Home Film “Here” – das originelle Familiendrama hält weitgehend auf Distanz

“Here” – das originelle Familiendrama hält weitgehend auf Distanz

Autor: Mick

"Here" Filmplakat (© DCM)

Here

Darsteller: Robin Wright, Tom Hanks, Paul Bettany, Kelly Reilly
Regie: Robert Zemeckis
Dauer: 104 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: dcmstories.com/movie/here
Facebook: facebook.com/dcmstories
Instagram: instagram.com/dcmfilm
Kinostart: 12. Dezember 2024


Regisseur Robert Zemeckis („Forrest Gump“, „Zurück in die Zukunft“) kann guten Gewissens als Pionier des amerikanischen Kinos bezeichnet werden. Denn schon immer versuchte er den Stand der Technik für seine Filme zu nutzen und erzielte damit immer wieder erstaunliche Resultate. Montierte er bei seinem geradezu revolutionären Oscar®-Gewinner „Forrest Gump“ (1994) noch teilweise die fiktive Handlung meisterhaft in historische Originalaufnahmen, so wartet er jetzt in seinem neuen Werk „Here“ mit einer weiteren äußerst originellen Idee auf: Die Hauptrolle seiner neuen Geschichte, die er in seiner nach „Forrest Gump“ zweiten Script-Zusammenarbeit mit Eric Roth aus einer Graphic Novel des Amerikaners Richard McGuire entwickelte, spielt einfach ein Wohnzimmer, das in komplett unveränderter Kameraeinstellung als Bühne für das Geschehen im Wandel der Zeiten dient.

Das ist wirklich innovativ, dabei weiß man anfangs noch gar nicht so recht, wo Zemeckis mit uns hinwill, so unkonventionell zeigt er uns kleinen Historienclips gleich die Veränderung eines Stücks Land, welches bald den Blick auf eine Gründerzeitvilla freigibt und auf dem später auch ein Haus mit besagtem Wohnzimmer stehen soll. Da ist es doch etwas irritierend, dass uns in seinem Bildausschnitt in schneller Folge abwechselnd Dinosaurier, Ureinwohner, erste Siedler oder Bürgerkriegsgeschehen begegnen, und doch mündet alles regelmäßig wieder in ein und derselben Totalen eines Raumes, in dem sich im weiteren Verlauf verschiedene Familienschicksale ereignen werden.

Eigentlich eine ganz nette Idee, hat man sie erstmal verstanden. Dass sich der Regisseur aber zur Überblende zwischen den vielen Zeitebenen, deren Wechsel obendrein recht willkürlich erscheint, digital eingearbeiteter Fenster bedient, ist dann doch des Guten ein bisschen zu viel, entstellt seine ansonsten harmonisch arrangierten Bilder wie ein Fremdkörper und wirkt vor allem von Anfang an wie eine unnötige Spielerei. Was aber wäre aus Robert Zemeckis geworden, wenn er nicht ständig seinem Spieltrieb nachgegeben hätte? Viele seiner verspielten und gerade deswegen fast genialen Werke wären uns vorenthalten geblieben und hätten uns so manch freudiges Erlebnis gekostet. „Here“ jedoch ist deutlich überambitioniert und opfert leider seine Geschichte der Experimentierfreude.

"Here" Szenenbild (© DCM)

Tom Hanks und Robin Wright (© DCM)

Der Plot nämlich besteht aus dem Leben mehrerer Familien, die nacheinander das Haus bewohnen und den jeweiligen Zeitgeist auf uns übertragen sollen. Ob nun das junge Pärchen Pauline und John Anfang des 20. Jahrhunderts, wo John ständig Gefahr läuft, seine Fliegerleidenschaft mit dem Leben zu bezahlen oder nach ihnen Stella und Erfinder Leo in den Zwanzigern, sie alle können uns nicht richtig packen. Seltsam distanziert verfolgen wir das Geschehen in deren guter Stube, die immerhin in Kombination mit den Kostümen detailverliebt die verschiedenen Zeiten spiegelt und für ganz Begriffsstutzige sogar immer wieder durch kulturelle Einschübe aus Radio oder Fernsehen unterstützt wird.

Am ehesten beschäftigt uns da noch das Schicksal der Youngs, die Ende des Zweiten Weltkriegs gleich zu sechst einziehen und dann trotz des wilden Wechsels zwischen den Ebenen irgendwie das Zentrum des Films bilden. Auch die aber erfüllen überwiegend Stereotypen, wenn Patriarch und Kriegsveteran Al (Paul Bettany) regelmäßig seinen Frust im Alkohol ertränkt und seine Frau Rose (Kelly Reilly) sowieso nichts zu sagen hat. Ihr Erstgeborener Richard (Tom Hanks) immerhin, dem wir regelrecht beim Aufwachsen zusehen können, bringt mit seiner plötzlich schwangeren Highschool-Liebe Margaret (Robin Wright) ein bisschen Leben in die Bude.

Nicht nur können wir die dank verblüffendem KI-Rendering wieder blutjungen Hanks und Wright beim Umgang mit ihren neu entstandenen Ansprüchen verfolgen. Sie allein bringen mit dem Abschied von ihren Lebensträumen zugunsten eines rationaleren, mit ihrer neuen Verantwortung erwachsenen, Lebensentwurf ein wenig Tiefe in die ansonsten weitgehend oberflächliche Handlung. So sehr uns hier bei ihrem Altern auch die Technik begeistern mag, letztendlich verschenkt Zemeckis seine originelle Idee der einzigen Einstellung mit allzu blassen Figuren und kann uns mit seinem Wandel durch die amerikanische Geschichte zu selten wirklich berühren.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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