Home Film “Hexen hexen” – die Neuverfilmung bringt schaurig gute Unterhaltung

“Hexen hexen” – die Neuverfilmung bringt schaurig gute Unterhaltung

Autor: Tobi

"Hexen hexen" Filmplakat (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Hexen hexen

Darsteller: Anne Hathaway, Octavia Spencer, Stanley Tucci, Kristin Chenoweth
Regie: Robert Zemeckis
Dauer: 104 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Facebook: facebook.com/WarnerBrosFamilyMovies


Als das 1983 erschienene Kinderbuch “Hexen hexen” des englischen Schriftstellers Roald Dahl 1990 erstmals von Regisseur Nicolas Roeg für das Kino umgesetzt wurde, gab es viel Lob von Kritikern und Publikum, und das nicht nur für die voll überzeugende Anjelica Huston in der Rolle der Oberhexe. 30 Jahre später bringt der für “Forrest Gump” 1995 mit einem Oscar® prämierte und auch für die “Zurück in die Zukunft”-Trilogie bestens bekannte Robert Zemeckis den Stoff erneut in die Kinos.

Mit der Neuadaption bewegt sich Zemeckis, der das Drehbuch zusammen mit Guillermo del Toro und Kenya Barris geschrieben hat, noch näher am Original und bringt doch auch einige Änderungen. Abgesehen von einem etwas abweichenden Ende mit guter Pointe verlegt er die Handlung aus dem England der 80er-Jahre nach Alabama im Jahr 1969, wo ein Junge (Jahzir Kadeem Bruno) bei einem Autounfall seine Eltern verliert und fortan von seiner liebevollen Großmutter (Octavia Spencer) aufgezogen wird. Dass beide hier nun Schwarze sind, bringt rein politisch keine Auswirkungen mit sich, passt vielleicht aber noch besser zur im Film immer wieder geschickt verwendeten Soul-Musik. Mit einer Tanz- und Gesangs-Performance zu “Reach Out (I’ll Be There)” von den Four Tops versucht Oma allerdings zunächst vergeblich, den traumatisierten Jungen etwas aufzuheitern, während der Kauf einer Maus als Haustier dann doch etwas Freude zurück bringen kann.

Die erzählte Geschichte ist ein Rückblick, warnt der inzwischen erwachsene, damalige Junge doch eine Gruppe von Kindern zu Beginn des Films mittels eines Diavortrags davor, dass Hexen wirklich existieren und überall unter uns sein könnten, um Kinder auszulöschen. Dies ist dann auch in der Haupthandlung nicht anders. Hier verschlägt es unsere Protagonisten in ein mondänes Seebad, um im prunkvollen Strandhotel weit weg von zu Hause zu sein, wo der Junge in einem Laden anscheinend von einer Hexe angesprochen wurde – schließlich hat die Großmutter einschlägige Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht, wie diese aussehen und wirken.

Im Hotel ist es schön, aber nicht sonderlich spannend, mal abgesehen davon, dass der Junge seine eingeschmuggelte Maus vor allen Bedienstenen verstecken muss. Das ändert sich, als eine Gruppe von selbstverliebten Damen anreist, um ein Treffen der Königlichen Gesellschaft zur Verhinderung von Kindesmisshandlungen abzuhalten. Wie der Junge heraus findet, als er sich im Versammlungssaal versteckt, handelt es sich in Wirklichkeit um Hexen, die von ihrer Anführerin (Anne Hathaway) darauf eingeschworen werden, wie sie mit einem kleinen Zaubertrank Kinder in Mäuse verwandeln können. Anhand des naschaffinen und mit Schokolade angelockten Jungen Bruno (Codie-Lei Eastick) demonstriert sie kurz die Wirkungsweise, und auch der Waisenjunge wird bald entdeckt und zum kleinen Vierbeiner. Mutig entwickelt er aber einen Plan, die Hexen zu stoppen.

"Hexen hexen" Szenenbild (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved. Photo: Daniel Smith)

(© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved. Photo: Daniel Smith)

Eigentlich hatte Guillermo del Toro (Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von “The Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers”) schon vor zwölf Jahren die Idee, “Hexen hexen” neu zu verfilmen, in Stop-Motion-Technik. Statt dieser sehen wir nun eine mit modernen Effekten bestens unterstützte Mischung aus Realfilm und fotorealistischer Animation, die nicht nur bei den Mäusen toll gelungen ist. Robert Zemeckis war vermutlich genau der Richtige, um die Neuadaption zu realisieren – zumindest überzeugt das Ergebnis auf ganzer Linie, und Guillermo del Toro hat sich nicht nur am Drehbuch beteiligt, er gehört neben Zemeckis auch zu den Produzenten des Streifens, so wie übrigens auch der für große Momente ebenso bekannte Alfonso Cuarón (Regisseur von “Harry Potter und der Gefangene von Askaban”, “Gravity” oder “Roma”, bei letzteren beiden auch Drehbuchautor und Produzent).

Schauspielerisch wissen Anne Hathaway, Octavia Spencer und Nachwuchstalent Jahzir Kadeem Bruno zu überzeugen, und neben ihnen brilliert auch Stanley Tucci in seiner Rolle als leitender Hotelmanager Mr. Stringer. Nicht vergessen werden soll auch die musikalische Untermalung von Alan Silvestri, dessen klassischer Score zusammen mit den gewählten Motown-Hits optimal funktioniert.

Zemeckis’ “Hexen hexen” ist ein äußerst unterhaltsamer Film, der eine spannende Geschichte erzählt, gespickt mit schwarzem Humor, Herzenswärme, Huldigung der richtigen Tugenden wie Mut und Zusammenhalt – und auch einigen gruseligen Schreckmomenten, wurde doch nicht an Effekten gespart, um die Oberhexe einige Male fies diabolisch werden zu lassen. Dies erklärt dann auch die Freigabe ab 12 Jahren. Für alle ab diesem Alter aber, bis hin zu Erwachsenen, wird hier ein toller Film geboten, der kurz vor Halloween gerade richtig im Kino startet. Dass er dort dann nur wenige Tage gespielt werden darf, bevor die Lichtspielhäuser trotz hervorragender Hygiene-Konzepte und fehlender nachgewiesener COVID-19-Ansteckungen im kompletten November geschlossen werden müssen, ist tragisch. Der Streifen besitzt aber genug Magie, um auch den Dezember oder Januar unterhaltsamer zu machen.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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