der Tiere”) wurde der Bestseller von David Safier nämlich durchaus mit internationaler Ausrichtung realisiert. So ist die im Mittelpunkt stehende Familie Wünschmann nur im Deutschen selbige, agiert ansonsten als Familie Wishbone. Zusammen mit Catharina Junk hat Autor Safier zudem im Drehbuch einiges auf internationales Parkett gehievt, so dass die Wünschmanns beispielsweise nicht mehr in Deutschland leben, sondern in New York. Klar, wenn man auf internationalen Erfolg schielt, dann sind die Änderungen nachvollziehbar – und schließlich bekam Tappe für die englische Fassung dann auch mit Emily Watson (“Everest”, “War Horse”), Jason Isaacs (“Harry Potter”), Nick Frost (“Shaun of the Dead”) und Jessica Brown Findlay (“Downton Abbey”) namhafte Synchronstimmen an Bord.
In der deutschen Fassung, der mit den Wünschmanns, sind zumindest Hape Kerkeling als Dracula und Oliver Kalkofe als sein buckliger kleiner Butler Renfield namhaft, na immerhin. Andererseits sprechen – im wahrsten Sinne des Wortes – Prominente ja nicht zwingend für Qualität, weshalb wir uns mit der Synchronisation auch nicht groß aufhalten wollen, an ihr hapert es nämlich nicht. Auch die Animation ist durchaus gut gelungen, Ambient Entertainment hat hier professionelle Arbeit geleistet, so dass der Film gerade in 3D durchaus optische Freude bereitet. Die Handlung an sich weiß den Zuschauer, der aus Kinder-Kleidergrößen heraus gewachsen ist, allerdings nicht mehr komplett zu fesseln.
Die Wünschmanns leben als Familie aneinander vorbei. Mutter Emma besitzt eine kriselnde Buchhandlung, Vater Frank ist ein dauerhaft überarbeiteter Luschi geworden, die Tochter Fee träumt sich pubertierend durchs Leben und der jüngere, hochintelligente Sohn Max wird von Mitschülern gemobbt. Durch einen Zufall hat Emma, auf der Suche nach Vampirzähnen für ein Kostümfest, den echten Dracula am Handy – dieser leckt sozusagen Blut und würde seine Einsamkeit gerne mit Emma beenden, da er ihre Stimme so mochte. So schickt er die Hexe Baba Yaga mit dem Auftrag, Emma in einen Vampir zu verwandeln und zu ihm zu bringen. Die in die Jahre gekommene Hexe verwandelt allerdings versehentlich die ganze Familie beim Kostümfest-Besuch, und so wird Emma zur Vampirin, Frank zu Frankenstein, Fee zur Mumie und Max zum Werwolf. Der Zauber kann nur gebrochen werden, wenn sie eine glückliche Familie werden – aber das wissen die Wünschmanns nicht. Vielmehr jagt die Monster-Familie die Hexe über den halben Globus, um den Fluch wieder los zu werden – denn Draculas Frau will Emma dann doch nicht sein.
Auch wenn die Animation ansprechend ist, weiß die Umsetzung für die große Leinwand nur bedingt zu gefallen. Viel zu sehr setzt Tappe auf Slapstick mit jeder Menge Hinfallen, Zusammenstoßen und Dumm-aus-der-Wäsche-gucken. Dazu soll oftmaliges, wenn auch stressbedingtes Blähen von Vater Frank oder dann auch Frankenstein zum Schenkelklopfer werden, was eher nur bei den Allerkleinsten gelingen dürfte. Es wird auch nicht ganz klar, warum Emma am Anfang Dracula am Telefon haben muss, während im Buch Baba Yaga als halbtote Bettlerin den Familien-Streit mitbekommt und daraufhin bewusst die gesamte Familie verhext. Das hätte man nicht ändern müssen, während die im Roman erwähnte Liebelei mit Dracula im Whirlpool oder Gespräche über den letzten Sex hier wohl bewusst außen vor gelassen wurden, schließlich sollte der Film ja ohne Altersbeschränkung in die Kinos kommen. Für den meisten Spaß sorgen die drei ganz witzigen Fledermäuse in Draculas Schloss, und in Ägypten ist die Begegnung Fees mit Imothep durchaus rasant, aber insgesamt ist “Happy Family” doch ein sehr mittelmäßiger Animationsfilm.