Hard Powder
Darsteller: Liam Neeson, Tom Bateman, Tom Jackson, Julia Jones
Regie: Hans Petter Moland
Dauer: 119 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.studiocanal.de/kino/hard_powder
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY
Über einen Mangel an Arbeit kann sich der Norweger Hans Petter Moland sicherlich nicht beklagen. Gerade erst im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale mit seinem jüngsten Werk “Out Stealing Horses” angetreten, der noch dazu mit dem Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung ausgezeichnet wurde, bringt er auch schon seine vorangegangene Produktion “Hard Powder” in die hiesigen Kinos. Und dabei bricht er auch noch ganz ungeniert mit dem ungeschriebenen Gesetz, dass man seine eigenen Werke nicht wiederverfilmen soll. Denn der Thriller ist nichts anderes als ein Remake seines Films “Kraftidioten”, der wegen seines schwarzen Humors auf der Berlinale 2014 – die Liebe zu den Berliner Filmfestspielen scheint bei ihm ungebrochen zu sein – reichlich Aufsehen erregt hat, und den er nun tatsächlich höchstselbst für den amerikanischen Markt neu auflegt.
Das vergleicht er selbst im Presseheft mit einer Theaterinszenierung, die ja schließlich auch bei jeder Neuaufführung an eine andere Stadt adaptiert werden muss, und sah es als Herausforderung, sich nun mit komplett neuen Schauspielern an ein völlig anderes Publikum zu wenden. Ein beträchtlich höheres Budget und damit verbundene erweiterte Freiräume mögen bei seiner Entscheidungsfindung vielleicht auch eine gewisse Rolle gespielt haben.
Jetzt also Liam Neeson statt Stellan Skarsgård, der sich in der Eiswüste von Colorado als einsamer Rächer Nels Coxman auf die Jagd nach den Mördern seines Sohnes Kyle macht. Und mit dieser Rolle kennt er sich ja bestens aus, hat er es doch auch in der Taken-Trilogie schon sozusagen als Ein-Mann-Armee mit so manchem Verbrecherclan aufgenommen. Hier allerdings ist sein friedliebender Schneepflugfahrer Nels doch deutlich unbedarfter und steigert sich erst in seinen Rachefeldzug gegen das örtliche organisierte Verbrechen hinein, als er erfährt, wer eigentlich hinter dem scheinbaren Überdosis-Tod seines Sohnes steckt.
Moland legt seinen temporeichen Thriller wieder ohne große Anlaufzeit als One-Man-Show seines Sympathieträgers Nels an, mit dem wir uns knallhart langsam durch die Hierarchie des Mafiakartells arbeiten, bis die Hintergründe von Kyles nahezu willkürlichem Tod deutlich werden. Die gewalttätigen Szenen versieht er dabei ein ums andere Mal mit erfrischendem schwarzem Humor, der ihm ja schon für das Original Vergleiche mit den Coen-Brüdern oder gar Quentin Tarantino beschert hat. Das nimmt dem phasenweise grenzwertigen, blutigen Gemetzel einiges an Schärfe und macht den Film so durchaus ansehnlich. Unterstützt durch die eingeflochtenen, mitunter mit Wortspielen arbeitenden, witzigen Dialoge ist das Ganze auch wirklich unterhaltsam, schießt aber teilweise etwas übers Ziel hinaus.
So folgt man der Verwicklung eines indigenen Konkurrenzclans in die Auseinandersetzung zwischen Nels und dem Syndikat des skrupellosen Mafiabosses Viking (Tom Bateman) zwar überaus amüsiert, mitunter aber bleibt einem doch ob der expliziten Brutalität das Lachen im Halse stecken. Ob diese Auseinandersetzung mit Gewaltverherrlichung auf einer höheren Ebene von Moland beabsichtigt war, darf getrost bezweifelt werden, macht den Streifen jedoch gerade wegen seiner Ambivalenz zu einem interessanten Erlebnis.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten